Im Schauspielhaus Graz fand eine beeindruckende Uraufführung der neuen Produktion „Chronik der laufenden Entgleisungen (Austria revisited)“ von Thomas Köck statt. Die Inszenierung wurde von Marie Bues geleitet und zieht mit ihrer packenden Darstellung die Zuschauer in ihren Bann. Am kommenden Samstag steht bereits die Marathonlesung im Literaturhaus Wien an, die den Text in seiner vollen Länge präsentiert.
Die Inszenierung besticht durch innovative Kostüme, entworfen von Amit Epstein. Die sechs Schauspielerinnen und Schauspieler treten in roten Adidas-Jogginganzügen auf, deren weiße Streifen an die österreichische Flagge erinnern. Eingeschlossen in einen kleinen, halbtransparenten Kubus, schaffen sie mit einem chaotischen Murmeln, das immer wieder durch Worte über Wahlen unterbrochen wird, eine dichte, anregende Atmosphäre. Die Nationalratswahl am Sonntag steht dabei im Fokus und fließt als zentraler Punkt durch die gesamte Aufführung.
Intensive Darstellung gesellschaftlicher Konflikte
Köcks Text ist eine Collage aus Tagebucheintragungen und persönlichen Erinnerungen, die aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreift. Die erzählten Szenen reichen von der Spaltung der Gesellschaft über Diskriminierung bis hin zu rechtsextremen Vorfällen. Durch diese Verknüpfung werden die unterschiedlichen Facetten von Diskriminierung und sozialen Spannungen greifbar gemacht. Schauspieler wie Mervan Ürkmez und Otiti Engelhardt wechseln gekonnt zwischen bitterem Humor und erschütternder Ernsthaftigkeit, was den Zuschauern die Fragilität der derzeitigen politischen Lage vor Augen führt.
Lasst sich die gesellschaftliche Stimmung in Österreich durch die künstlerische Auseinandersetzung verändern? Dies bleibt fraglich, jedoch lässt die Präsentation beim Publikum tiefere Einblicke in brisante Themen zu. Die Bühne, gestaltet von Heike Mondschein, verstärkt durch Videoprojektionen im Hintergrund, gibt dem Stück zusätzlichen Raum zur Entfaltung.
Das Publikum wird während der zweistündigen Vorstellungen besonders gefordert, da es keinen durchgehenden Handlungsstrang gibt, sondern vielmehr eine Aneinanderreihung von Ereignissen und Eindrücken. Die Premierenbesucher zeigten sich dennoch begeistert, und es blieben viele Plätze leer, was den erfolgreichen Abend bei den Anwesenden jedoch nicht schmälert. Ein emotionaler Moment war das Publikumsgespräch nach dem Stück, bei dem eine Zuschauerin sich bei dem Team bedankte und erkannte, wie wichtig es ist, an Wahlen teilzunehmen.
Am Donnerstag feiert die Inszenierung im Schauspielhaus Wien Premiere, gefolgt von der Marathonlesung am Samstag, die als Demozug durch die Stadt führen wird. An mehreren Orten werden unterschiedliche Aspekte der aktuellen politischen Lage adressiert, was das Engagement der Macher und die Relevanz des Stückes unterstreicht. Die Resonanz auf die Aufführung bestätigt die dringende Notwendigkeit, sich mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen, vor denen die Gesellschaft steht.
Für weitere Informationen zu den Aufführungsterminen und Ticketbuchungen bietet die Website des Schauspielhauses umfassende Einblicke und Details zu kommenden Veranstaltungen.