Die Teilnahme von Sturm Graz an der Champions League markiert nicht nur ein Comeback nach 23 Jahren, sondern auch den Einstieg in eine finanzielle Dimension, die für den österreichischen Fußball neue Maßstäbe setzt. In Graz wird deutlich, dass die größten Geldquellen im europäischen Fußball jetzt erschlossen werden und die Vereinsführung bestens beraten ist, wie sie den neu gewonnenen finanziellen Spielraum effektiv nutzen kann.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass der SK Sturm im Jahr 2023/24 seine Einkünfte auf über 50 Millionen Euro steigern wird. Diese positiven Prognosen beruhen insbesondere auf den lukrativen Einnahmen, die direkt aus der Champions-League-Teilnahme stammen. Allein durch die Startgelder und Wertprämien könnten etwa 21,8 Millionen Euro in die Kassen des Vereins fließen, noch bevor ein einziges Spiel absolviert wurde. „Wir hoffen, ein paar Punkte in der Gruppenphase zu sammeln, das würde die Einnahmen noch weiter steigern“, so Thomas Tebbich, der Geschäftsführer für wirtschaftliche Angelegenheiten.
Zusätzliche Einnahmen und Kader-Management
Die erfolgsabhängigen Preisgelder, die bei einem Sieg bis zu 2,1 Millionen Euro und bei einem Remis 700.000 Euro betragen, sind in dieser Schätzung noch nicht enthalten. Auch Ticketverkäufe für die Heimspiele bringen zusätzliche Einnahmen von etwa 4 Millionen Euro. „Wenn wir eine gute Champions-League-Saison spielen, könnten die Gesamteinnahmen bis auf 30 Millionen Euro ansteigen“, fügt Tebbich hinzu. Diese möglichen Millionen sind eine wichtige Basis, auf der das Vereinsmanagement plant.
Sportchef Andreas Schicker hat in den Transfermarkt investiert, dennoch bleibt er vorsichtig. Für Mika Biereth wurden 4,8 Millionen Euro gezahlt, während er auf mehrere Leihspieler setzt, um den Kader sowohl wirtschaftlich als auch sportlich flexibel zu halten. Der Fokus liegt auf Spielern mit hohem Wiederverkaufspotenzial, und das Kader-Management ist eine zentrale Herausforderung in dieser finanziell aufregenden Zeit.
In den letzten Jahren hat der SK Sturm einen kontinuierlichen Wachstumskurs eingeschlagen. Tebbich erwähnt, dass sowohl die Sponsoring-Einnahmen Rekordhöhen erreichen als auch die Ausgaben entsprechend gestiegen sind. „Es fließt mehr Geld rein, aber die Kosten steigen auch“, sagt er. Das Managen dieser finanziellen Balance ist entscheidend für den dauerhaften Erfolg des Vereins.
Herausforderungen durch Stadionwechsel
Ein zentraler Punkt in dieser finanziellen Planung ist das Wörthersee-Stadion. Die UEFA-Vorgaben für die Austragung der Champions-League-Spiele können in der eigenen Arena nicht erfüllt werden. Daher spielt Sturm Graz seine Heimspiele in Klagenfurt, was den Verein pro Spiel etwa eine halbe Million Euro kostet. Tebbich erklärt, dass ein erheblicher Teil der Leistungsprämien an die Spieler weitergegeben werde, sollten sie erfolgreich sein. Dies habe in enger Zusammenarbeit mit dem Teamrat zu einem modellhaften Ansatz der Gewinnverteilung geführt.
Sturm Graz steht vor der Herausforderung, die Infrastruktur und den Betrieb auf Champions-League-Niveau zu bringen, was organisatorisch und finanziell eine enorme Anstrengung erfordert. Etwa 60 Mitarbeiter arbeiten intens und am Limit, um die Anforderungen sowohl im Ticketing als auch in der Sicherheit zu erfüllen und den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Der Geist der Champions League ist nicht nur im finanziellen Bereich spürbar. Auch im Merchandising spielt Sturm eine Vorreiterrolle. Tebbich berichtet mit einem Schmunzeln, dass er die ersten Merchandising-Artikel mit dem Champions-League-Logo long before alle anderen Vereine bestellt hat. Diese positiven Entwicklungen zeigen, dass der Club mit Mut und Entschlossenheit in eine aufregende Zeit für den österreichischen Fußball startet, wo die finanziellen Möglichkeiten und die damit verbundenen Verantwortung eng miteinander verwoben sind.