Eine fesselnde Darbietung des Werkes „Holzfällen“ von Thomas Bernhard sorgte kürzlich im Burgtheater für Aufsehen. In einem eindrucksvollen und stimmungsvoll beleuchteten Bühnenbild unter der Regie von Paul Grilj erlebte das Publikum eine gelungene Fusion von Theater und Musik. Bernhards bissiger Monolog aus dem Jahr 1984, der oft als scharfe Gesellschaftskritik angesehen wird, wurde von der Musicbanda Franui musikalisch begleitet. Diese außergewöhnliche Interpretation, die Stücke von renommierten Komponisten wie Johannes Brahms, Béla Bartók und Anton Webern integrierte, verlieh dem Abend eine zusätzliche Tiefe.
Im Mittelpunkt der Inszenierung stand Nicholas Ofczarek, der in eleganter schwarzer Kleidung vor einem Ensemble von zehn Musikern Platz nahm. Seine scharfsinnige und charmante Darbietung des Monologs vermochte es, die Emotionen des Publikums einzufangen und die subtile Kritik an gesellschaftlichen Normen perfekt zur Geltung zu bringen. Die Art und Weise, wie er Sätze wie „künstlerisches Abendessen“ und „Burgtheaterdirektor“ aussprach, wurde mit herzhaftem Gelächter im Publikum belohnt. Besonders die Passagen, die den Werdegang eines neuen Burgtheaterdirektors von einem anfänglichen Publikumsliebling zu einem oft kritisierten Führer thematisierten, sorgten für beifälligen Szenenapplaus.
Dramatische Resonanz und musikalische Vielfalt
Die Inszenierung erlaubte es Ofczarek, tief in die Charaktere und deren Beziehungen einzutauchen, besonders in Bezug auf die verhassten Gastgeber eines künstlerischen Abends, der sich als ungewollt erwies. Auf meisterhafte Weise thematisierte er auch die Trauer um eine kürzlich verstorbene Freundin und die Frustration über ihre abwesenden Begleiter. Der Spannungsbogen blieb bis zur Pause hoch, die meisten Zuschauer kehrten nach der kurzen Unterbrechung zurück und fanden in der zweiten Hälfte noch mehr amüsante Momente, die sie zum Lachen brachten.
Das Stück „Holzfällen“ hat eine bewegte Geschichte. Bei seiner Veröffentlichung entfachte es einen Skandal, da es als direkte Kritik an Bernhards Freund und Mäzen Gerhard Lampersberg gelesen wurde. Der Autor stellte einen alkoholkranken Komponisten dar, der Lampersberg stark ähnelte, was zu einer juristischen Auseinandersetzung führte. Der Roman wurde in Österreich vorübergehend beschlagnahmt, was Bernhard dazu veranlasste, die Auslieferung aller seiner Werke nach Österreich zu stoppen. Letztendlich wurde die Beschlagnahmung aufgehoben, und Lampertyr entschied, die Klage zurückzuziehen, was die Tragweite von Bernhards Worten unterstrich.
Ein unvergesslicher Abend im Burgtheater
Die musikalische Bearbeitung durch die Musicbanda Franui, welche Einflüsse von bedeutenden Komponisten wie Anton Bruckner und Wolfgang Amadeus Mozart einflechtete, verwandelte die szenische Lesung in ein außergewöhnliches Erlebnis. Die gelungenen Kombination von Worten und Melodien schuf eine Atmosphäre, die die Zuschauer in ihren Bann zog und den Wunsch aufkommen ließ, den Abend als Hörspiel mitzuerleben. „Holzfällen“ bleibt nicht nur im Gedächtnis der Anwesenden, sondern wird auch weiterhin am Burgtheater aufgeführt sowie als Gastspiel u.a. am Berliner Ensemble, im Schauspielhaus Bochum und im Schauspiel Stuttgart präsentiert. Veranstalter und Künstler stellen somit sicher, dass das kultivierte Erbe von Bernhard nicht in Vergessenheit gerät.
In einer Welt, in der die Grenzen zwischen Kunst und Kritik oft verschwimmen, hat dieser Abend einmal mehr gezeigt, dass das Zusammenspiel von Theater und Musik eine kraftvolle Plattform für das Erzählen von Geschichten bietet, die sowohl unterhalten als auch zum Nachdenken anregen. Die darstellenden Künstler und die Musikband Franui haben einen Standard gesetzt, der auf innovative Weise die Essenz von Bernhards provokanten Ideen verkörpert.