Graz

Alarmierende Zahlen: Steiermark als Schlusslicht in der Kinderbetreuung

In der Steiermark gehen die Kinderbetreuungszahlen dramatisch zurück – Familienministerin Susanne Raab und Statistik Austria schlagen Alarm: Graz bleibt als Schlusslicht zurück!

Am Dienstag wurde der neue Kinderbetreuungsmonitor für das Kindergartenjahr 2023/24 vorgestellt, und die Zahlen für die Steiermark sind alarmierend. Familienministerin Susanne Raab und der Generaldirektor von Statistik Austria, Tobias Thomas, präsentierten die aktuellen Statistiken zur Kinderbetreuung in den österreichischen Bundesländern. Während viele Regionen Fortschritte verzeichnen, bleibt die Steiermark im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unangenehm zurückgefallen und steht nun als doppeltes Schlusslicht da.

Die Steiermark konnte in den letzten fünf Jahren einen dramatischen Rückgang der VIF-konformen (Vereinbarkeit von Familie und Beruf) Betreuungsplätze verzeichnen. 2018 erfüllten noch 48 Prozent der Kinderkrippen in der Steiermark diese Kriterien. Im Vergleich dazu sind es im Jahr 2023 nur noch 38,1 Prozent. Diese Zahl positioniert die Region im schlechten Vergleich zu anderen Bundesländern, wo beispielsweise in Kärnten 72,1 Prozent der Krippen den Anforderungen entsprechen. Die Situation ist in den Kindergärten nicht besser, denn hier liegt die Steiermark mit 46 Prozent ebenso weit hinter anderen Regionen zurück; im Burgenland sind es 74,1 Prozent.

Rückläufige Betreuungsquoten in Graz

Ein besonders besorgniserregendes Bild zeigt sich in Graz. Hier sank der Anteil der null- bis zweijährigen Kinder, die in VIF-konformen Einrichtungen betreut werden, seit 2018 zweifellos. Zwar gab es einen leichten Anstieg in 2023 auf 63,5 Prozent, doch dieser Wert bleibt weit unter den 66,1 Prozent von 2019. Besonders dramatisch ist der Rückgang bei den drei- bis fünfjährigen Kindern, wo die Betreuungsquote in VIF-konformen Einrichtungen von 72,4 Prozent im Jahr 2018 auf gerade einmal 59,6 Prozent im Jahr 2023 gefallen ist.

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Diese rückläufigen Zahlen stehen nicht isoliert da. Sie sind Teil eines größeren Trends, der die Herausforderungen verdeutlicht, vor denen viele Eltern und Kinder in der Region stehen. Mit dem zunehmenden Druck auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird die Notwendigkeit, qualitativ hochwertige Betreuungsangebote bereitzustellen, zu einer dringenden Angelegenheit.

Kritik an der Stadtregierung

Die Entwicklungen wurden nicht ohne Reaktionen von politischen Akteuren hingenommen. Philipp Pointner, der Fraktionsvorsitzende der Grazer NEOS, äußerte seine Besorgnis über die stagnierenden Zahlen und forderte die Stadtregierung eindringlich auf, Verantwortung zu übernehmen. „Die Kahr-Regierung muss die Verantwortung für diese Entwicklung übernehmen und endlich handeln“, so Pointner. Er stellte klar, dass jeder Grazer Familie ein Platz in einem Kindergarten oder einer Krippe garantiert werden müsse. Die gegenwärtige Situation dürfe nicht das Ziel der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Hintergrund drängen.

Ähnlich äußerte sich NEOS-Klubobmann Niko Swatek, der den massiven Aufholbedarf in der Steiermark hervorhob. „Wir brauchen mehr Angebote und vor allem attraktivere Öffnungszeiten – auch in den Ferien. Nur so können wir eine optimale Betreuungssicherheit für Eltern und die beste Bildung für Kinder garantieren“, forderte er mit Nachdruck.

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Wichtigkeit der Zahlen

Die veröffentlichten Zahlen und Trends sind mehr als nur Statistiken. Sie reflektieren die Realität vieler Familien in der Steiermark und verdeutlichen die Dringlichkeit, die Situation in der Kinderbetreuung zu verbessern. Angesichts der Tatsache, dass aktuelle Entwicklungen sowohl den Eltern als auch den Kindern die Möglichkeit nehmen, die erforderliche Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu finden, ist es unerlässlich, dass Entscheidungsträger auf allen Ebenen aktiv werden. Die Notwendigkeit für organisatorische und strukturelle Verbesserungen ist dringlicher denn je, um die Bedürfnisse der Familien in der Region zu erfüllen und eine nachhaltige Verbesserung der Betreuungssituation zu gewährleisten.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Förderprogramme

In Österreich ist die Kinderbetreuung in erster Linie Angelegenheit der Bundesländer, die für die Umsetzung entsprechender Gesetze und Programme verantwortlich sind. Bundesländer wie Wien und Niederösterreich haben in den letzten Jahren umfassende Förderung für die Errichtung und den Ausbau von Kindergärten und Krippen bereitgestellt. Diese Förderungen sollen sowohl die infrastrukturelle als auch die personelle Qualität in der Kinderbetreuung verbessern. Im Gegensatz dazu scheinen die Mittel in der Steiermark unzureichend oder ineffizient genutzt zu werden, was zur schlechten Situation in der Region beiträgt.

Die Bundesregierung hat zudem Programme ins Leben gerufen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen. Dazu zählt beispielsweise das „Familienzeitbonus-Gesetz“, das Eltern entlasten soll, indem es ihnen ermöglicht, flexibler auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zu reagieren. Solche Programme können nicht nur die Zahl der Betreuungsplätze erhöhen, sondern auch die Qualität der Betreuung verbessern, indem zusätzliche Schulungen für das Fachpersonal finanziert werden. Die Umsetzung dieser Programme ist jedoch in der Steiermark möglicherweise nicht mit der nötigen Intensität vorgenommen worden, was die negativen Entwicklungen erklärt.

Ökonomische Auswirkungen der unzureichenden Kinderbetreuung

Die infrastrukturellen Defizite in der Kinderbetreuung haben nicht nur soziale, sondern auch ökonomische Konsequenzen. Eine unzureichende Betreuung kann es Eltern erschweren, Beruf und Familie zu vereinbaren, was häufig zu Berufsaussteiger*innen führt oder dazu, dass Eltern in Teilzeit arbeiten müssen. Dies führt zu einem Rückgang der Erwerbsquote von Frauen, die traditionell die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung tragen.

Laut einer Erhebung der Statistik Austria liegt die Erwerbsquote von Frauen in der Steiermark deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt. Der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen könnte als ein wesentlicher Faktor identifiziert werden, der diese Diskrepanz verursacht. Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) zeigt, dass die Erhöhung von Betreuungsplätzen für Kleinkinder positive Effekte auf das Wirtschaftswachstum haben kann, da mehr Eltern in den Arbeitsmarkt zurückkehren können und so die Produktivität insgesamt steigt. Ein besseres Angebot in der Steiermark könnte somit nicht nur Familien helfen, sondern auch der Wirtschaft der Region einen Schub geben.

Aktuelle Initiativen zur Verbesserung der Situation

Um die Situation in der Steiermark zu verbessern, fordern nicht nur politische Parteien wie die NEOS, sondern auch verschiedene Initiativen und Bürger*innen Bewegungen Maßnahmen von der Landesregierung. Ein Beispiel ist die Initiative „Betreuung vor Ort“, die sich dafür einsetzt, dass alle Stadtteile in Graz angemessen mit Betreuungsplätzen ausgestattet werden und die Öffnungszeiten an die Bedürfnisse von arbeitenden Eltern angepasst werden.

Zudem wird diskutiert, wie digitale Lösungen in der Kinderbetreuung besser integriert werden können. Dies könnte die Verwaltung von Betreuungsplätzen erleichtern und Eltern einen besseren Überblick über verfügbare Angebote geben. Solche Ansätze könnten dazu beitragen, die Attraktivität der Kinderbetreuung in Graz zu steigern und den örtlichen Herausforderungen effektiver zu begegnen.

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