Im ersten Halbjahr 2024 ist die Verkehrssicherheit in Österreich insgesamt bemerkenswert verbessert worden. Mit lediglich 138 Verkehrstoten wurde ein historisch niedriger Stand erreicht, der auch einen Rückgang um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Doch es gibt dunkle Wolken am Horizont, denn die Zahl der verletzten Fußgänger ist alarmierend gestiegen.
Die Steiermark ist hier keine Ausnahme. Laut Statistik Austria gab es in der Region 28 Verkehrstote, was einen marginalen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zeigt. Besonders besorgniserregend ist die ansteigende Zahl schwerer Verletzungen, die österreichweit um 14 Prozent gestiegen ist und nun bei 3.490 Personen liegt. Diese Zahl ist der höchste Wert seit zwölf Jahren und führt zu verstärkten Diskussionen über die Sicherheit im Straßenverkehr.
Gefahren für Fußgänger im Fokus
Eine besonders verwundbare Gruppe bilden die Fußgänger. Statistiken zeigen, dass von November bis Januar insgesamt 36 Prozent der tödlichen Unfälle auf den Straßen passiert sind, was auf die früh einsetzende Dunkelheit in den Wintermonaten zurückzuführen ist. David Nosé, Verkehrs-techniker beim ÖAMTC, hebt die Gefahren durch die Zeitumstellung hervor: „Mit der Zeitumstellung wird es wieder zeitiger dunkel. Viele Wege, vor allem am späten Nachmittag und frühen Abend, werden dann bei schlechteren Sichtverhältnissen zurückgelegt.“ Diese Umstände erhöhen das Unfallrisiko beträchtlich.
Schockierende 42 Prozent der bei Unfällen getöteten Fußgänger waren über 74 Jahre alt. Ein bemerkenswerter Punkt ist, dass fast ein Drittel der Unfälle mit Fußgängern an Schutzwegen passiert. Diese beunruhigenden Statistiken fordern eine dringende Überprüfung bestehender Schutzmaßnahmen auf den Straßen. Nosé fordert eine bessere Sicht und Beleuchtung an Schutzwegen sowie eine niedrigere Annäherungsgeschwindigkeit der Fahrzeuge.
Präventionsstrategien in Graz-Umgebung
In Graz-Umgebung gibt es jedoch vielversprechende Ansätze zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. Hierbei spielt die frühzeitige Aufklärung eine große Rolle. Vor dem Schuljahresbeginn wurden Begegnungszonen mit nachgebildeten „Papp-Kindern“ und „Neon-Männchen“ versehen, um die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu erhöhen, speziell in der Nähe von Schulen. Zusätzlich werden in der Marktgemeinde Gratkorn ältere Schüler als „Schul-Polizisten“ eingesetzt, die jüngere Kinder sicher über die Straße begleiten.
Ein weiteres wichtiges Element in der Sicherheitsoffensive sind Workshops für ältere Autofahrer, die kürzlich in Hitzendorf stattfand. Unter der Leitung von Vizebürgermeisterin Monika Hubmann wurden hier Verkehrskompetenzen aufgefrischt und wichtige Änderungen im Straßenverkehr erörtert. In den kommenden Wochen werden zusätzliche Schulungen stattfinden, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende Winterreifenpflicht und sich ändernde Witterungsverhältnisse.
Diese Initiativen zeigen, dass die Region aktiv an der Verbesserung der Verkehrssicherheit arbeitet. Die Statistiken mahnen jedoch zur Vorsicht: Die Sichtbarkeit ist ein entscheidender Faktor für die Sicherheit von Fußgängern. Nosé empfiehlt das Tragen heller Kleidung und Reflektoren, um die Wahrnehmung durch Autofahrer zu erhöhen.
Die Situation erfordert dringende Maßnahmen und kollektives Handeln, denn jeden Tag führt eine hektische Verkehrswelt zu unnötigem Leid und tragischen Unfällen. Passanten, insbesondere die verletzlichsten Gruppen, müssen in den Fokus der Verkehrssicherheit gerückt werden, um zweifellos die steigenden Verletzungsraten zu senken.