Die am 1. August gestartete Weltstillwoche hat mittlerweile viele Aufmerksamkeit erregt, indem sie das Bewusstsein für das Stillen, insbesondere in der Öffentlichkeit, fördert. Eine kürzlich durchgeführte Befragung hat alarmierende Ergebnisse ergeben: 39 Prozent der Mütter fühlen sich beim Stillen in der Öffentlichkeit unwohl, während 47 Prozent von negativen Erfahrungen mit Umstehenden berichten. Diese Statistiken zeigen das dringend benötigte Handlungsfeld für Initiativen wie das österreichische Stillsiegel, das darauf abzielt, stillenden Müttern den Aufenthalt in öffentlichen Räumen zu erleichtern und zu sichern.
Die Herausforderungen für stillende Mütter
Die Berichte von Müttern sind besorgniserregend. Sie schildern Situationen, in denen sie in Cafés oder Restaurants unangebrachte Kommentare erhalten haben, die sie zum Stillen auf die Toilette drängen oder sogar aus dem Lokal verweisen. Solche Erfahrungen führen dazu, dass ein Viertel der befragten Mütter angibt, ihre Babys gar nicht mehr in der Öffentlichkeit stillen zu wollen, was die Bedeutung einer sicheren und akzeptierenden Umgebung für stillende Frauen unterstreicht.
Gesundheitliche Vorteile des Stillens
Trotz des gesellschaftlichen Drucks sind die Vorteile des Stillens unbestritten. Wie aus der Befragung hervorgeht, sind 82 Prozent der Mütter überzeugt, dass Stillen die Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt, während sogar 93 Prozent die gesundheitlichen Vorteile für das Baby sehen. Dennoch tragen Scham und Unsicherheit dazu bei, dass viele Mütter sich beim Stillen, insbesondere in der Öffentlichkeit, zurückhaltend zeigen. In diesem Kontext ist das österreichische Stillsiegel eine wichtige Maßnahme, um stillfreundliche Orte zu kennzeichnen und das Stillen in der Öffentlichkeit zu normalisieren.
Öffentliche und private Unterstützung
Seit der Einführung des Stillsiegels haben sich bereits 150 Lokale, Hotels und Institutionen in Österreich registriert. In der Steiermark haben 24 Unternehmen, darunter beliebte Adressen wie die Eisperle und das Gösser Bräu, ihre Unterstützung für stillende Mütter signalisiert. Georg Ribarov von MAM betont die Wichtigkeit der Wahlfreiheit: Mütter sollten die Möglichkeit haben, überall und jederzeit ungestört stillen zu können. Das Stillsiegel trägt dazu bei, die Sichtbarkeit stillender Mütter zu erhöhen und ihnen mehr Sicherheit zu geben.
Rechtliche Rahmenbedingungen für Stillende
Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist das Thema Stillpausen am Arbeitsplatz. Laut der Arbeiterkammer Steiermark kann stillenden Frauen das Stillen während der Arbeitszeit nicht untersagt werden. Die festgelegten Regelungen schreiben vor, dass ab viereinhalb Stunden täglicher Arbeitszeit eine Stillpause von 45 Minuten und ab acht Stunden zweimal 45 Minuten genommen werden kann. Diese Stillpausen führen zu keinem Verdienstausfall und dürfen nicht auf die gesetzliche Ruhepause angerechnet werden, was den Müttern zugutekommt. In der Praxis sind 99 Prozent der Mütter, die ihr Kind im ersten Lebensjahr stillen, jedoch meist zu Hause.
Eine Liste stillfreundlicher Unternehmen in der Steiermark
Um stillenden Müttern die Suche nach geeigneten Orten zu erleichtern, wurde eine Liste stillfreundlicher Unternehmen in der Steiermark erstellt. Dazu gehören:
- Alte Galerie
- Archäologiemuseum
- AVERIE GmbH
- Babyrella
- Café Fotter
- CoSa – Center of Science Activities
- Eisperle GmbH
- Flavia Solva
- Freigeist im Brauquartier
- Freigeist Kloserwiesgasse
- Gösser Bräu
- Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark
- Kunsthaus Graz
- Landeszeughaus
- Limes
- Mangolds
- Münzkabinett
- Museen in Schloss Stainz
- Museum für Geschichte
- Naturkundemuseum Steiermark
- Neue Galerie Graz
- Österreichischer Skulpturenpark
- Österreichisches Freilichtmuseum Stübing
- Rosegger Geburtshaus und Museum
- Schloss Eggenberg
- Schloss Trautenfels
- Sportgasthof Lipp
- Steiermark Schau
- Tierwelt Herberstein
- Universalmuseum Joanneum GmbH
- Volkskundemuseum am Paulustor
In der Gesellschaft verankert
Initiativen wie das österreichische Stillsiegel sind entscheidend für die Schaffung eines akzeptierenden Klimas, in dem Mütter sich wohl und sicher fühlen können, während sie ihre Babys stillen. In einer Zeit, in der die Gesellschaft mehr Wert auf Vielfalt und Inklusion legt, ist es besonders wichtig, auch das Stillen – eine der natürlichsten Formen der Ernährung – zu normalisieren und zu unterstützen. Das Bekenntnis von Unternehmen und Institutionen zu stillfreundlichen Initiativen zeigt, dass Veränderungen möglich sind und dass das Wohlbefinden von Müttern und Kindern in den Fokus gerückt werden sollte.
