In steirischen Büchereien ist ein bemerkenswerter Anstieg der Besucherzahlen zu verzeichnen, der in den letzten Jahren teilweise eine Verdopplung bis Verdreifachung erreichte. Diese Entwicklung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter die Auswirkungen der Corona-Pandemie, steigende Lebenshaltungskosten sowie der aufstrebende Trend, der unter dem Hashtag #booktok auf der Plattform TikTok entstanden ist. Dieser Trend hat nicht nur das Leseverhalten junger Menschen verändert, sondern auch die Art und Weise, wie Büchereien mit ihren Angeboten auf die Bedürfnisse der Leserinnen und Leser reagieren.
Der Einfluss von #booktok
Der Hashtag #booktok hat sich auf TikTok zu einem Phänomen entwickelt und fördert die Sichtbarkeit einer Vielzahl von Buchgenres, insbesondere Fantasy und Liebesromane. Besonders Werke von Autorinnen wie Colleen Hoover und Rebecca Yarros erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Erstellung von kurzen Videos, die Buchempfehlungen und persönliche Leseerfahrungen teilen, hat eine neue Leserschaft, insbesondere unter jungen Frauen, angelockt. Die Reichweite dieser Videos ist erstaunlich, und sie haben das Interesse am Lesen neu entfacht, was sich in den gestiegenen Besucherzahlen in den Bibliotheken widerspiegelt.
Die Rolle der Büchereien
Die Büchereien in der Steiermark reagieren schnell auf den neuen Trend. Sie integrieren beliebte Titel in ihr Angebot und erweitern ihre Sammlung um digitale Formate. Die Stadtbibliothek Graz Ost, vertreten durch Sabrina Bamberger, hebt hervor, dass Büchereien nicht nur Orte sind, wo gedruckte Bücher ausgeliehen werden, sondern auch moderne digitale Medien anbieten. Dies umfasst die Ausleihe von E-Books und Hörbüchern sowie die Bereitstellung von Lernplätzen mit kostenlosem WLAN. Die Umgestaltung hin zu einem multifunktionalen Raum fördert zudem soziale Kontakte und macht Büchereien attraktiver für die Öffentlichkeit.
Ältere Literatur und neue Trends
Das Medienangebot in den Büchereien wächst, und während moderne Bestseller einen Großteil der Nachfrage ausmachen, wird die Bedeutung klassischer Literatur nicht vernachlässigt. Erstmalig wird die Verbindung von traditionellem Lesen mit zeitgenössischen Trends deutlich. Bibliotheksleiterin Julia Gsertz aus Eisenstadt stellt fest, dass zahlreiche Titel aus der #booktok-Szene angeboten werden, aber auch darauf hingewiesen wird, dass die Darstellung von Beziehungen in manchen Büchern kritisch betrachtet werden sollte. Die Leser großzügiger und vielfältiger Literatur wird gefördert, um eine ausgewogene Lesekultur zu schaffen.
Ein erschwingliches Bildungsangebot
In Zeiten steigender Preise und wirtschaftlicher Unsicherheiten bietet die Mitgliedschaft in einer Bücherei einen unschätzbaren Wert. Wie Bamberger erläutert, können Leser für den Preis eines Buches ein ganzes Jahr lang auf ein breites Spektrum an Medien zugreifen. Das Konzept „Bibliothek statt Kaffeehaus“ verdeutlicht, dass büchereiliche Angebote eine kostengünstige Alternative zum Konsum in Cafés darstellen und somit einen Raum für unbeschwerten Austausch und die Freude am Lesen bieten.
Die Zukunft des Lesens: Trends und Empfehlungen
Das Engagement der Büchereien für die Förderung von Lesekultur stellt einen zukunftsweisenden Schritt dar. Gsertz empfiehlt eine abwechslungsreiche Auswahl von Büchern, die sowohl neuere Renner als auch literarische Klassiker umfasst. Ihre Liste an Buchempfehlungen spiegelt das breite Spektrum des aktuellen Leseinteresses wider und zeigt, wie Büchereien einen wertvollen Beitrag zur Leseförderung leisten können.
Julia Gsertz Buchempfehlung
- Marta Breen: „Rebellische Frauen – Women in Battle. 150 Jahre Kampf für Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit“ Graphic Novel
- Charlotte Habersack: „Bitte nicht öffnen. Kratzig„
- Christian Linker: „Boy from Mars – Auf der Jagd nach der Wahrheit“
- Sabine Lemire: „Mira – #freunde #zahnspange #kleineschwester“
- Theodora Bauer: „Glühen„
- Bernadette Nemèth: „Neusiedler Tod: Kriminalroman“
- Nils Mohl: „Tierische Außenseiter: Reime über unknuddelige Große wie Kleine mit und ohne Beine“
- David James Poissant: „Sommerhaus am See. Roman“
- Julia Whelan: „Nur ein Wort von Dir. Roman.“
- Kyra Groh: „Alles was ich in dir sehe„
Ein aufstrebendes Leseverhalten
Die Veränderungen in der Lesegewohnheiten, die durch Plattformen wie TikTok angestoßen werden, haben das Potenzial, die zukünftige Buchkultur nachhaltig zu beeinflussen. Die ständigen Anpassungen der Büchereien an die neuen Trends und die engagierte Vermittlung von Literatur verdeutlichen, dass Lesen nicht nur eine individuelle Aktivität ist, sondern auch ein integrativer Bestandteil der Gemeinschaftsbildung darstellt.