Der Trend zum Second-Hand-Kauf hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Immer mehr Menschen erkennen, dass gebrauchte Waren nicht nur umweltfreundlich sind, sondern auch in vielen Fällen qualitativ hochwertig und einzigartig. Der Markt für Secondhand-Produkte hat in Österreich inzwischen ein beeindruckendes Volumen von zwei Milliarden Euro erreicht. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die Einstellung der Konsumenten gewandelt hat und gebrauchte Artikel zunehmend geschätzt werden.
Eine aktuelle Umfrage belegt: Fast 50 Prozent der Österreicher geben an, mehrmals jährlich Secondhand-Waren zu kaufen. 75 Prozent haben bereits im Lauf ihres Lebens etwas Gebrauchtes erstanden. Die Ausgabe pro Person liegt im Durchschnitt bei 195 Euro jährlich. Diese Zahlen unterstreichen, wie sehr der Markt für gebrauchte Produkte im Aufwind ist – ein Thema, das immer mehr in den Vordergrund rückt.
Das Revival der Flohmärkte
Flohmärkte erleben derzeit ein Revival. Immer mehr Secondhand- und Vintage-Shops eröffnen und zeigen, dass der Markt floriert. Die Carla-Läden der Caritas waren schon frühzeitig Teil dieses Trends. Vor 40 Jahren gegründet, haben sie sich mittlerweile landesweit etabliert, insbesondere in Graz und der Steiermark. Die Nachfrage nach gebrauchten Dingen ist nicht nur eine Frage des Geldes; viele Käufer, vor allem jüngere Menschen, setzen inzwischen auf ökologische Nachhaltigkeit und möchten gebrauchten Waren ein zweites Leben schenken.
Oliver Türkoglu von der Caritas Wien bestätigt, dass die Zielgruppen der Secondhand-Geschäfte diverser werden. „Es kommen immer mehr junge Leute. Viele kommen aus ökologischen Gründen“, sagt er. Auch der Verein Humana, der Secondhand-Kleidungsstücke vertreibt, expandiert in den letzten Jahren konstant und eröffnet neue Filialen in Städten wie Wien und Graz. Der Erfolg solcher Initiativen zeigt, dass der Trend hin zu nachhaltigem Konsum eine breite Unterstützung erfährt.
Digitalisierung und der Einfluss von Online-Marktplätzen
Ein wesentlicher Faktor, der den Boom von Secondhand-Waren antreibt, ist die Digitalisierung. Online-Marktplätze haben sich als Umsatztreiber etabliert, wobei über 60 Prozent der Käufer diese Plattformen nutzen. Willhaben verzeichnet aktuell 3,6 Millionen Nutzer, von denen zwei Millionen die mobile App verwenden. Die Zugriffszahlen belaufen sich bereits auf über eine Milliarde. Diese digitalen Möglichkeiten machen die Suche nach gebrauchten Artikeln nicht nur einfacher, sondern auch attraktiver.
Der Stigma, dass der Kauf von gebrauchter Kleidung mit finanziellen Schwierigkeiten verbunden ist, gehört längst der Vergangenheit an. Plattformen wie Vinted, die 2008 in Litauen gegründet wurde, erfreuen sich weltweit einer großen Beliebtheit mit aktuell 100 Millionen Kunden. Auch große Modeunternehmen wie H&M und Zalando haben diesen Trend erkannt und bieten mittlerweile Secondhand-Alternativen an.
Ein bemerkenswerter Akteur im Re-Commerce-Markt ist das Unternehmen Momox, das gebrauchte Bücher, Medienartikel und Kleidung verkauft. Mit einem Jahresumsatz von nahezu 350 Millionen Euro hat das Unternehmen seinen Umsatz um 15 Prozent gesteigert. Die Fashion-Sparte allein generiert dabei 56 Millionen Euro und umfasst etwa 1,7 Millionen Kleidungsstücke. Solche Zahlen verdeutlichen die zunehmende Akzeptanz gebrauchter Produkte im Mainstream-Markt.
Die Herausforderungen für Anbieter von Secondhand-Waren liegen in der Einzigartigkeit jedes Artikels. Jedes Stück muss individuell geprüft und fotografiert werden, was den Prozess aufwendig gestaltet. Dennoch wird Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend als Lösung angesehen, um diese Herausforderungen effizienter zu bewältigen.
Die Marktbeobachtungen zeigen, dass das Wachstum im Secondhand-Bereich voraussichtlich weiterhin anhalten wird. Laut einer Prognose der Boston Consulting Group könnte der Secondhand-Modemarkt in den nächsten fünf Jahren um bis zu 100 Prozent zulegen. Verbraucher suchen preisgünstige Alternativen, nachhaltige Geschichten und die Möglichkeit, einzigartige Stücke zu finden. Im gesamten Bereich des Einzelhandels wächst der Secondhand-Markt schneller als der Verkauf von Neuware, was den Trend untermauert, dass Gebrauchtes das „neue Neu“ ist.