Der Nationalfeiertag in Österreich ist nicht nur ein Tag der Feierlichkeiten, sondern auch eine Gelegenheit zur Reflexion über das nationale Selbstverständnis. Besonders im Fokus stehen die Fragen: Was bedeutet es heute, Österreicherin oder Österreicher zu sein? Diese Themen haben die beiden Forscher Max Haller und Markus Hadler von der Universität Graz in ihrer neuesten Untersuchung beleuchtet, die die Entwicklungen im Selbstverständnis der Österreicher über die Jahrzehnte dokumentiert.
Die Untersuchung, die im Rahmen des „Sozialen Surveys Österreich“ (SSÖ) durchgeführt wurde, blickt auf eine lange Zeitspanne zurück. Seit 1986 wird die Umfrage in Kooperation mit den Universitäten Linz, Salzburg und Wien durchgeführt und liefert wichtige Daten über die gesellschaftlichen Einstellungen der Bevölkerung. Dabei werden die Ergebnisse aus verschiedenen Jahren miteinander verglichen, um Entwicklungen zu erkennen. Besonders spannend sind die Daten aus den Jahren 1995, 2003 und 2024, die Vergleichsmöglichkeiten bieten und Veränderungen aufzeigen.
Veränderungen im Selbstverständnis
Bis vor kurzem war die Abstammung ein zentraler Aspekt des österreichischen Identitätsgefühls. Inzwischen zeigt sich jedoch ein klarer Wandel: Die Menschen identifizieren sich stärker mit Werten wie dem Respekt vor den Gesetzen des Landes und einem Zugehörigkeitsgefühl zur modernen Gesellschaft. Laut Max Haller legen die Österreicherinnen und Österreicher zunehmend Wert auf Aspekte wie Kunst und Literatur, die das Land geprägt haben. Politischer Einfluss und wirtschaftliche Stärke verlieren im Vergleich an Bedeutung.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie sind die Ansichten zur Zuwanderung. In den letzten dreißig Jahren hat Österreich zahlreiche Migranten aufgenommen, was in den gesellschaftlichen Debatten vielfach reflektiert wird. Hier zeigen sich klare Gräben: Auf der einen Seite gibt es Menschen, die in der Zuwanderung eine Bedrohung sehen, etwa durch die Angst vor erhöhter Kriminalität. Auf der anderen Seite betonen viele die kulturellen Vorteile, die mit einer offenen Gesellschaft einhergehen. Hadler merkt an, dass auffallend wenige der Befragten glauben, Zuwanderung würde ihre Arbeitsplätze gefährden, was auf eine zunehmend differenzierte Sichtweise hindeutet.
Identität im Wandel
Die Identität Österreichs zeigt sich also im Wandel. Haller und Hadler fassen die Ergebnisse so zusammen: Der Übergang vom klassischen Nationalstaat hin zu einer Gemeinschaft von Menschen, die in erster Linie in Österreich leben, die Gesetze befolgen und sich politisch engagieren, zeigt sich deutlich in den Umfragedaten. Die Herkunft der Eltern hat dabei für viele Befragte eine nachrangige Bedeutung. Dieser Wandel hat auch Einfluss auf den Nationalstolz genommen. Immer weniger Menschen sind stolz auf die politische Geschichte des Landes, während zeitgenössische Themen, wie Erfolge im Sport, neue Prioritäten setzen.
„Die Menschen sind heute weniger stolz auf die Geschichte und den politischen Einfluss Österreichs, sondern mehr auf aktuelle Themen wie große Sportereignisse.“
Markus Hadler, Soziologe und Leiter der SSÖ
Zur Studie selbst ist zu erwähnen, dass sie ein wertvolles Instrument zur Beobachtung der österreichischen Gesellschaft darstellt. Die Daten werden über den langjährigen Zeitraum gesammelt, um eine kontinuierliche Analyse zu ermöglichen. Die Forschungsinitiative geht zurück auf Max Haller, der die Studie maßgeblich geprägt hat, und wird derzeit von Markus Hadler geleitet.
Für Interessierte gibt es umfassende Informationen über die Entwicklungen in der österreichischen Gesellschaft, die solche Studien wie den SSÖ hervorheben. Diese Erkenntnisse können nicht nur Gewicht in der politischen Diskussion haben, sondern auch in der allgemeinen Wahrnehmung vom Zusammenleben in Österreich.
Die Veränderungen und Einsichten aus der Forschung sind nicht nur für Forscher von Bedeutung, sondern auch für jeden, der verstehen möchte, wie sich die Österreicher und Österreicherinnen selbst sehen. Diese Fragen drängen gerade am Nationalfeiertag besonders zur Reflexion darüber, was es heute heißt, Teil dieser Gesellschaft zu sein, und wie sich dieses Bild in Zukunft entwickeln könnte. Mehr über diese Entwicklungen kann man in einem ausführlichen Bericht auf www.meinbezirk.at nachlesen.