Die kulturhistorische Landschaft der Steiermark hat einen bedeutenden Zuwachs erfahren: Ein Originalbrief von Erzherzog Johann, datiert auf den 3. Juni 1817, ist nun im Besitz des Erzherzog Johann Museums im Schloss Stainz. Dies wurde durch die Unterstützung des Freundeskreises des Schlosses Eggenberg und des Universalmuseums Joanneum ermöglicht. Der Brief gibt einen Einblick in die damalige wissenschaftliche Neugier und die Bestrebungen des Erzherzogs, die kulturelle Vielfalt und das Wissen über alte Zivilisationen zu fördern.
Die Bedeutung der Inschrift und ihre kulturelle Relevanz
In seinem Brief bedankt sich Erzherzog Johann an den britischen Diplomaten und Orientalisten Sir Gore Ouseley für die Zusendung von Abschriften altpersischer Inschriften aus Persepolis. Diese Inschriften stammen aus der Zeit der Achämeniden, die von 685 bis 330 vor Christus herrschten. Der Inhalt des Briefes zeigt, wie wichtig die Entzifferung dieser historischen Dokumente für die Forschung war und unterstreicht das persönliche Interesse des Erzherzogs an diesen altpersischen Kulturen. Johann war nicht nur daran interessiert, das Wissen über das Fernen Osten zu erlangen, sondern auch, wie diese Inschriften zu einem besseren Verständnis der regionalen Geschichte beitragen könnten.
Sir Gore Ouseleys Einfluss auf die Wissenschaft
Sir Gore Ouseley war eine bemerkenswerte Persönlichkeit seiner Zeit. Als Unternehmer und Diplomat, der von 1810 bis 1814 Botschafter in Teheran war, widmete er sich auch den archäologischen Studien. Ouseleys Engagement in der Erforschung der alten persischen Zivilisationen spricht für die Verbindung zwischen Kunst, Wissenschaft und Diplomatie im 19. Jahrhundert. 1811 begann er gemeinsam mit seinem Bruder William, Ausgrabungen in Persepolis, der einstigen Residenz der Achämeniden, durchzuführen. Einige Fragmente von Steininschriften, die sie während diesen Ausgrabungen fanden, wurden später nach London gebracht und sind heute im British Museum zu bewundern.
Die Errichtung des Universalmuseums Joanneum
Der Erhalt des Briefes hat auch eine direkte Verbindung zum Universalmuseum Joanneum, das 1811 von Erzherzog Johann gegründet wurde. Dieses Museum wurde ins Leben gerufen, um eine Sammlung von Natur-, Kunst- und Kulturobjekten des Landes Steiermark zu bewahren und aufzuzeigen. Der Schriftverkehr mit Ouseley, insbesondere die in Frage stehenden Inschriften, stellen eine wertvolle Quelle für das Museum dar, da sie das damalige Interesse an der Untersuchung und Dokumentation fremder Kulturen und deren Erbe verdeutlichen.
Öffentliche Zugänglichkeit des historischen Dokuments
Das bemerkenswerte Dokument wird ab September 2023 der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Interessierte Besucher haben die Möglichkeit, es als Digitalisat an interaktiven Computertischen im Erzherzog Johann Museum zu erkunden. Diese digitale Präsentation soll nicht nur die Neugier wecken, sondern auch das Bewusstsein für die historische und kulturelle Bedeutung des Briefes schärfen. Es ist ein Schritt in Richtung Transparenz und Teilhabe an der Bewahrung der Geschichte.
Ein Blick auf die Erinnerungen der Vergangenheit
Die Schätze der Vergangenheit wie der Brief von Erzherzog Johann erinnern uns nicht nur an die historischen Verbindungen zwischen Europa und dem Orient, sondern auch an die wissenschaftliche Neugier, die die Menschen über Jahrhunderte hinweg angetrieben hat. Dieses jüngste Ereignis zeigt, wie wichtig der Erhalt und das Verständnis von historischen Dokumenten ist, um die eigenen Wurzeln zu verstehen und die Vielfalt der Kulturen zu schätzen, die unseren gemeinsamen historischen Kontext prägen. In einer Zeit, in der kulturelle Unsicherheiten oft hervorheben, wie wichtig es ist, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen, bietet der Austausch von Wissen und die gemeinsame Erforschung der Vergangenheit eine wertvolle Grundlage für das Zusammenleben heute und in der Zukunft.