Der Grazer Marathon zieht nicht nur begeisterte Zuschauer an, sondern ist auch eine entscheidende Bühne für viele Athleten, die ihr Schicksal im Laufsport versuchen. Ein herausragendes Beispiel ist der Kenianer Charles Ndiema, Sieger des Graz-Marathons im Jahr 2019. Mit einer beeindruckenden Zeit von 2:10:43 Stunden setzte er einen persönlichen Meilenstein, der sein Leben entscheidend veränderte. „Das hat mein Leben grundlegend verändert“, sagte Ndiema strahlend, während er mit einem Siegerkranz um den Hals vor der beeindruckenden Kulisse der Grazer Oper gefeiert wurde. Sein Sieg brachte ihm nicht nur Ruhm, sondern auch finanzielle Sicherheit, die es ihm ermöglichte, seiner Familie einen Neubau zu finanzieren und seinen Kindern eine langfristige Schulausbildung zu bieten.
Doch der Weg eines Berufsläufers ist oft steinig und unberechenbar. Für Ndiema dauerte es nicht lange, bis er die Schattenseiten seines Traums erlebte. Nach dem Graz-Marathon folgte ein Auftritt an der Donau, wo er seine Bestzeit auf 2:08:12 Stunden verbesserte. Doch die Rücken- und Oberschenkelprobleme, die ihn über zwei Jahre hinweg plagen sollten, machten ihm das Leben schwer. „Die Verarbeitung von Verletzungen ist hart; ich habe viel Zeit mit Therapien und Zwangspause verbracht“, erklärte er. Glücklicherweise konnte der talentierte Läufer einen Job bei der Polizei ergattern. Solche Stellen bringen jedoch nur bescheidene Gehälter von 250 bis 300 Euro im Monat ein, und sind oft an die Laufleistung gebunden.
Die Herausforderungen des Wettbewerbs
Nicht nur Ndiema kämpft mit den Herausforderungen des Laufens in Afrika. Thomas Krejci, der in Kenia ein Laufcamp namens „run2gether“ betreibt, bringt Licht in die schwierige Welt des Laufsports. „Es gibt so viele, die ihr Glück im Laufen suchen, aber nur sehr wenige schaffen es“, erläutert Krejci die harte Realität. Zwar könnten Athleten mit den richtigen Leistungen ein Lebensunterhalt sichern, doch die Preisgelder variieren stark und den meisten gelingt es nicht, konstant schnelle Zeiten zu laufen. In diesem Jahr treten gleich zwei Läufer aus seinem Camp an, darunter Robert Kiplangat Yegon, der mit 36 Jahren sein Marathondebut feiert. Er sieht den Sonntag als eine letzte Chance, sich für zukünftige Wettbewerbe zu qualifizieren.
„Ich möchte genauso viel Aufmerksamkeit erregen wie Charlie in Graz“, sagte Yegon. Seine Motivation ist nicht nur für sich selbst da; er spielt eine wichtige Rolle in der finanziellen Unterstützung seiner Großfamilie. „Zwei meiner Töchter sind bereits in der Youth Academy des Vereins“, berichtet er mit Stolz. Yegon sieht seine Teilnahme nicht nur als Sport, sondern als Chance, Verantwortung zu übernehmen.
Das Engagement von „run2gether“ erstreckt sich über die Grenzen von Kenia hinaus und unterstützt nicht nur aktive Athleten, sondern bietet auch eine sichere Möglichkeit, nach der Sportkarriere Fuß zu fassen. Krejci und sein Team haben es sich zum Ziel gesetzt, Athleten zu helfen, die sich in schwierigen Verhältnissen befinden. Ex-Athleten, wie David Cheruiyot Sang, setzen ihre Erfahrungen jetzt im Management um und stehen Fuglern und Schwächeren als Vorbilder zur Verfügung.
Finanzielle Aspekte und Sponsoring
Trotz der Bemühungen und strukturellen Unterstützung ist die finanzielle Sicherheit für viele Läufer weiterhin begrenzt. Die Reglementierungen des Weltverbandes zur Verteilung der Preisgelder erlauben es, dass maximal 15 Prozent für das Camp verwendet werden dürfen. Dies führte lange Zeit dazu, dass der Großteil der Summe in die Organisation floss. Seit diesem Jahr jedoch wird dieser Betrag von einem Sponsor getragen, wodurch die Athleten die volle Summe behalten können.
In der kommenden Runde werden Läufer wie Peter Wahome Murithi, der letztes Jahr den zweiten Platz belegte, sowie Joel Kipsang und Gilbert Kipcoech, um den Sieg konkurrieren. Ndiema möchte ebenfalls wieder nach Graz zurückkehren. „Seit ein paar Wochen bin ich wieder im Training. Mein Wunsch ist es, nächstes Jahr zurückzukehren und erneut um den Titel zu laufen“, fügte er hinzu, während er seinen Ehrgeiz eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Mit seinem Lächeln und der Unerschütterlichkeit, die er ausstrahlt, bleibt Ndiema ein lebendiges Beispiel für die Durchhaltefähigkeit und den unaufhörlichen Kampf der Athleten, die alles auf eine Karte setzen.