Die Oper Graz präsentiert eine aufregende Neuinszenierung von Gioacchino Rossinis „Cenerentola“, die das traditionelle Märchen auf erfrischende Weise interpretiert. Hier triumphiert nicht nur die Bescheidenheit über die Eitelkeit, sondern die Hauptfigur, die bekannte Cinderella, zeigt sich als ein rebellisches Mädchen, das sich gegen gesellschaftliche Erwartungen auflehnt. Anstelle der klassischen Unsicherheit fordert sie von ihrem Partner Respekt, Liebe und Güte und durchbricht damit die typischen Schönheits- und Geschlechterklischees.
In dieser turbulenten Komödie gelingt es dem Dirigenten Marius Burkert und den Grazer Philharmonikern, durch energievolles und lockeres Spiel die verschiedenen Facetten des Stücks zu entfalten. Die Inszenierung von Regisseurin Ilaria Lanzino bringt die Oper in die Gegenwart, ohne ihr den ursprünglichen Charakter zu nehmen. Mit vergnüglichen Elementen wird das klassische Märchen in eine bunte Disney-Welt integriert, in der zahlreiche Märchenfiguren um den Prinzen konkurrieren.
Ein lebendiges Cenerentola
Anna Brull sticht als Cenerentola hervor und überzeugt sowohl schauspielerisch als auch gesanglich mit ihrer warmen und flexiblen Stimme. Bezaubernd ist der Beginn der Aufführung, in dem Cenerentola in ihrem Jugendzimmer von einem besseren Leben träumt. Der sanfte Prinz Ramiro, dargestellt von Pablo Martínez, verleiht der Geschichte eine weitere Dimension. Ivan Oreščanin fasziniert in der Rolle des Froschkönigs, während Wilfried Zelinka als selbstgefälliger Don Magnifico beeindruckt. Die Töchtern des Don Magnifico werden von Sofia Vinnik und Ekaterina Solunya lebhaft portraitiert, und Daeho Kim gibt dem selbstsicheren Herrscher der Märchenwelt eine markante Stimme.
Die Verbindung von humorvollen und ernsten Elementen in der Handlung sorgt für ein beständiges Wechselspiel zwischen Heiterkeit und Dramatik. Das Publikum reagierte begeistert auf die klug gestaltete Inszenierung und die fantasievolle Ausstattung. Der zusammenführende Ehrgeiz von Cenerentola und Prinz Ramiro schafft ein angenehmes, wenn auch unkonventionelles Happy End, das den Zuschauer in eine neue Ordnung der Märchenwelt entführt, in der die klassischen Rollenbilder neu interpretiert werden.