In Graz und der Umgebung ist ein besorgniserregender Trend zu beobachten: Im vergangenen Jahr wurden rund 50 Kinder und Jugendliche nach Mountainbike-Unfällen in den Grazer Universitätskliniken behandelt. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Mountainbiken zwar ein beliebter Freizeitspaß für viele ist, gleichzeitig aber auch erhebliche Risiken mit sich bringt, besonders für die jüngsten Sportler.
Gerade im Norden von Graz-Umgebung ziehen die hügeligen Landschaften Mountainbiker an. Hier sehen wir nicht nur Amateurfahrer, sondern auch Profis wie Max Foidl, der sich am Grazer Hausberg, dem Schöckl, auf die Olympischen Spiele vorbereitet hat. Dieses wunderschöne Terrain erfordert jedoch auch ein hohes Maß an Vorsicht, wie zahlreiche Unfallberichte zeigen.
Schwere Verletzungen und die häufigsten Unfallarten
Die Schäden, die durch Mountainbike-Unfälle entstehen, sind oft schwerwiegend. Nach einer Untersuchung des Forschungszentrums für Kinderunfälle, das die Unfälle von 2015 bis 2023 analysierte, gilt fast jeder zweite Fall, nämlich 47 Prozent, als schwerwiegend. Verletzt sind vor allem Jungen in der Pubertät, wobei immer noch 92 Prozent der Verletzten männlich sind und der Altersdurchschnitt bei etwa 13 Jahren liegt. Holger Till, Präsident des Vereins „Große schützen Kleine“, äußert sich besorgt über die Vielzahl an Knochenbrüchen, Schädel-Hirn-Traumata und Bänderrissen, die auftreten: „Der Anteil schwerer Verletzungen liegt bei fast 60 Prozent, besonders beim Downhill-Fahren und bei Sprüngen über Hindernisse“, warnt Till.
Die Studie zeigt zudem, dass die meisten Unfälle im klassischen Mountainbiken passieren, gefolgt von Downhill und anderen sprunghaftigen Aktivitäten. Oft sind die Jugendlichen in Gruppen unterwegs, was zeigt, dass sie sich der Risiken nicht immer bewusst sind. Nur elf Prozent der verunfallten Jugendlichen fuhren alleine. Diese Tatsache, zusammen mit der hohen Unfallenergie, die bei Geschwindigkeiten und Sprüngen entsteht, bietet ein alarmierendes Bild über die Sicherheit beim Mountainbiken.
Ein weiterer Aspekt ist die Selbstüberschätzung der jungen Biker. Viele glauben, dass sie sehr erfahren sind, was nicht selten zu riskanten Entscheidungen führt. Zahlen aus der Studie belegen, dass etwa ein Drittel der verunfallten Biker keinen Lerneffekt aus ihrem Unfall ziehen konnte. Hingegen geben 42 Prozent zu, dass ihr Verhalten zum Unfall beigetragen hat. Diese Einsichten zeigen, wie wichtig eine korrekte Risikoeinschätzung und Sicherheitsvorkehrungen sind.
Wichtige Sicherheitsvorkehrungen
Die erforderlichen Schutzmaßnahmen können nicht genug betont werden. Bürgermeister Gottfried Rieger aus Semriach empfahl, die Gefahren abseits der ausgeschilderten Strecken ernst zu nehmen: „Eine Vorbereitung auf unterschiedlichen Terrain ist von großer Bedeutung“, so Rieger. Eine umfassende Schutzausrüstung, einschließlich Helme und Protektoren, sollte für jeden Biker zur Pflicht gehören. Jürgen Pail, Obmann vom Bikeklub „Giant Stattegg“, weist darauf hin, wie wichtig spezifisches Equipment für das Downhill-Fahren ist. „Ein spezieller Downhill-Helm sowie Protektoren sind unabdingbar. Auch das Training in sicheren Umgebungen wie Pumptracks ist wichtig“, fügt Pail hinzu.
Die Region hat sich bereits darauf eingestellt, mit Angeboten in Gratkorn oder Stattegg, wo junge Biker ihre Fähigkeiten in sicherer Umgebung testen können. Diese Möglichkeiten sind entscheidend, um ernsthafte Verletzungen zu vermeiden und gleichzeitig Spaß und Freude am Biken zu fördern.
Ein gesellschaftliches Anliegen
Die hohen Verletzungsraten und die damit verbundenen psychischen sowie physischen Folgen sollten ernst genommen werden. Es ist wichtig, dass sowohl die Familien als auch Trainer und Betreuer von jungen Mountainbikern auf die Risiken aufmerksam gemacht werden. Informationsveranstaltungen und gezielte Schulungen könnten dazu herbeigeführt werden, um das Bewusstsein für Sicherheitsvorkehrungen zu schärfen und eine sicherere Umwelt für die jungen Sportler zu schaffen. Klares Verständnis für die Gefahren und die Wichtigkeit von Schutzausrüstung können entscheidend dazu beitragen, die Zahl der Unfälle zu senken und das Mountainbiken zu einem sicheren Freizeitvergnügen zu machen.
In der heutigen Zeit hat der Mountainbikesport enorm an Popularität gewonnen, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Dies ist hervorgerufen durch eine zunehmende Verfügbarkeit von Mountainbikes, sowie dem Ausbau von Mountainbike-Strecken und -Parks, die sowohl Anfängern als auch erfahrenen Fahrern eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten. Die steigende Zahl der Unfallopfer deutet jedoch auf ein erhöhtes Risiko hin, das mit dieser wachsenden Beliebtheit einhergeht. Es ist wichtig, diese Trends im Kontext zu analysieren, um bessere Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.
Die Entwicklung des Mountainbikesports in Österreich
Der Mountainbikesport hat in Österreich in den letzten Jahrzehnten beträchtlich zugenommen. Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur in der Zahl der verkauften Mountainbikes wider, sondern auch in der Anzahl an Freizeitmöglichkeiten und Wettkämpfen, die den Sport begleiten. Laut Statistik Austria sind die Verkaufszahlen von Sportfahrrädern im Jahr 2022 um 12 % gestiegen. Diese Zunahme zeigt, dass das Interesse an Outdoor-Aktivitäten weiterhin besteht.
Die Etablierung von ruhigen Radwegen und spezifischen Mountainbike-Parks, wie dem Natur-Bike-Park in Semriach, hat nicht nur die Sicherheit für Biker verbessert, sondern auch dazu beigetragen, dass mehr Menschen in den Sport einsteigen. Dennoch ist es gleichzeitig von Bedeutung, dass die Sicherheitsstandards für die Ausrüstung und das Training in diesen ländlichen und hügeligen Gebieten angehoben werden, um den vermehrten Unfällen entgegenzuwirken.
Präventive Maßnahmen und Schulungsangebote
Zur Verhinderung von Mountainbike-Unfällen und deren schweren Konsequenzen sind präventive Maßnahmen unumgänglich. Programme zur Aufklärung, die sich auf das richtige Fahren, die Bedeutung von Schutzausrüstung und Verhaltensregeln konzentrieren, spielen eine zentrale Rolle. ÖAMTC bietet umfangreiche Schulungsprogramme an, die nicht nur sicherheitsrelevante Themen abdecken, sondern auch die Fähigkeiten junger Radsportler fördern.
Zusätzlich werden Workshops und Trainings in Zusammenarbeit mit Bikeklubs durchgeführt, um spezifische Fähigkeiten zu entwickeln und gleichzeitig Bewusstsein für Risiko-Einschätzung zu schaffen. So wird nicht nur das technische Können verbessert, sondern auch das Verantwortungsbewusstsein gesteigert.
Die Rolle der Eltern und Gemeinschaft
Die Einbeziehung von Eltern in den Prozess ist entscheidend. Eine offene Kommunikation über Risiken und Sicherheitsvorkehrungen kann helfen, Unfälle zu vermeiden. Eltern sollten aktiv ins Training eingebunden werden und die Ausrüstung ihrer Kinder regelmäßig kontrollieren. Sie sollten darüber hinaus das Beispiel eines sicheren Fahrverhaltens geben, um den jungen Fahrern verantwortungsvolle Praktiken nahezubringen.
Die Gemeinschaft spielt ebenfalls eine große Rolle dabei, den Mountainbikesport sicherer zu gestalten. Kommunale Initiativen zur Schaffung und Pflege sicherer Strecken sowie Informationskampagnen zu Risiken und Präventionsstrategien können einen signifikanten Unterschied machen. Durch gemeinschaftliche Anstrengungen kann man möglicherweise die Unfallzahlen reduzieren und ein sicheres Umfeld für junge Mountainbiker schaffen.