In der Steiermark sorgt die große Lohnlücke zwischen Männern und Frauen für Alarm. Laut der SPÖ Steiermark verdienen Frauen bis zu Jahresende im Durchschnitt 18,5 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Das bedeutet, sie werden für 68 Tage ihrer Arbeit nicht bezahlt. Im bundesweiten Schnitt liegt der Unterschied bei 16,6 Prozent, was etwa 61 Tagen entspricht, die Frauen gratis arbeiten.
Die regionalen Unterschiede sind erheblich. In Graz beispielsweise verdienen Frauen 14,3 Prozent weniger als Männer, was bedeutet, dass sie ab dem 9. November unentgeltlich arbeiten. Besonders dramatisch ist die Situation im Bezirk Leoben, wo der Einkommensunterschied mit 24,5 Prozent am höchsten ist. Für die Frauen dort beginnt der Gratis-Arbeitszeitraum bereits am 3. Oktober. Bruck-Mürzzuschlag folgt mit 23,6 Prozent, und Frauen dort arbeiten ab dem 6. Oktober ohne Bezahlung.
Forderung nach Lohntransparenz
Elisabeth Grossmann, die Landesfrauenvorsitzende der SPÖ und EU-Abgeordnete, fordert eine vollständige Schließung der Lohnschere. Sie beklagt, dass in Österreich wenig Transparenz bei Löhnen herrscht: „Um das Gehalt wird ein großes Geheimnis gemacht“, sagt sie. Sie schlägt vor, das isländische Modell zu übernehmen, wo Unternehmen nachweisen müssen, dass sie Frauen für gleichwertige Arbeit gleich bezahlen. Alle drei Jahre müssen sie ein entsprechendes Zertifikat vorlegen.
Grossmann betont, dass es entscheidend sei, Frauen durch geeignete Maßnahmen im Arbeitsmarkt zu unterstützen. Dazu gehören gute Ausbildungsangebote und individuelle Beratung, besonders in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit. „Hier darf nicht gespart werden“, fordert sie in Bezug auf Frauenprojekte des Arbeitsmarktservice.
Väterkarenz und strukturelle Probleme
Ein weiteres Thema, das die Diskussion prägt, ist die Väterkarenz. Grossmann stellt fest, dass nur einer von 100 Vätern länger als sechs Monate in Karenz geht, während bei acht von zehn Paaren der Mann gar nicht in Karenz geht. Diese ungleiche Verteilung spielt eine wichtige Rolle bei den Einkommensunterschieden.
Die FPÖ Steiermark sieht die Gründe für die Einkommensdiskrepanz hauptsächlich in den Pflege- und Betreuungspflichten, die oft Frauen anlasten. deren völliges Engagement in niedrig bezahlten Berufen oft die Zugangschancen zu besser bezahlten Jobs einschränkt.
Fehlende Frauen in Führungspositionen
Veronika Nitsche von den Grünen äußert sich besorgt über die erhebliche Ungleichheit in Bezug auf Führungspositionen. Mädchen und Frauen müssen um Chancengleichheit kämpfen. Der Frauenanteil in den Vorständen der 100 größten Unternehmen in der Steiermark ist alarmierend gering – nur sechs Prozent der Positionen sind mit Frauen besetzt. In den Geschäftsführungen liegt dieser Anteil bei sieben Prozent. „Wenn Frauen in Entscheidungspositionen fehlen, fehlt auch ihre Perspektive“, so Nitsche.
Ein zentrales Problem sei auch die mangelnde Kinderbetreuung, besonders in ländlichen Regionen. Ohne ausreichend Plätze könnten viele Frauen nicht erwerbstätig sein oder wären in ihrer Karriereentwicklung stark eingeschränkt.
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr machte deutlich, dass die Gehälter von Frauen in der Steiermark um rund 10.644 Euro brutto höher sein müssten, um eine Gleichstellung zu erreichen. Die Ursachen für die Lohnungleichheit liegen nicht in mangelnder Bildung, da Frauen in der Ausbildung mittlerweile oft erfolgreicher sind als ihre männlichen Mitbewerber, sondern in gesellschaftlichen Strukturen, die oft benachteiligend wirken.