In einer herzlichen Rückkehr zu den Wurzeln hat die Familie Wanker aus Pittsburgh Eibiswald besucht, um die Geschichte ihrer Ahnen zu erkunden. Der Anstoß zu dieser Reise war nicht nur das Interesse an der eigenen Familientradition, sondern auch ein ganz besonderes Erinnerungsstück: ein beeindruckender Briefbeschwerer aus Eibiswalder Glas, das es den Wankers leicht machte, eine Verbindung zu dem beschaulichen Ort in Österreich herzustellen.
Die Wankers waren auf der Suche nach ihren Vorfahren, die im Jahr 1905 Eibiswald verlassen hatten, um in den USA ein neues Leben zu beginnen. Der Kultur- und Museumsverein von Eibiswald war ihnen dabei eine große Hilfe. Beate Kirchengast, die stellvertretende Obfrau des Vereins, sowie der Heimatforscher Herbert Blatnik unterstützten die Familie bei ihrer Recherche und der Erkundung ihrer steirischen Wurzeln.
Eine bedeutende Migration
Die Geschichte der Familie Wanker ist eng mit der Schließung des Eibiswalder Stahlwerks verbunden, die im Jahr 1905 stattfand. Wie Kirchengast erklärt, verließen die Arbeiter und ihre Familien die Region, um in anderen Städten Arbeit zu finden. Für viele bedeutete dies eine Emigration in die USA, insbesondere in die aufstrebende Stahlstadt Pittsburgh. Ein tiefgreifender wirtschaftlicher Wandel führte dazu, dass zahlreiche Menschen auf der Suche nach neuen Möglichkeiten ihre Heimat verließen.
Die Wankers beschlossen, die Pfarrmatrikel einzusehen, um mehr über ihre Vorfahren zu erfahren. Ihr Besuch im Museum erwies sich als recht aufschlussreich, als sie die Geburtsurkunde eines ihrer Vorfahren entdeckten. Diese Entdeckung belegte, dass ihre Vorfahren tatsächlich in Eibiswald wohnhaft waren und deutete die Verbindung zur Adresse Eibiswald 65 an, die in den Archiven verzeichnet war. Es war ein spannender Moment, der Licht in ihre eigene Familiengeschichte brachte.
Ein Ereignisreicher Besuch
Während ihres Aufenthalts in Eibiswald erkundete die Familie Wanker nicht nur die beeindruckenden historischen Stätten, sondern erforschte auch den Lebensstil ihrer Vorfahren. Sie besuchten das Haus, in dem ihre Familie gelebt hatte, und suchten Gräber in der Nähe von Wies auf. All diese Erlebnisse ließen die Wankers die Geschichte ihrer Vorgänger immer greifbarer erfahren. Die emotionale Rückkehr war mehr als nur eine Reise in die Vergangenheit; sie war ein Wiederentdecken von Wurzeln und Geschichten, die oftmals im Nebel der Zeit begraben bleiben.
„Die Menschen folgen der Arbeit,“ kommentiert Kirchengast, „sie suchen einen Lebensunterhalt, der ihnen Sicherheit und eine Perspektive bietet.“ Die Tatsache, dass die Wankers nun mehr über die Umstände erfuhren, unter denen ihre Vorfahren Eibiswald verlassen mussten, ließ sie die historische Verbindung zu Pittsburgh besser verstehen. Diese Erkenntnis war für die Familie überwältigend und berührend zugleich.
Ein persönlicher Austausch mit den Menschen vor Ort erweiterte diesen Erfahrungsraum. Die Wankers fühlten sich von der Gastfreundschaft der Eibiswalder beeindruckt und beschrieben ihre Zeit dort als „wunderbar“. Helle Tage und fröhliche Erinnerungen waren der Lohn für das Wecken alter Geschichten und das Eintauchen in die Vergangenheit.
Ein neuer Anfang in Eibiswald
Beate Kirchengast, die als Neubürgerin in Eibiswald ansässig ist, bringt eine tiefe Verbundenheit zur Region mit: „Die Geschichte von Orten, die sich neu erfinden, inspiriert und ist ein Zeichen für Resilienz.“ Sie glaubt fest daran, dass es immer einen Neuanfang gibt und dass Eibiswald, aus den Herausforderungen der Vergangenheit, etwas Neues und Schönes hervorgebracht hat. Dieser Gedanke spiegelt sich sowohl im Schicksal der Wanker als auch in der Geschichte ihrer Vorfahren wider.
Historische Parallelen
Die Migration von Arbeitskräften ist ein Phänomen, das über Jahrhunderte hinweg viele Regionen geprägt hat. Ein bemerkenswertes Beispiel aus der Geschichte sind die Massenauswanderungen von europäischen Einwanderern in die USA im 19. und frühen 20. Jahrhundert, insbesondere während der industriellen Revolution. Ähnlich wie die Familie Wanker suchten viele Menschen bessere Lebensbedingungen und Arbeitsmöglichkeiten in Nordamerika. Dies gilt besonders für Regionen in Österreich-Ungarn, wo wirtschaftliche und soziale Umwälzungen viele dazu bewegten, ihre Heimat zu verlassen. Historische Dokumente zeigen, dass oft wirtschaftliche Nöte und die Suche nach Arbeit die Hauptgründe für die Auswanderungen waren.
Ein weiteres Beispiel sind die Migrationen von Italienern und Iren, die ebenfalls in großen Zahlen in die USA emigrierten. Diese Gruppen suchten vor allem nach Beschäftigung in der aufstrebenden Industrie, ähnlich wie die Nachkommen der Eibiswalder Familie, die den Weg nach Pittsburgh fanden, einer Stadt, die stark mit der Stahlindustrie verbunden war.
Hintergründe zur Auswanderung
Die Schließung des Stahlwerks in Eibiswald im Jahr 1905 war nicht nur ein Wendepunkt für die Region, sondern auch ein klassisches Beispiel für die Umbrüche, die viele Industriestädte in dieser Zeit durchlebten. Die wirtschaftliche Unsicherheit nach der Schließung führte unweigerlich dazu, dass viele Menschen nach neuen Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten suchten. Diese wirtschaftlichen Veränderungen sind eng mit den politischen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit verbunden, die in vielen Teilen Europas von Instabilität und sozialen Konflikten geprägt waren.
Die Entscheidung, in die USA auszuwandern, wurde häufig durch historische Gegebenheiten beeinflusst, wie etwa durch Einwanderungsgesetze und die Nachfrage nach Arbeitskräften in der aufstrebenden amerikanischen Industrie. Der „American Dream“, also die Hoffnung, durch harte Arbeit ein besseres Leben zu erreichen, war für viele eine treibende Kraft. So fanden sich zahlreiche österreichische Familien in Städten wie Pittsburgh ein, die zu einem Zentrum der Stahlindustrie wurden und wo sie ihre Fähigkeiten als Arbeiter einbringen konnten.
Statistiken zur Emigration von Österreichern
Laut Daten der Statistik Austria wanderten zwischen 1820 und 1914 mehr als 3 Millionen Menschen aus den Gebieten der ehemaligen Österreich-Ungarn aus, von denen viele in die USA gingen. Dies entsprach etwa einem Fünftel der damaligen Bevölkerung der Monarchie.
Ein wichtiger Aspekt dieser Migrationswelle war das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturkreise und die Schaffung von Gemeinschaften, die bis heute existieren. In Pittsburgh beispielsweise haben sich zahlreiche österreichisch-ungarische Einwanderer zusammengefunden, wodurch sich eine lebendige Kultur entwickelte, die bis heute nachwirkt. Historische Erhebungen zeigen, dass in den frühen 1900er Jahren über 100.000 Einwanderer aus diesem Raum in den USA lebten, was die Bedeutung der Emigration für das soziale und wirtschaftliche Gefüge der Region verdeutlicht.