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Der Immobilienriese Signa, gegründet von Unternehmer René Benko, steht nach dem Verlust seiner finanziellen Stabilität im Fokus intensiver Ermittlungen. Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer, der in der Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden von Signa Prime und Signa Development tätig war, erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen Benko. In einem Einvernahmeprotokoll, aus dem die Tageszeitung "Kurier" zitiert, bezeichnet Gusenbauer Benko als "Erst-Entscheider" der gesamten Gruppe, wobei er anmerkt, dass Geschäftsführer lediglich "Statisten" gewesen seien. Gusenbauer vermerkt, dass bereits im Spätsommer 2023 erste Anzeichen finanzieller Schwierigkeiten offensichtlich wurden, als eine langfristige Finanzierung durch einen koreanischen Pensionsfonds über 400 Millionen Euro platzte. Trotz dieser alarmierenden Anzeichen behaupteten Berater von Signa bis Ende 2023, eine Insolvenzgefahr bestehe nicht, berichtet oe24.
Die Situation erreicht nun einen neuen Höhepunkt, da Insolvenzverwalter Norbert Abel von insgesamt 16 ehemaligen Managern und Aufsichtsratsmitgliedern Schäden in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro verlangt. Diese umfasst unter anderem Gusenbauer sowie andere Mitglieder des Managements, die beschuldigt werden, ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen zu sein und eine Insolvenz bewusst hinausgezögert zu haben. Die Vorwürfe sind gravierend: So beschuldigt Abel die Ex-Manager, bereits seit März 2022 Materialinsolvenz ignoriert zu haben, und das trotz wachsender Finanzierungsprobleme, die schon 2019 erkennbar waren. Wie Vindobona berichtet, sei die Liquiditätsplanung von Signa Prime mangelhaft gewesen, was zu enormen finanziellen Verlusten führte. Besonders bedenklich ist die Zahlung von über 252 Millionen Euro an eine andere Tochtergesellschaft, die ebenfalls in Schwierigkeiten war, was Abel als einmalig in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte bezeichnet.
Der Insolvenzverwalter wies darauf hin, dass weitere Haftungsansprüche gegen die verantwortlichen Personen nicht ausgeschlossen sind, da die Ermittlungen noch andauern. Die ehemalige Aufsichtsratsführung wird ebenfalls für ein Versagen bei der Überwachung der Geschäftsführung verantwortlich gemacht und hat die Insolvenz nicht rechtzeitig eingeleitet. Bis zum 20. Januar 2025 müssen die ehemaligen Führungskräfte ihre Haftung anerkennen, andernfalls steht ihnen ein langwieriger Rechtsstreit bevor. Die Insolvenz von Signa stellt einen der größten Unternehmenszusammenbrüche in der jüngeren Geschichte Österreichs dar, und die finanziellen Auswirkungen werden auch weiterhin ein zentrales Thema in der Öffentlichkeit bleiben.
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