Im Theater in der Josefstadt brodelt es gewaltig: Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter werfen dem langjährigen Direktor Herbert Föttinger schwerste Vorwürfe vor. Die Anschuldigungen, die von 18 Personen erhoben wurden, umfassen eine „permanente Angststimmung“ und ein aggressives Führungsverhalten. Der Fall wurde erstmals im September publik und hat seitdem Wellen geschlagen. Betroffenenanwalt Wolfgang Renzl bestätigte, dass er anonymisierte Aussagen an die Kanzlei Dorda übermittelt hat, die nun Teil eines Gutachtens von Arbeitsrechtlerin Michaela Windisch-Graetz sind, das die strukturellen Missstände im Theaterbetrieb beleuchtet. Laut dem Bericht von Kurier reichte die Palette der Vorwürfe von Mobbing über Ehrverletzungen bis hin zu sexuellen Übergriffen.
Die Situation spitzt sich zusätzlich zu, da Föttinger selbst eine der Hauptrollen in der aktuellen Produktion „Sonny Boys“ übernommen hat, was die Frage aufwirft, ob der Schutz seiner Person über den der Mitarbeiter gestellt wird. Wie der ORF berichtet, soll Föttinger zudem in einem Ö1-Interview betont haben, dass er nicht zu den Vorwürfen kommentieren wolle, da dies Aufgabe des Stiftungsvorstandes sei. Dennoch scheinen die Spannungen im Theater allumfassend zu sein, was auch die Atmosphäre im Ensemble betrifft. Föttinger sprach von einer „wahnsinnig angespannten“ Stimmung und einem „vergifteten“ Klima, das zuvor nicht so vorherrschte.
Schwere Vorwürfe und Berichte
Das Gutachten von Windisch-Graetz beschreibt, dass das Verhalten des Direktors zu einer Atmosphäre des psychischen Stresses führt, die unter anderem als Mobbing und Bossing bezeichnet wird. Beschimpfungen, Drohungen und eine generelle Herabwürdigung der Mitarbeiter sollen an der Tagesordnung gewesen sein. Das Theater stellte in Aussicht, die Ergebnisse des Berichts öffentlich zu machen, allerdings mit dem Ziel, auch die bevorstehende Premiere abzusichern. Die Subventionsgeber haben ebenfalls auf vollständige Aufklärung gedrängt, jedoch bleibt die rechtliche Situation nach den bisherigen Untersuchungen unklar, da keine juristischen Konsequenzen aus den Anschuldigungen abgeleitet wurden.
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