Schweizer Studie: Atomkraft erst nach 2050 – Chance oder Risiko?

Eine neue Studie der Wissenschaften Schweiz zeigt, dass Atomstrom in der Schweiz frühestens 2050 produktionstauglich sein könnte.
Eine neue Studie der Wissenschaften Schweiz zeigt, dass Atomstrom in der Schweiz frühestens 2050 produktionstauglich sein könnte. (Symbolbild/DNAT)

Schweizer Studie: Atomkraft erst nach 2050 – Chance oder Risiko?

Schweiz - Der Schweizer Bundesrat hat sich bereits im Jahr 2011, nach der Fukushima-Katastrophe, gegen den Bau neuer Atomkraftwerke (AKWs) entschieden. Dennoch zeigt eine aktuelle Studie der Akademien der Wissenschaften Schweiz, dass frühestens im Jahr 2050 mit der Produktion von Atomstrom zu rechnen ist, sofern eine neue politische Entscheidung getroffen wird. Die Befürworter der Kernkraft argumentieren, dass diese eine CO₂-arme und wetterunabhängige Energiequelle darstellt. Um jedoch Atomstrom wettbewerbsfähig zu machen, müsste er gesetzlich gegenüber dem günstigeren Photovoltaikstrom bevorzugt werden, wie oekonews berichtet.

Die Studie hebt zudem hervor, dass milliardenschwere Investitionen notwendig wären, um neue Reaktoren zu errichten, und die Erlöse in einem liberalisierten Strommarkt, der zunehmend von erneuerbaren Energien dominiert wird, unklar bleiben. Ein Investitionsentscheid bis Mitte 2035 könnte realistisch nur große Reaktoren der Generation III/III+ umsetzen. Diese Reaktoren bieten den Vorteil, dass ihre Sicherheitsmerkmale bereits aus bestehenden Kraftwerken bekannt sind. Kleinere modulare Reaktoren (SMRs), die sich in der Entwicklung befinden, benötigen jedoch eine längere Zeit für ihre Genehmigung und Markteinführung.

Herausforderungen und Sicherheitsbedenken

Die Diskussion über Atomkraft wird auch von kritischen Stimmen begleitet. Greenpeace Schweiz äußert, dass es praktisch unmöglich sei, ein AKW flexibel und rentabel zu betreiben, vor allem aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels. Hitzewellen und Dürreperioden können die Kühlung der Reaktoren erschweren, was zu gravierenden Sicherheitsrisiken führt.

Auf internationaler Ebene wird die Atomenergie weiterhin als Teil des Energiemixes betrachtet. Emeritierter Professor Holger Rogner vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) weist darauf hin, dass der Bedarf an stabilen Energiequellen bleibt, solange erneuerbare Technologien wie Sonne und Wind noch nicht ausgereift sind. Rogner erklärt weiter, dass die Kosten für eine gesicherte 24/7-Energiebereitstellung mit höheren Aufwendungen verbunden sind, was Atomenergie als potenzielle Alternative zu fossilen Energien erscheinen lässt mdr.

Umweltfreundlichkeit und langfristige Perspektiven

Die Frage nach der Umweltfreundlichkeit der Atomkraft steht nach wie vor im Raum. Obwohl Atomkraftwerke während des Betriebs niedrige CO2-Emissionen aufweisen, gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Entsorgung radioaktiver Abfälle und der Risiken von Nuklearkatastrophen. Das Umweltbundesamt betont, dass Atomkraft nicht vollständig CO2-neutral ist, da auch beim Bau der Kraftwerke sowie bei der Atommüllentsorgung Emissionen entstehen egigo.

Die Entwicklung neuer Reaktortypen der Generation IV, die flüssigmetallgekühlte und Hochtemperaturreaktoren umfassen, steckt noch in den Kinderschuhen. Prognosen zeigen, dass erste Prototypen erst zwischen 2045 und 2050 verfügbar sein könnten. Auch die Entwicklung von SMR-Technologien, die für eine dezentrale Energieversorgung sorgen könnten, wird weiter verfolgt. Es bleibt jedoch fraglich, ob diese neuen Reaktoren in der Lage sind, einen relevanten Beitrag zur Energieerzeugung zu leisten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zukunft der Atomkraft in der Schweiz und weltweit von zahlreichen Unsicherheiten, politischen Entscheidungen und technologischen Entwicklungen abhängt. Während einige Experten Atomenergie als Teil der Übergangsstrategie zur Erreichung von Klimazielen betrachten, fordern andere einen schnelleren Ausstieg zugunsten erneuerbarer Energien.

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OrtSchweiz
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