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Der Rücktritt von Kardinal Christoph Schönborn als Erzbischof von Wien steht bevor, und die Diskussion um seinen Nachfolger ist in vollem Gange. Während einer ORF-Diskussion in der Sendung "Im Klartext" am Mittwoch, dem 15. Januar 2025, waren sich die Teilnehmer darin einig, dass der künftige Leiter der Erzdiözese ein "politischer Bischof" sein sollte. Angesichts der angespannten politischen Lage erfordert es die Zeit, sich klarer von völkisch-nationalistischen Denkweisen abzugrenzen, wie Doris Helmberger-Fleckl, Chefredakteurin von "Die Furche", betonte. Paul M. Zulehner, ein theologischer Experte, fügte hinzu, dass die politische Intervention nicht allein den Laien vorbehalten sein dürfe, sondern aktiv von dem neuen Erzbischof vorangetrieben werden müsse, um die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft zu adressieren. Schönborn selbst wurde als pro-europäischer Führer beschrieben, der sich in Asyl- und Migrationsfragen stets politisch geäußert hat, jedoch sei die Forderung nach aktivem politischem Engagement unter den aktuellen Umständen klarer denn je, so Zulehner.
Schönborn, der am 22. Januar 2025 seinen 80. Geburtstag feiert, wird nach einer dreijährigen Amtszeit als Erzbischof zurücktreten. Seine Regierungszeit war geprägt von Krisen, insbesondere in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen innerhalb der Kirche, die 1995 zu einem überstürzten Wechsel in der Führung der Erzdiözese führten. Der damalige Weihbischof Schönborn übernahm abrupt die Kontrolle, nachdem sein Vorgänger aufgrund schwerwiegender Anschuldigungen zurücktreten musste. Trotz der Herausforderungen gelang es ihm, die katholische Kirche in Österreich in ruhigere Gewässer zu steuern. Die Schaffung von Ombudsstellen und die Etablierung der "Klasnic-Kommission" zur Entschädigung von Missbrauchsopfern sind nur einige der Maßnahmen, die Schönborn einleitete, um die öffentliche Glaubwürdigkeit der Kirche zu stärken. Auch die dramatische Zunahme an Kirchenaustritten stellte ein zentrales Anliegen während seiner Amtszeit dar, was tiefgreifende Reformen innerhalb der Erzdiözese notwendig machte, wie oe1.orf.at berichtete.
Die Herausforderungen, die Schönborns Nachfolger erwarten, sind erheblich. Die Diskussionsteilnehmer wie Helmut Schüller, ehemaliger Generalvikar Schönborns, haben klar hervorgehoben, dass Anpassungen an die veränderten gesellschaftlichen und kirchlichen Gegebenheiten unumgänglich sind. Die Einigkeit über die Notwendigkeit eines aktiven politischen Engagements in der Kirche könnte eine neue Ära einleiten, die sowohl kirchliche als auch gesellschaftliche Belange in den Fokus rückt, was von großer Bedeutung für die Zukunft der Erzdiözese Wien ist, wie kathpress.at in der Diskussion festgehalten wurde.
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