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Eine außergewöhnliche und bisher kaum erlebte Betrugsaffäre erschüttert die Steiermark: Eine 73-jährige Witwe und ihr ehemaliger Ehemann, mit dem sie von 1982 bis 2022 mehrmals verheiratet war, stehen im Verdacht des schweren gewerbsmäßigen Betrugs. Das angestammte Paar hat insgesamt zwölf Mal geheiratet und sich wieder scheiden lassen, jedoch ohne jemals tatsächlich getrennt gewesen zu sein. Ihr vermeintliches Ziel? Die Erlangung von Witwenpensionen und damit einhergehende finanzielle Vorteile, was ihnen im Mai 2022 letztlich verwehrt wurde, wie der ORF berichtete.
Kriminalpolizeiliche Ermittlungen gestartet
Das Urteil des Obersten Gerichtshofes im März 2022 machte die Ermittlungen der Polizei erst möglich. Es stellte fest, dass die wiederholten Ehen und Scheidungen als rechtsmissbräuchlich anzusehen sind, da keine wirkliche Trennung stattfand. Zeugen bestätigten, dass das Paar eine „Vorzeigeehe“ führte und ihr Umfeld nichts von den angeblichen Scheidungen wusste. Der entstandene Gesamtschaden für die Pensionsversicherungsanstalt beläuft sich auf beeindruckende 326.000 Euro. Dieses Ausmaß des Betrugs ist in der Steiermark ohne Beispiel, so die Polizei. Der Anteil solcher Delikte hat sich über die letzten zehn Jahre fast versevenfacht, was einen alarmierenden Trend darstellt, berichtet Juracademy.
Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Graz sind nun Strafanzeigen gegen das Paar erstellt worden. Das Vorgehen wurde als besonders perfide eingestuft, da die illegalen Aktivitäten durch ein ausgeklügeltes System von Hochzeiten und Scheidungen ermöglicht wurden, die lediglich dem Zweck dienten, finanzielle Vorteile aus den gesetzlichen Leistungen zu ziehen. Die rechtlichen Ermittlungen sind mittlerweile abgeschlossen, doch das Schrillen der Alarmglocken in der Gesellschaft bleibt. So intensivierte die Polizei unter der Leitung der „Task Force SOLBE“ die Bekämpfung von Sozialleistungsbetrug in Österreich und stellte mehr als 4.650 mutmaßliche Täter im vergangenen Jahr fest.
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