In den letzten Jahren ist das Ehrenamt in der Pflege zunehmend ins Rampenlicht gerückt, insbesondere die Rolle pflegender Angehöriger. Diese Menschen leisten unermüdliche Arbeit, oft unter äußerst schwierigen Bedingungen, ohne dabei die Unterstützung des Staates zu erhalten, die sie benötigen. Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen konfrontiert sind, sowie die generelle Situation in der Pflege.
Die Situation der pflegenden Angehörigen
Einen tiefen Einblick in die Problematik gibt eine Mutter aus Zell am See. Sie suchte im Sommer nach einer geeigneten Ferienbetreuung für ihren behinderten Sohn – eine Aufgabe, die sich als äußerst herausfordernd herausstellte. In ihrer Not stellte sie fest, dass sich der ehrenamtliche Verein, der zuvor die Betreuung angeboten hatte, aufgrund mangelnder finanzieller Unterstützung durch das Land aufgelöst hatte. „Ich möchte nicht wissen, was das Land jedes Jahr für die Festspiele ausgibt. Ein Bruchteil davon würde genügen, um die Ferienbetreuung für beeinträchtigte Kinder zu finanzieren,“ äußerte sich die verzweifelte Mutter.
Öffentliche Unterstützung bleibt aus
Die Aussage der Mutter reflektiert ein großes Problem im Bereich der sozialen Dienste, wo oft nur zögerlich finanzielle Unterstützung zugesprochen wird. Dies betrifft nicht nur die Ferienbetreuung, sondern viele Bereiche, die das Ehrenamt abdecken. Während Organisationen wie Pro Mente und die Hospizbewegung sich auf Spenden und Mitgliedsbeiträge verlassen, stehen sie vor der Herausforderung, ihre Dienstleistungen aufrechtzuerhalten. Laut der Landtagsabgeordneten Barbara Thöny kümmern sich pflegende Angehörige um rund 80 Prozent der Menschen mit Pflegebedarf. Ihre Anträge zur besseren Sicherstellung dieser Angehörigen stießen jedoch auf wenig Resonanz im Landtag.
Die Herausforderung des Ehrenamts
Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist die psychische und physische Belastung, die mit der Pflege verbunden ist. Viele Angehörige jonglieren zwischen ihrer Erwerbstätigkeit und der Pflege ihrer Liebsten. Stellvertretend für diesen Personenkreis spricht Marcella Staberg vom Verein „Einherzen“. Sie betont, dass die fehlende Unterstützung in der Ferienzeit eine enorme Belastung für viele Familien darstellt. „Wir sind jede Woche mit verzweifelten Eltern konfrontiert, die eine Betreuung für ihre Kinder brauchen,“ erklärt Staberg. Diese Probleme betreffen nicht nur die Organisation der Ferienbetreuung, sondern ziehen sich durch alle Lebensbereiche der betroffenen Familien.
Finanzielle Lösungen fehlen
Die Politik scheint in dieser Hinsicht oft untätig zu sein, wenn es darum geht, praktikable Lösungen anzubieten. Eine wichtige Unterstützung könnten staatlich geförderte Programme für pflegende Angehörige sein, die ihnen ermöglichen, Beruf und Verantwortung besser zu vereinbaren. Bisher bleibt dies jedoch weitgehend unerreicht, was für viele Familien zu existenzieller Angst und Überforderung führt.
Ehrenamtlichkeit an ihre Grenzen gestoßen
Die Verlagerung von Kernkompetenzen einer Gesellschaft auf das Ehrenamt könnte auf lange Sicht nicht tragbar sein. Das Ehrenamt ergänzt, wo staatliche Unterstützung fehlt, sollte jedoch nicht die einzige Lösung sein. Der Bedarf an Fachkräften und finanzieller Unterstützung wird in Zukunft weiter steigen, und genau hier ist ein Umdenken erforderlich. Für viele Ehrenamtliche ist es eine wachsende Herausforderung, sich zwischen ihren Verpflichtungen zu entscheiden, was letztlich nicht nur die Ehrenamtlichen selbst, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft.
Ein Aufruf zur Veränderung
Es ist offensichtlich, dass die Politik gefordert ist, endlich eine Perspektive zu schaffen, die nicht nur auf kurzfristige Lösungen abzielt, sondern nachhaltige Veränderungen herbeiführt. Die Gesellschaft muss sich den Herausforderungen der Pflege und der Unterstützung pflegender Angehöriger stellen – nicht nur als Drohung, sondern als Chance zu erkennen. Indem anerkannt wird, was diese Menschen leisten, lässt sich eine neue Grundlage für eine belastbare und funktionierende Gesellschaft schaffen, in der die Bedürfnisse aller ernst genommen werden.