Bei einem jüngsten Besuch in der Lungauer Redaktion der LN sprach Peter Eder, der Präsident der Arbeiterkammer (AK), über drängende Probleme und die aktuelle Situation in der Region. Eder, der von besorgniserregenden Trends und Herausforderungen berichtete, betonte die Notwendigkeit, die Wirtschaft zu revitalisieren und Probleme zu erkennen und anzugehen. "Wir müssen positive Stimmung schaffen und uns den Herausforderungen stellen, um das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen", erklärte der 55-Jährige.
Sein Hauptanliegen ist die wirtschaftliche Stabilität. Eder machte klar, dass es jetzt an der Zeit sei, Investitionen zu tätigen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Doch er warnte davor, dass die finanziellen Mittel hierfür nicht mehr ausreichen. "Sparmaßnahmen dürfen nicht die Wirtschaft strangulieren", fügte er hinzu. Er sieht auch die Pflege und die frühkindliche Bildung als ungelöstes Thema, das unbedingt angegangen werden muss.
Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung
Ein weiteres kritisches Problem, das Eder ansprach, ist der Fachkräftemangel. "Die Konkurrenz zwischen Schule und Lehre ist stark", sagte er. Angesichts geburtenschwacher Jahrgänge ist die Situation besorgniserregend. Eder glaubt, dass die Initiative zur Gewinnung neuer Fachkräfte über reine Kampagnen hinausgehen muss, um wirklich wirksam zu sein.
Die AK hat kürzlich einen Anstieg der Anfragen im Bereich Schuldnerberatung festgestellt. "Die Teuerung trifft immer mehr Menschen. Viele können sich keinen finanziellen Spielraum mehr leisten", erläuterte er. Zudem hob er hervor, dass viele typisch weibliche Berufe stark unterbezahlt sind. Dies zeigt sich auch in den Zahlen, die aus der Region stammen: Das Durchschnittseinkommen in Lungau lag 2022 bei 2541 Euro netto pro Monat, was die Menschen in eine herausfordernde finanzielle Lage bringt.
In Bezug auf die Arbeitsmarktlage konnten die Lungauer Erfolge feiern. Mit einer Arbeitslosenquote von nur 2,7 % im vergangenen September stellt der Lungau die niedrigste Quote im gesamten Bundesland. Doch trotzdem pendeln 32,2 % der Beschäftigten in andere Bezirke zur Arbeit, was ein erhebliches Mobilitätsproblem darstellt.
Kinderbetreuung und ihre Herausforderungen
Ein weiteres Thema, das Eder ansprach, war die Betreuung von Kleinkindern. Er berichtete, dass in nur 60 % der Gemeinden des Lungau Einrichtungen für Kleinkinder verfügbar sind. Die Betreuungsquote unter Dreijährigen liegt bei 28,9 %. Diese Werte sind alarmierend, insbesondere im Vergleich zu anderen Regionen, und erfordern dringende Maßnahmen zur Schaffung geeigneter Betreuungsangebote.
Die AK-Bezirksstelle in Tamsweg verzeichnete im vergangenen Jahr 2476 Beratungen. Der Großteil davon war auf den kostenlosen Steuerlöscher zurückzuführen, der bemerkenswerte Steuerrückzahlungen von insgesamt 303.700 Euro sicherte. Eder wies auch auf die Erfolge bei Klagen hin, wo den betroffenen Arbeitnehmern jeweils 2000 Euro zugesprochen wurden.
Die gesellschaftlichen Herausforderungen, denen sich der Lungau gegenübersieht, sind vielfältig. Laut Eder ist es entscheidend, dass die Menschen in der Region weiterhin eine höhere Lebensqualität genießen können. "Wir brauchen leistbares Wohnen und Perspektiven für Eigentum", sagt er. Der Lungau biete eine großartige Lebensqualität, aber das Wirtschaftsmodell muss diversifiziert werden, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.
Was erwartet sich Peter Eder von der neue Regierung? "Ich wünsche mir eine ehrliche politische Linie, die dem Volk klar kommuniziert, wie es um den Staatshaushalt bestellt ist und welche Lösungen realistisch sind", erklärte er. Seiner Meinung nach sind ehrliche Worte der Weg, um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen und jeglichen Protest zu mindern. Die Menschen sind bereit, die Realität zu akzeptieren, solange die Politik klar und nachvollziehbar handelt.
Für weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der Region, lesen Sie den Artikel auf www.sn.at.
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