Im Stadtteil Aigen in Salzburg gibt es ein Kaffeehaus, das nicht nur zum Genießen von Speisen und Getränken einlädt, sondern auch eine wertvolle Ausbildungsstätte für Jugendliche mit Lernschwächen darstellt. Das Café Aigensinn öffnete offiziell am 17. Juli seine Türen und bietet den jungen Menschen die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in der Gastronomie zu sammeln und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Unter der Leitung von Aleksandar Joncic und der erfahrenen Ausbilderin Claudia Hemetsberger-Wasserbauer werden die Jugendlichen in verschiedenen Tätigkeiten des Gastronomiealltags geschult.
Erfolgreiche Integration in das Team
Das Café hat bereits seit zwei Wochen eine feste Mitarbeiterin: Lehrling Anna. Darüber hinaus haben während der Sommermonate Praktikanten vom Campus Oberrain, einer Ausbildungsstätte des Non-Profit-Unternehmens „anderskompetent“ aus Unken, das Team unterstützt. Diese Praktika ermöglichen es den Jugendlichen, in einer realen Arbeitsumgebung Erfahrungen zu sammeln und verschiedene Facetten der Gastronomie kennenzulernen. „Das Kommen und Gehen ist vollkommen okay“, erklärt Hemetsberger-Wasserbauer. „So können die Jugendlichen das, was sie benötigen, für ihre Zukunft herausfiltern. Eine Praktikantin entdeckte beispielsweise ihre Leidenschaft für das Mixen von Cocktails.“
Herausforderungen und Lernmomente
Die Arbeit im Café Aigensinn ist für die jungen Mitarbeiterinnen nicht immer nur ein leichtes Unterfangen. Hemetsberger-Wasserbauer berichtet von schwierigen Momenten, in denen die Jugendlichen bei Stress Situationen wie die Verwechslung von Kühlhaus und Gefrierschrank bewältigen mussten. „Ich habe schon Tränen im Stiegenhaus getrocknet“, teilt sie mit. Oft ist es jedoch nicht die gastronomische Tätigkeit, die zu Schwierigkeiten führt, sondern persönliche Herausforderungen wie Liebeskummer. Diese Einblicke in die emotionalen Zustände der jungen Menschen helfen der Ausbilderin, Verständnis zu zeigen und den Stress von der Arbeit zu trennen.
Beliebtes Café in der Nachbarschaft
Die Öffnung des Café Aigensinn wurde von der Nachbarschaft überwältigend positiv aufgenommen. Schon kurz nach der Eröffnung konnte das Team eine Vielzahl von Stammgästen begrüßen, darunter junge Mütter und ältere Damen, die sich regelmäßig zu einem Gespräch bei Kaffee treffen. Solches Feedback zeigt, dass das Café nicht nur ein Ausbildungsort ist, sondern auch eine wichtige soziale Institution innerhalb der Gemeinschaft. „Von den Gästen kam der Wunsch, zukünftig auch Frühstück anzubieten“, berichtet Hemetsberger-Wasserbauer, die bereit ist, die Menükarte anzupassen. Bisher bietet das Café eine abwechslungsreiche und umfangreiche Speisekarte an, die jedoch möglicherweise in der Zukunft vereinfacht wird, um die Ausbildung der Jugendlichen zu unterstützen.
Ausbildung und praktische Fähigkeiten
Die Lernumgebung im Café Aigensinn ist darauf ausgelegt, den jungen Menschen praktische Fähigkeiten zu vermitteln. Der Einsatz eines einfachen Touchscreens bei der Kaffeemaschine macht den Umgang für die Jugendlichen einfacher, da es viele an ein Handy erinnert. Lehrmeisterin Hemetsberger-Wasserbauer betont, dass die Zubereitung von Speisen und Getränken nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Gelegenheit zur Selbstentfaltung darstellt. „Wir haben eine Mappe mit allen Rezepten, die für die sicherere Zubereitung von Hauptspeisen, Kuchen und Cocktails dient“, erklärt sie und fügt mit einem Schmunzeln an, wie wichtig es ist, dass alle Mitarbeiter jederzeit nachsehen können, um die Abläufe zu lernen.
Wachstum durch Erfahrung
Die Ausbildung im Café Aigensinn zeigt, dass die Integration von Jugendlichen mit Lernschwächen in die Arbeitswelt nicht nur umsetzbar, sondern auch bereichernd für die gesamte Gemeinschaft ist. Die Entwicklungen innerhalb des Cafés sind ein positives Beispiel dafür, wie durch Einfühlungsvermögen, Geduld und praktische Erfahrung ein Umfeld geschaffen werden kann, das diesen Jugendlichen hilft, sich sowohl beruflich als auch persönlich weiterzuentwickeln.