Trotz eines als positiv wahrgenommenen Erfolgs ihres Landeshauptmanns in Vorarlberg sieht sich die Österreichische Volkspartei (ÖVP) auf Bundesebene in einer schwierigen Lage. Die Landtagswahlen haben in der Regel wenig Einfluss auf die Bundespolitik, die Auftritte der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) in Städten wie Graz, Salzburg-Stadt und Salzburg-Land blieben für die nationale Bühne folgenlos. Ähnlich ergeht es der aktuellen Wahl in Vorarlberg: Der Landeshauptmann der ÖVP kann zwar einen Achtungserfolg verbuchen, jedoch muss er sich zugleich mit einem Verlust auseinandersetzen. Besonders die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) konnte von einem positiven Trend auf bundespolitischer Ebene profitieren.
Am meisten unter den Ergebnissen zu leiden haben jedoch die Grünen, die erhebliche Stimmenverluste hinnehmen mussten. In Graz kann Landeshauptmann Christopher Drexler möglicherweise aufatmen, da es den Anschein hat, dass der Landeshauptmann einen Bonus genießt. Sollten die negativen Folgen für die ÖVP jedoch spürbar werden und der Druck am 24. November zunehmen, könnte das zu spürbaren Veränderungen auf nationaler Ebene führen.
Die Rolle der FPÖ und interne Herausforderungen der ÖVP
Die FPÖ hat sich inzwischen in eine Art Märtyrerrolle zurückgezogen. Sie sieht sich als Sieger der Nationalratswahl und sucht die Schuld für die gegenwärtige politische Lage bei den anderen Parteien, die ausgrenzend auftreten. Die entscheidende Frage bleibt: Wie wird sich die ÖVP verhalten? Karl Nehammer, der Vorsitzende der ÖVP, hat im Wahlkampf betont, nicht mit Herbert Kickl, dem FPÖ-Obmann, koalieren zu wollen. Solche vorherige Ablehnungen könnten Auswirkungen auf die interne Stabilität der Volkspartei und deren künftige Entscheidungen haben.
Die scheinbare Einigkeit innerhalb der ÖVP ist trügerisch. Hinter den Kulissen wird die Möglichkeit einer Koalition zwischen „zwei Verlierern und einer Oberlehrerin“ kritisch betrachtet. Es wird befürchtet, dass diese Konstellation nur wenig Zustimmung bei den Wählern finden könnte. Vertreter aus Wirtschaft und Industrie zeigen sich besorgt und haben angedeutet, dass sie Herbert Kickl, trotz der politischen Spannungen, als weniger problematisch empfinden als Andreas Babler. Die Sichtweise auf wirtschaftliche und migrationspolitische Themen zeigt, dass die Programme der ÖVP und FPÖ in vielen Punkten ähnlich gelagert sind und somit eine mögliche Annäherung zwischen den beiden Parteien nicht gänzlich ausgeschlossen wird.
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