Die Residenzgalerie in Salzburg hat jüngst ihre beeindruckende Sammlung um ein bemerkenswertes Kunstwerk erweitert: das Gemälde „Hügelige Waldlandschaft mit Falkner und Reiter“ von Jacob Isaacksz. van Ruisdael. Diese bedeutende Akquisition wurde anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Galerie gefeiert, was den emotionalen Wert des Geschenkes noch verstärkt. Bei der Präsentation am Mittwoch wurde das Gemälde vor Journalisten enthüllt und prangt nun majestätisch an der Wand der Galerie.
Die spektakuläre Landschaft zeigt nicht nur Ruisdaels Meisterschaft in der Darstellung natürlicher Szenen, sie ist auch ein hervorragendes Beispiel für die Detailgenauigkeit, die der niederländische Landschaftsmaler im 17. Jahrhundert pflegte. Mit seinen Abmessungen von 101 mal 127 Zentimetern ist das Gemälde nicht nur ein visuelles, sondern auch ein zeitgeschichtliches Highlight.
Die Wahl des Kunstwerks: Ein tiefes Verständnis
„Die Wahl fiel auf dieses Werk aus mehreren Gründen“, erklärt Andrea Stockhammer, Direktorin des Domquartiers. Das Gemälde ist ein Fenster in die Natur der Mitte des 17. Jahrhunderts, und die spezifische Interpretation von Landschaft und Bäumen zeugt von einer Detailverliebtheit, die in vorhergehenden Epochen oft vermisst wurde. Ruisdaels Verwendung von intensiven Grün-, Braun- und Blautönen verleiht der Landschaft Lebendigkeit und eine beinahe greifbare Präsenz.
Besonders auffällig sind die umgestürzten Birken im Vordergrund, die symbolisch für Vergänglichkeit stehen. Barbara Ducke, die Kuratorin, hebt hervor, dass diese Bäume häufig in Ruisdaels Arbeiten vorkommen und einen tiefen Gedankengang über die Natur und deren Wandel vermitteln. „Die Pinselstriche sind bei genauer Betrachtung sogar deutlich erkennbar“, betont sie und verweist darauf, dass Ruisdael den Himmel mit dynamischen, zerzausten Wolken dargestellt hat, was das Bild zusätzlich belebt.
Eine lange Reise zur Akquisition
Die Suche nach einem neuen Gemälde für die Residenzgalerie war alles andere als unkompliziert. „Der Markt ist begrenzt, da viele der gesuchten Werke bereits Jahrhunderte alt sind“, erläutert Ducke. Über Provenienz, also die Nachvollziehbarkeit der Eigentümergeschichte eines Kunstwerkes, wurde sorgfältig entschieden, um sicherzustellen, dass das Bild rechtmäßig erworben werden kann. Diese detaillierte Vorgehensweise machte die Suche umso langwieriger.
Ursprünglich war nicht vorgesehen, dass ein Mäzen den vollen Betrag von einer halben Million Euro für das Gemälde aufbringt. „Ich war überrascht über den Preis und die politischen Konsequenzen“, gesteht Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Um eine öffentliche Diskussion über die Verwendung öffentlicher Gelder zu vermeiden, wandte sich Haslauer an private Unterstützer, was schließlich den Kauf ermöglichte. Die knappen finanziellen Mittel waren auch der Grund dafür, dass die Residenzgalerie seit 30 Jahren keine neue Akquisition mehr verzeichnen konnte.
Das Gemälde von Ruisdael wird nun zusammen mit drei weiteren Arbeiten des Künstlers in der Umgebung der Galerie ausgestellt. Dieses neue Schmuckstück der Residenzgalerie symbolisiert nicht nur einen bedeutenden Meilenstein in der Sammlung, sondern auch die anhaltende Relevanz historischer Kunstwerke in der modernen Gesellschaft. Es bietet den Besuchern die Möglichkeit, die Schönheit und Komplexität von Landschaft darzustellen und die Kunst Ruisdaels zu erleben, die bereits in renommierten Museen wie der Hamburger Kunsthalle zu sehen war.
Die Präsentation eines solchen Meisterwerks zieht nicht nur Kunstliebhaber an, sondern regt auch zu Gedanken über das Erbe der Kunst und die Rolle der Galerie im heutigen Kulturverständnis an. In der Residenzgalerie vermischen sich Geschichte und Gegenwart, und der Austausch über Kunst ist wichtiger denn je – ein Zeichen für die Wertschätzung von kulturellem Erbe in Zeiten des Wandels.
(Quelle: SALZBURG24)