In Liefering ist der Kultur-Wanderweg ein fester Bestandteil des Gemeindelebens und bietet den Bürgern sowie Besuchern die Gelegenheit, die Vergangenheit des Stadtteils spielerisch zu erkunden. Der Weg wurde ins Leben gerufen, um die Geschichte von Liefering erlebbar zu machen und wertvolle Informationen an verschiedenen Stationen im Stadtgebiet zur Verfügung zu stellen. Initiator Werner Hölzl hebt hervor, dass dieser Kultur-Wanderweg den Spaziergängern hilft, die geschichtlichen Wurzeln zu erfassen und zu verstehen, wie die Entwicklung des Stadtteils verlaufen ist.
Einzigartige Tafeln für Wissenshungrige
Der Wanderweg zeichnet sich dadurch aus, dass die Tafeln nicht einer festgelegten Reihenfolge folgen, sondern an verschiedenen Orten verteilt sind. Dadurch ist es möglich, die Informationen flexibel zu betrachten, sei es bei einem gemütlichen Spaziergang oder einem gezielten Besuch der einzelnen Stationen. Eine Übersicht über den Kultur-Wanderweg ist zudem online verfügbar, unter anderem auf Wikipedia.
Die Tafeln decken ein breites Zeitspektrum ab, das von der Römerzeit bis zu den aktuellen Entwicklungen in Liefering reicht. Besonders faszinierend sind die Aspekte der Traditionsfischerei, die in Liefering betrieben wird. Hölzl erläutert, dass die lokale Fischereiinnung einst den erzbischöflichen Hof beliefert hat und somit ein integraler Bestandteil der regionalen Wirtschaft darstellte.
Das soziale Netzwerk der Fischer
Interessanterweise entwickelten die Fischer im 19. Jahrhundert ein frühes Sozialsystem, das auf gemeinschaftlicher Solidarität basierte. Die Erkenntnis, dass „niemand auf der Strecke blieb“, spiegelt den Geist dieser Gemeinschaft wider. Gewinne wurden in einen gemeinsamen Topf eingezahlt, aus dem bedürftige Mitglieder Unterstützung in Form von Lebensmitteln oder Holz erhielten. Peter Pfenninger, ein bekanntes Mitglied dieser Gemeinschaft, hinterließ durch eine Schenkung an die Fischerei ein bedeutendes Erbe, das bis heute weiterlebt.
Die landwirtschaftliche Prägung von Liefering war ebenfalls stark ausgeprägt. In den frühen 1950er Jahren gab es noch etwa 80 Betriebe im Stadtteil, auch wenn die meisten davon Kleingärten waren. Diese Daten verdeutlichen die Vielseitigkeit der wirtschaftlichen Aktivitäten in Liefering.
Ein Traum von einem Stadtteilmuseum
Geplant war ursprünglich ein Stadtteilmuseum im Mesnerhaus, doch das Vorhaben scheiterte an finanziellen Hürden. Trotz der Herausforderung blieb der Kultur-Wanderweg von Anfang an im Fokus der Planer. Hölzl, der als Grafiker tätig ist, widmete seine Freizeit der Gestaltung der Tafeln und kreierte die Illustrationen, die das kulturelle Erbe dokumentieren. Sein Engagement wurde von einem ehrenamtlichen Team von Archäologen, Historikern und Archivaren unterstützt, um den Weg zum Leben zu erwecken.
Der Weg in neue Hände
Zwischen 2001 und 2006 wurden mehr als 50 Tafeln aufgestellt, und zusätzliche Tafeln kamen 2014 und 2018 hinzu. Der Verein, der den Weg initiierte, kümmerte sich um die Pflege und Erneuerung bestehender Tafeln. Insgesamt wurden 48 Tafeln aktualisiert und restauriert. Als Bestandteil der Geschichte Legislativa sammelte der Verein auch das gesammelte Wissen in Form eines Begleitbuchs. So wurden in den Jahren 2009 und 2012 weitere Publikationen veröffentlicht, unter anderem über die historische Trabrennbahn.
Nach 23 Jahren als Obmann zieht Hölzl sich nun zurück. Der Verein für den Kultur-Wanderweg wird aufgelöst, und es gibt Bestrebungen, dass der Club Liefering die Verantwortung für den Weg übernimmt. Christoph Brandstätter, der Obmann des Clubs, äußert, dass in einer Sitzung im September eine Entscheidung über die Übernahme der Tafeln getroffen wird. Hölzl äußert dabei die Hoffnung, dass diese Übernahme zustande kommt, da der Club sehr in der Gemeinde engagiert ist.
Kulturelles Erbe und Gemeinschaftsgeist
Dieser Kultur-Wanderweg repräsentiert nicht nur die historische Identität von Liefering, sondern symbolisiert auch den Gemeinschaftsgeist, der die Menschen vor Ort verbindet. Er bietet einen einzigartigen Zugang zur Geschichte und zur Tradition des Stadtteils, was ihn zu einem wertvollen Anliegen für die Gemeinschaft macht. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Obhut des Wegs die gleiche Hingabe und Fürsorge zeigt, die ihn bisher geprägt hat.