In den letzten Jahren ist die Diskussion um den Lehrermangel in Österreich intensiver geworden, doch wie sieht die Realität an den Schulen im Pongau konkret aus? Während die Salzburger Bildungsdirektion optimistische Berichte über die Lehrerressourcen abgibt, schildern Schulleiter vor Ort ein sehr unterschiedliches Bild. In vielen Tälern ist die Versorgung mit Lehrern nach wie vor kritisch. Aus diesem Grund sehen sich Schulen gezwungen, Bildungsangebote einzuschränken.
Ein Anzeichen für die prekäre Lage ist die Notwendigkeit, in einigen Fällen anonym über die Herausforderungen zu berichten. Direktoren befürchten mögliche berufliche Konsequenzen vonseiten der Bildungsdirektion, obwohl der sogenannte „Maulkorb-Erlass“ offiziell aufgehoben ist. Es scheint, als würde der Druck auf den Schulbetrieb auch von der Leitungsebene aus gesteigert.
Widersprüchliche Berichte über den Lehrermangel
Die Bildungsdirektion unter Rudolf Mair äußert, dass der Lehrermangel nicht flächendeckend im Land Salzburg zu spüren ist. Besonders im Pongau, Pinzgau sowie an den Randgebieten der Bezirke Tennengau und Flachgau wird die Rekrutierung von Lehrern als mühsam geschildert. Auch im Bereich der Nischenfächer an höheren Schulen sieht die Lage weniger rosig aus. Während an höheren Schulen ausreichend qualifizierte Lehrkräfte eingestellt werden konnten, sind die Pflichtschulen auf Quereinsteiger angewiesen, um den Bedarf zu decken.
Ein positiver Lichtblick sind die 80 neuen Junglehrer, die heuer in den Salzburger Schulen ihren Dienst antreten werden. Das ist durchaus eine Ermutigung für die Bildungseinrichtungen, auch wenn es in spezifischen Fächern weiterhin zu Engpässen kommt. Besonders in den Nischenfächern zeigen sich Lücken, die aktuell nicht vollständig gefüllt werden können. Lehrer mit anderen Fachrichtungen werden in diesen Fächern rekrutiert, was für die Schüler nicht immer optimal ist. Es besteht eine Gefahr, dass Unterrichtsqualität leidet.
Lage an den Schulen
Das BORG in Radstadt hingegen kann von einer stabilen Lage in seiner Belegschaft berichten und hat keinen akuten Lehrermangel. Direktorin Andrea Stolz erläutert, dass kleinere Ausfälle zwar einen gewissen Druck erzeugen, die integrativen Teams fit genug sind, um solche Engpässe zu überbrücken. Der Großteil der Lehrkräfte ist jung und dynamisch, wodurch eine wichtige Übergangsphase innerhalb des Kollegiums bereits erfolgreich vollzogen wurde.
Im Gegensatz dazu haben die Mittelschulen im Pongau mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Hier müssen häufig ganze Schulangebote gestrichen werden, da die ausreichende Anzahl an Pädagogen nicht gewährleistet ist. Lehrkräfte sind am Limit, da sie den erhöhten Arbeitsaufwand, der durch die fehlenden Kollegen entsteht, ausgleichen müssen. Dies kann nicht nur zu Stress führen, sondern auch zu ernsthaften Gesundheitsproblemen für einige Mitarbeiter.
Darüber hinaus sind auch die Volksschulen von dieser Problematik betroffen. Um den Unterricht in gewohnter Qualität aufrechterhalten zu können, werden immer öfter Lehramtsstudenten engagiert, die kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung stehen, um die Fülle an Unterrichtsstunden zu decken.