Das Patenschaftsprojekt „Gemeinsam wachsen“ des Vereins „JoJo“ in Salzburg bietet eine wertvolle Unterstützung für Kinder aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil unter psychischen Erkrankungen leidet. Heidemarie Eher, die Geschäftsführerin des Vereins, beschreibt das Projekt als eine Art „Insel für Kinder“, die Stabilität, Vertrauen und Freude schaffen soll. Es ist ein Ansatz, der nicht nur vorübergehende Hilfe bietet, sondern auf langfristige Beziehungen abzielt, die Kindern und ihren Familien zugutekommen.
Die Freiwilligen, die sich als Paten oder Patinnen zur Verfügung stellen, spielen eine entscheidende Rolle, indem sie regelmäßig Zeit mit den Kindern verbringen. Diese Interaktionen können einfache Aktivitäten umfassen, wie Besuche im Schwimmbad, im Zoo, beim Spielen oder auch beim Keksebacken während der Adventszeit. „Es geht darum, den Kindern eine unbeschwerte Zeit zu schenken“, erklärte Eher. So wird die Schwere des Alltags für die Kinder ein Stück weit gemildert, während sich verlässliche Bezugspersonen um sie kümmern.
Bedarf an Freiwilligen
Der Bedarf an solchen Patenschaften ist nicht zu unterschätzen: Aktuell stehen 20 Familien auf der Warteliste des Projekts „Gemeinsam wachsen“. Eher betont, dass die meisten der betreuten Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren sind und dass das Programm auch für Kinder bis zu 13 Jahren geöffnet ist. Die Suche nach Freiwilligen, die sich langfristig einbringen möchten, gestaltet sich jedoch als herausfordernd. Eher äußerte den Wunsch, dass sich mehr Menschen bereitfinden, die Kinder in dieser Weise zu begleiten.
„Wir freuen uns sehr, wenn sich Menschen melden, die sich gern als Pate zur Verfügung stellen würden“, fügt Eher hinzu. Die Patenschaften werden durch den Verein koordiniert, wobei darauf geachtet wird, dass Pate und Familie gut zueinander passen. Ein Kennenlernen bildet den ersten Schritt in diese bedeutsame Beziehung, die in der Regel über mehrere Jahre hinaus bestehen soll.
Die Erfahrungen zeigen, dass viele Familien oftmals kaum weitere Unterstützung außer den Eltern haben. Gerade in herausfordernden Lebenslagen wie psychischen Erkrankungen kann dies für die betroffenen Familien überwältigend sein. Umso wichtiger sind die Paten, die als zusätzliche Bezugspersonen auftreten und den Kindern helfen, ein Stück Normalität und Freude ins Leben zurückzubringen. Eher beschreibt, dass viele Patenschaftsverhältnisse über Jahre hinweg bestehen und die Paten zu beständigen Vertrauenspersonen im Leben der Kinder werden können.
Langfristige Beziehungen im Fokus
Das Hauptziel des Projekts ist es, eine langfristige Beziehung zwischen dem Kind und dem Paten oder der Patin aufzubauen. „Wenn Familien merken, dass es da diese verlässliche Person gibt, die sich für das Kind interessiert, macht das oft einen großen Unterschied im Lebensverlauf“, erklärt Eher. Sie hebt hervor, dass diese Einsätze nicht nur für die Kinder wichtig sind, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Familien insgesamt haben können. Die Stabilität, die durch die Patenschaften entsteht, kann dazu beitragen, den Alltag für alle Beteiligten zu erleichtern.
Die Initiative von „JoJo“ zeigt einen vielversprechenden Ansatz auf, wie durch einfache und beständige menschliche Kontakte Unterstützungen geschaffen werden können, die tiefgreifende Effekte auf die Lebensqualität der Kinder haben können. Solche Projekte sind nicht nur bedeutsam für die Kinder, die in belastenden Verhältnissen leben, sondern reflektieren auch gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf familiäre Strukturen.
Nachhaltige Stärkung durch Patenschaften
Die Schaffung von Stabilität und Vertrauen durch das Patenschaftsprojekt „Gemeinsam wachsen“ bietet den Kindern nicht nur die Möglichkeit, Freude und Unbeschwertheit zu erleben, sondern fördert auch eine nachhaltige Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen und Beziehungsfähigkeiten. Die Initiative verdeutlicht, wie wichtig es ist, in einer komplexen Welt, in der viele Familien mit psychischen Belastungen kämpfen, zusätzliche Stützstrukturen zu schaffen. Der Weg zur Verbesserung des Lebens von Familien, die Unterstützung brauchen, führt über aktive Gemeinschaften, die bereit sind, neue Wege zu gehen und Verantwortung zu übernehmen.
Hintergrundinformationen zur psychischen Gesundheit in Familien
Psychische Erkrankungen bei Eltern können erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Entwicklung von Kindern haben. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden etwa 1 von 4 Menschen im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Erkrankung. Dies bedeutet, dass in vielen Familien mindestens ein Elternteil betroffen sein könnte. Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder bipolare Störungen führen häufig zu Schwierigkeiten im Alltag, die sich negativ auf das familiäre Umfeld auswirken.
Diese Herausforderungen können zu Instabilität in der Familie führen, und Kinder aus solchen Haushalten sind häufig mit erhöhtem Stress und emotionalen Belastungen konfrontiert. In vielen Fällen entstehen auch soziale Isolation und ein Mangel an unterstützenden Beziehungen, die für die gesunde Entwicklung von Kindern entscheidend sind. Die Verantwortung für die emotionale Stabilität der Kinder liegt oft schwer auf dem geschädigten Elternteil, was die Notwendigkeit von Initiativen wie „Gemeinsam wachsen“ verstärkt.
Statistiken zur Unterstützung von Kindern aus belasteten Familien
Eine Studie des Bundesministeriums für Gesundheit zeigt, dass etwa 17% der Kinder in Österreich in Familien leben, in denen ein Elternteil psychisch erkrankt ist. Diese Kinder haben ein höheres Risiko für Schwierigkeiten in der emotionalen und sozialen Entwicklung sowie in der Schule. Darüber hinaus beobachtete eine Untersuchung des Österreichischen Instituts für Familienforschung, dass Kinder aus belasteten Verhältnissen häufig von längerfristigen Auswirkungen betroffen sind, wenn ihnen keine adäquate Unterstützung zuteilwird.
Zusätzliche Daten belegen, dass Programme, die stabilisierende Beziehungen schaffen, einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden von Kindern haben. Eine Erhebung ergab, dass Kinder, die an solchen Programmen teilnehmen, eine signifikante Verbesserung ihrer sozialen Fähigkeiten und des emotionalen Wohlbefindens zeigen. Diese Ergebnisse belegen, dass Patenschaftsprojekte wie „Gemeinsam wachsen“ eine wichtige Rolle spielen, um Kinder in schwierigen Situationen zu unterstützen und ihre Entwicklung zu fördern.
Die Rolle der Freiwilligen im Patenschaftsprojekt
Freiwillige in Projekten wie „Gemeinsam wachsen“ spielen eine entscheidende Rolle, indem sie nicht nur emotionale Unterstützung, sondern auch praktische Hilfe leisten. Oft bringen sie frische Perspektiven und neue Aktivitäten in das Leben von Kindern, die in einem belasteten Umfeld aufwachsen. So können gemeinsame Unternehmungen wie Ausflüge, sportliche Aktivitäten oder kreative Workshops den Kindern helfen, neue Fähigkeiten zu erlernen und soziale Kontakte zu knüpfen.
Die Auswahl der Paten erfolgt sorgfältig, um sicherzustellen, dass die Chemie zwischen Pate und Kind stimmt. Dies trägt dazu bei, langfristige Bindungen aufzubauen, die für das emotionale Wachstum der Kinder von entscheidender Bedeutung sind. Das Ziel ist es, eine vertrauensvolle Beziehung zu schaffen, in der die Kinder sich öffnen können und die Möglichkeit haben, ihre Sorgen und Ängste zu teilen.
Durch die Teilnahme an solchen Patenschaftsprojekten haben die Freiwilligen die Möglichkeit, sich in der Gemeinschaft zu engagieren und einen positiven Einfluss auf das Leben von Kindern und Familien zu nehmen. Jeder Beitrag, egal wie klein, kann eine bedeutende Veränderung bewirken.