Dynamo Kiew sieht sich in einer besonderen Situation im internationalen Fußball, seit der Krieg in der Ukraine begonnen hat. Die Mannschaft spielt seitdem im Exil und hat kaum Legionäre im Kader. Ihr Ziel geht weit über monetäre Anreize hinaus – sie wollen ihren Landsleuten „positive Momente schenken“, wie es Klubpräsident Ihor Surkis ausdrückte.
Das Team kämpft nicht nur um den Einzug in die Champions League, sondern auch um das Überleben der ukrainischen Identität auf dem Sportfeld. Während sich Red Bull Salzburg auf die bedeutsamen finanziellen Anreize durch den Champions-League-Erfolg konzentriert, hat Dynamo Kiew andere Prioritäten. Die bevorstehenden Spiele sind für sie eine Plattform, um die Widerstandskraft und den Stolz der Ukraine zu präsentieren. Am Mittwoch um 21 Uhr in Lublin werden sie gegen Salzburg antreten – mehr als nur ein weiteres Fußballspiel.
Die Rahmenbedingungen der Spiele
Die Arena in der ostpolnischen Stadt Lublin, nur etwa 100 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, wird als Austragungsort für diese wichtigen Partien genutzt. Diese Entscheidung ist Teil der UEFA-Vorgaben, die es seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 schwierig machten, im eigenen Land zu spielen. Zuvor musste sich Dynamo bereits in anderen Städten wie Bukarest, Krakau und Warschau einrichten. Ihr bislang wichtigster Sieg im Exil war im August 2022 gegen Sturm Graz mit einem Endstand von 1:0 im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League.
Obwohl Lublin eine logistische Lösung bietet, um die Spiele auszutragen, ist die Zuschauerbeteiligung eher bescheiden. Bei den vorherigen Qualifikationsspielen gegen Partizan Belgrad und die Glasgow Rangers sahen nur etwa 4.300 und 8.300 Fans zu. Diese Zahlen lassen erahnen, dass auch in den kommenden Spielen nur moderate Besucherzahlen zu erwarten sind. Für viele bleibt es eine Herausforderung, die Anreise zu den Spielen zu organisieren.
In Kiews Kader finden sich mit Torhüter Heorhij Buschtschan und Nationalspielern wie Andrij Jarmolenko und Mykola Schaparenko etliche ukrainische Sportler, die sich für ihr Land ins Zeug legen. Die Anzahl der Legionäre hält sich mit lediglich drei Spielern in Grenzen: Justin Lonwijk aus Surinam, Brayan Ceballos aus Kolumbien und Samba Diallo aus dem Senegal. Der Grund dafür liegt auf der Hand – viele ausländische Spieler haben das Land aufgrund des Kriegs verlassen, und Dynamo Kiew hat sich entschieden, keine neuen Legionäre zu verpflichten, im Gegensatz zu anderen Klubs wie Shakhtar Donetsk.
Trainer Oleksandr Schowkowskyj hebt hervor, wie wichtig die Spiele für die morale des ukrainischen Volkes sind. Er sagt, dass das Team die Möglichkeit hat, denjenigen, die für Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen, positive Momente zu schenken. Diese sentimentale Verbindung zwischen Mannschaft und Nation ist elementar, besonders in schwierigen Zeiten. „Wir grenzen uns nicht vom ukrainischen Volk ab. Wir sind Teil davon und werden unser Bestes tun, um ihnen diesen positiven Moment zu geben“, betont Schowkowskyj.
Die Bedeutung der Begegnung
Für Dynamo Kiew wird dieses Match gegen Salzburg nicht nur zu einem Fußballspiel, sondern auch zu einem Symbol ihres unermüdlichen Kampfes und des ungebrochenen Willens, ihre Identität und Kultur zu wahren. Es ist ein Zeichen des Durchhaltens, gegen alle Widrigkeiten zu agieren und eine Botschaft an die Welt zu senden. In einer Zeit, in der viele Ukrainer gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen, ist die Rolle des Fußballs als Quelle der Inspiration und des Stolzes wichtiger denn je.
Das Interesse am Fußball bleibt trotz der Herausforderungen stark. Dynamo Kiew wird weiterhin die große Bühne des europäischen Fußballs für sich nutzen, um das ukrainische Volk zu repräsentieren und um Hoffnung zu verbreiten. Es ist eine schwierige Zeit, aber der Geist der Gemeinschaft und der Sportlichkeit bleibt unerschüttert.
Die Situation des FC Dynamo Kiew ist nicht nur ein Ausdruck des sportlichen Kampfes, sondern auch ein Symbol für den ungebrochenen Geist des ukrainischen Volkes. Trotz der widrigen Umstände bleiben die Spieler und das Management entschlossen, inmitten des Exils weiterhin auf der internationalen Bühne aktiv zu sein. Diese Herausforderungen reichen weit über den Fußball hinaus und sind tief im gesellschaftlichen und politischen Kontext der Ukraine verwurzelt.
Die militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, die im Februar 2022 einen dramatischen Umschwung nahmen, haben nicht nur das Leben der Zivilbevölkerung beeinflusst, sondern auch entscheidende wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen, die den Sport nicht ausgenommen haben. Fußballvereine wie Dynamo Kiew mussten nicht nur mit dem Verlust von Talenten durch die Abwanderung internationaler Spieler umgehen, sondern auch mit einer unveränderten Unterstützung ihrer nationalen Fans, die aus dem Land fliehen mussten.
Die Rolle des Fußballs in der ukrainischen Gesellschaft
Fußball spielt eine zentrale Rolle in der ukrainischen Kultur und Gesellschaft. Für viele Menschen im Land sind die Spiele nicht nur Sportereignisse, sondern auch eine Quelle des Stolzes und der nationalen Identität. Dynamo Kiew, als einer der erfolgreichsten Vereine des Landes, trägt diese Verantwortung besonders stark. Der Fußball wird in der Ukraine oft als Medium zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und zur Aufrechterhaltung der Moral gesehen. Die Leistungen der Mannschaft werden von den Fans als Symbol der Hoffnung und des Widerstands gegen die aktuellen Herausforderungen betrachtet.
Die Organisation der UEFA hat den ukrainischen Vereinen einen gewissen Schutz angeboten, indem sie spezielle Regelungen zur Austragung von Spielen im Exil ermöglicht hat. Den Vereinen, die ihre Heimsitzung im Ausland abhalten, wurde es auch erleichtert, in ihren Gastländern zu spielen, um die Erfahrungen und Emotionen der Heimspiele aufrechtzuerhalten, auch wenn die Atmosphäre dabei ganz anders ist.
Die Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft
Die internationale Gemeinschaft hat sich in den letzten Jahren zunehmend für die Menschen in der Ukraine stark gemacht, nicht nur im Hinblick auf militärische und humanitäre Hilfe, sondern auch durch den Sport. Viele nationale und internationale Fußballverbände haben Fundraising-Aktionen initiiert und Unterstützung für ukrainische Klubs und Spieler ermöglicht. Diese Solidarität zeigt den Einfluss des Sports, über nationale Grenzen hinweg zu verbinden und Unterstützung in Krisenzeiten zu mobilisieren.
Die Popularität von Dynamo Kiew in Europa bleibt trotz der Herausforderungen bestehen. Die UEFA Champions League, die oft als das prestigeträchtigste Turnier im europäischen Fußball angesehen wird, gibt dem Verein eine Plattform, um das ukrainische Band des Widerstands zu zeigen und die Geschichten der Menschen im Land zu erzählen, auch wenn die Spieler im Exil kämpfen. Die hohe Sichtbarkeit der Spiele kann dazu beitragen, das Bewusstsein für die Situation in der Ukraine zu schärfen und die Unterstützung für die dortige Bevölkerung zu fördern.
Diese Dynamik wird durch das Engagement der Fans, die trotz widriger Umstände Support leisten, ergänzt. Es bleibt zu hoffen, dass die Spiele von Dynamo Kiew nicht nur sportliche Ergebnisse liefern, sondern auch einen Wirkungskreis schaffen, der zur Unterstützung der Ukraine und ihrer Bürger beiträgt.