Vor 80 Jahren erlebte Salzburg einen verheerenden Tag, als der Alarm zur Luftverteidigung laut durch die Straßen hallte. Am 16. Oktober 1944 hatten feindliche Bomber entschieden, die historische Altstadt ins Visier zu nehmen. Über einen Zeitraum von nur 27 Minuten, zwischen 10.50 Uhr und 11.17 Uhr, wurde die Stadt mit einem massiven Luftangriff heimgesucht, der viele Menschenleben forderte. Der Angriff, der zunächst als Fehlalarm betrachtet wurde, führte dazu, dass nur wenige die Schutzräume aufsuchten. Die Bilanz war erschütternd: 245 Menschen starben.
Diese Katastrophe war nur eine von vielen, die die Stadt während des Zweiten Weltkriegs erleiden musste. Insgesamt fanden zwischen Oktober 1944 und Mai 1945 15 weitere schwere Bombenangriffe statt. Historiker berichten, dass mehr als 9.000 Bomben auf Salzburg abgeworfen wurden, was mehr als 2.000 Tonnen Sprengstoff entsprach. In diesen Luftangriffen starben insgesamt 547 Menschen. Besonders betroffen waren die Stadtteile Itzling sowie das nördliche und südliche Stadtgebiet. Die Erinnerungen an diese tragischen Ereignisse haben sich tief ins Gedächtnis der Salzburger eingegraben, da fast jeder betroffen war, sei es direkt oder indirekt.
Kollateralschäden und Zerstörung
Der Luftkrieg zielte darauf ab, die Bahnanlagen der Nationalsozialisten zu stören. Zielscheiben waren unter anderem prägnante Bauwerke wie der Salzburger Dom, die Neue Residenz und Mozarts Wohnhaus. Der verheerende Angriff führte dazu, dass 400 Gebäude vollständig und weitere 2.500 teils schwer beschädigt wurden. Insgesamt entspricht dies etwa einem Drittel der Stadtarchitektur. Ergebnis waren 15.000 obdachlose Menschen, die durch die Zerstörung ihre Wohnstätten verloren. Unterdessen konnten 129 Menschen aus den Trümmern gerettet werden.
Historiker Johannes Hofinger äußert sich zu den Bombardierungen und deren Folgen: „Die Luftangriffe haben sich ins kollektive Gedächtnis der Salzburger Bevölkerung eingebrannt.“ Dies legt nahe, dass der Krieg nicht nur materielle Zerstörung brachte, sondern auch stark in die Denkweise der Bewohner eingriff.
Der mühsame Wiederaufbau
Nach dem Ende des Krieges und der kampflosen Übergabe der Stadt an die US-Armee am 4. Mai 1945 begann ein langsamer und mühseliger Wiederaufbau. Zunächst lag der Fokus auf der Wiederherstellung wichtiger Infrastrukturen, wie dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Gnigl. Die Unterstützung aus dem Marshall-Plan, der finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau bot, war essenziell, doch die Materialbeschaffung stellte eine große Herausforderung dar. Historische Gebäude wie das Schloss Leopoldskron waren jahrelang mit einem kaputten Dach konfrontiert.
Der gesamte Wiederaufbau dauerte mehr als 15 Jahre. „Salzburgs historische Schönheit war immer eine Quelle des Stolzes für die Stadt“, sagte einst der damalige Bürgermeister Anton Neumayr. Der Wiederaufbau wurde gewissenhaft durchgeführt, um die architektonische Integrität zu wahren.
Wichtige Bauwerke, die nach dem Krieg wiederhergestellt wurden, umfassen das Mozarteum, die Alte Residenz mit ihren Prunkräumen und die Bürgerspitalkirche, die alle eine umfassende Restaurierung durchliefen. Der Wiederaufbau des Salzburger Doms, unterstützt durch eine groß angelegte Spendenaktion, wurde 1959 abgeschlossen. Die Dreifaltigkeitskirche und der Hauptbahnhof folgten ebenfalls einer sorgfältigen Renovierung.
Obwohl die Festung Hohensalzburg weniger Schäden erlitten hatte, war der Wiederaufbau für viele andere Gebäude eine immense Herausforderung. Stadtarchitekt Friedrich Metzger bemerkte dazu: „Jeder Stein, den wir wiederaufbauten, erzählte eine Geschichte.”
Bis heute sind die Spuren der Zerstörung sichtbar. Die Mönchsberggarage wurde aus ehemaligen Luftschutzbunkern errichtet, und in den Stadtbergen gibt es Restbestände von Schutzstollen. Im Kaiviertel erinnern Bronzeplaketten an die einstigen Zerstörungen.
Ein bleibendes Erbe sind auch die Blindgänger, die noch immer in Salzburgs Boden schlummern. Schätzungen zufolge befanden sich zwischen 10 und 15 Prozent der abgeworfenen Bomben als Blindgänger unter der Erde, was bei Bauarbeiten gelegentlich zu gefährlichen Funden führt. Dies zeigt, dass die Schrecken der Vergangenheit auch in der Gegenwart ein ständiger Begleiter sind.
Details zu den Bombenangriffen und deren Folgen sind in einem umfassenden Berichtswerk des Historikers Erich Marx festgehalten laut Informationen von www.salzburg24.at.