In Österreich zeigen aktuelle Studien einen interessanten Trend unter jungen Menschen: 75 Prozent der 15- bis 25-Jährigen nutzen soziale Medien und folgen Influencern. Besonders auffällig ist, dass 30 Prozent dieser Altersgruppe spezifischen Gesundheitsinfluencern nachfolgen. Kathrin Karsay, Unterhaltungsforscherin an der Universität Wien, stellte dies beim European Health Forum Gastein (EHFG) vor. Sie verknüpft die zunehmende Aufmerksamkeit für psychische Gesundheit mit den Erfahrungswerten der Corona-Pandemie, durch die das Thema verstärkt in den Fokus gerückt wurde.
Karsay betont, dass soziale Medien für viele junge Menschen eine wertvolle Informationsquelle geworden sind. Influencer fungieren oft als Vorbilder, und viele Nutzer folgen ihnen aufgrund von Gemeinsamkeiten. Dennoch warnt sie: „Nicht jeder ist ein Experte.“ Die Monetarisierung von Inhalten, insbesondere in Bezug auf Gesundheit, bezeichnet sie als ein Geschäftsmodell, das möglichst reguliert werden sollte, um Falschinformationen entgegenzuwirken.
Regulierung und Bewusstsein
Ein bemerkenswerter Punkt ist der Einfluss von Influencern auf Kaufentscheidungen. Laut der Studie haben 30 Prozent der Befragten bereits gesundheitliche Produkte auf Empfehlung eines Influencers gekauft. Karsay fordert daher eine verstärkte Regulierung, wenn Influencer über mentale Gesundheit sprechen. Trotz dieser Herausforderungen haben junge Menschen nach wie vor Vertrauen in Gesundheitsorganisationen.
Die Forscherin äußert Besorgnis über eine gewisse Trivialisierung psychischer Probleme. Das Phänomen, dass psychische Erkrankungen „im Trend liegen“, und die damit einhergehenden Selbstdiagnosen seien ihrer Meinung nach problematisch. Der ungarische EU-Abgeordnete und Mediziner András Kulja ergänzt, dass man sich nicht selbst diagnostizieren sollte. Er ermutigt die Nutzer, sich umfassende Informationen einzuholen und im Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren.
Die Rolle von Plattformen und sozialen Medien
Götz Gottschalk, Leiter der Gesundheitsabteilung bei YouTube, berichtet von rund 300 Milliarden Videoaufrufen zu Gesundheitsfragen im letzten Jahr. In Anbetracht der oft begrenzten Zeit, die Ärzte für ihre Patienten haben, bietet YouTube eine Plattform mit unendlich viel Raum für Gesundheitsthemen. Gottschalk erklärt auch, dass in Zeiten von Falschinformationen, wie sie während der Pandemie auftraten, die Verbreitung von verlässlichen Inhalten für die WHO von hoher Priorität ist.Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf science.apa.at.
Die Meinungen unter jungen Menschen variieren. Conor Warren, ein 18-jähriger Gründer einer Organisation für mentale Gesundheit, hebt hervor, dass soziale Medien auch positive Facetten aufweisen. Er hat selbst mit psychischen Problemen zu kämpfen gehabt und erkennt die Bedeutung von Alternativen zur herkömmlichen Kommunikation an. Textservices zur Unterstützung der psychischen Gesundheit können eine wertvolle Ergänzung zu den bestehenden Angeboten darstellen.
Diese Diskussion über die Rolle von Influencern und sozialen Medien in der Gesundheitskommunikation wird beim 27. European Health Forum Gastein, das vom 24. bis 27. September 2023 als hybride Veranstaltung stattfindet, weiter vertieft. Das Thema der Veranstaltung ist „Shifting sands of health. Democracy, demographics, digitalisation“.