
Die Osterfestspiele Salzburg präsentierten am 13. April 2025 eine eindrucksvolle Aufführung von Modest Mussorgskis fragmentarischer Oper "Chowanschtschina" im Großen Festspielhaus. Regisseur Simon McBurney setzte diese komplexe Geschichte über den Moskauer Strelizen-Aufstand von 1682 auf innovative Weise in Szene. Mussorgski, der die Oper zu Lebzeiten nicht vollenden konnte, erhält durch die Rekonstruktion von Gerard McBurney neues Leben, ergänzt von elektronischen Klängen des Komponisten Tuomas Norvio, die geschickt Lücken in der Musik füllen.
Die Inszenierung zeichnete sich durch ein Bühnenbild von Rebecca Ringst aus, das mit verschiebbaren Wänden gestaltet war. Trotz der vermeintlichen politischen Implikationen, die eine solche Handlung mit sich bringen könnte, zeigt die Aufführung keine direkten Anspielungen auf die gegenwärtige politische Situation in Russland. Die aufregendste Darstellung kam von Nadezhda Karyazina in der Rolle der Marfa, die sowohl darstellerisch als auch musikalisch überzeugte. Vitalij Kowaljow als Fürst Iwan Chowanskij beeindruckte mit seinem imposanten Bass und seiner Bühnenpräsenz.
Ein politisches Drama in der Oper
Die Handlung selbst ist reich an politischen Intrigen. Iwan Chowanski, ein Machtspieler im Moskau des 17. Jahrhunderts, strebt danach, Russland "wieder groß" zu machen, indem er verlässliche Bündnisse mit konservativen Gruppen wie den "Altgläubigen" eingeht. Die Inszenierung zeigt dramatische Wendungen, in denen Iwan allein auf der Bühne steht, umgeben von seinen Sklaven, und vor einer Reihe von Herausforderungen steht. Im Verlauf der Geschichte wird er von Schaklowityi zu einem Rat eingeladen, wo seine Ermordung bevorsteht, was die Bedrohungen, die von politischen Allianzen ausgehen, nochmals unterstreicht.
Es ist spannend, dass visuelle Assoziationen, wie beispielsweise der Kopfschmuck eines Mannes auf der Bühne, Erinnerungen an den QAnon-Schamanen hervorrufen und so den dramaturgischen Kontext der Aufführung erweitern. Auch die sehr unterschiedlichen Schicksale der Charaktere verleihen dem Werk Tiefe; so wird Golizyn ins Exil geschickt, während die Altgläubigen dazu aufgerufen werden, durch Selbstverbrennung zu protestieren.
Beeindruckende musikalische Darbietungen
Die musikalische Leitung übernahm Esa-Pekka Salonen, der mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra eine sinfonische Weite und präzise Musizierung bot. Das Publikum belohnte die Darbietungen mit langanhaltendem Applaus, wobei sich jedoch keine Buhs oder Bravos für das Regieteam hören ließen, was auf die gemischten Gefühle bezüglich der Inszenierung hinweist.
Die nächste Gelegenheit, "Chowanschtschina" zu erleben, gibt es am 20. April 2025, und die Vorfreude auf diese Vorstellung ist angesichts der bisherigen Aufführung groß.
Mehr Informationen zu diesem außergewöhnlichen Werk finden Sie in den ausführlichen Berichten von vienna.at, derStandard und auf der offiziellen Seite der Osterfestspiele Salzburg.
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