Die letzten Starkregenfälle haben nicht nur zu Überschwemmungen geführt, sondern auch die Gefahr von Hangrutschungen und Muren erheblich erhöht. Thomas Glade, Experte für Geomorphologie, Risikoprävention und Katastrophenschutz an der Universität Wien, warnt vor der unterschätzten Bedrohung, die von den vollständig wassergesättigten Böden ausgeht.
In der aktuellen Wetterlage, die laut Glade in ihrer Intensität und Ausdehnung bisher einzigartig war, haben Meteorologen präzise Vorhersagen erstellen können. Lobenswert sei die gute Vorstellung von der zu erwartenden Niederschlagsmenge und den besonders betroffenen Regionen. Trotz dieser Fortschritte bei der Wettervorhersage weist Glade jedoch auf erhebliche Defizite hin, wenn es um die Einschätzung der potenziellen Folgen und Schäden geht.
Der Experte betont die Notwendigkeit von verstärkten „Konsequenz-Analysen“, die die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen von Extremwetterereignissen untersuchen sollen. Glade warnt davor, dass bereits viele Hangrutschungen und Muren aufgetreten sind oder noch auftreten werden. Er sagt voraus, dass in den nächsten Tagen noch weitere Erdrutsche, auch in flachen Hanglagen, auftreten werden.
Die Prognose von Hangrutschungen ist deutlich komplexer als die Vorhersage von Starkregen. Glade erklärt, dass es schwierig ist, flächenhaft vorherzusagen, mit welcher Häufigkeit und Intensität die Ereignisse eintreten werden. Obwohl seit 2014 Monitoring-Programme in Niederösterreich betrieben werden, steht das Verständnis der Dynamiken laut Glade noch in den Kinderschuhen.
Abschließend betont der Experte die Dringlichkeit, sich auf zunehmend extreme Wetterereignisse vorzubereiten. Er warnt davor, dass die Extreme immer extremer werden und die Kapazitäten des Katastrophenmanagements überschreiten könnten. Eine bessere Vorbereitung sei entscheidend, um die Bevölkerung effektiv zu schützen und angemessen auf diese Herausforderungen zu reagieren.
