
Am 24. März 2025 fand in Wien die erste Behindertenvertrauenspersonen-Konferenz statt, organisiert von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter:innen im ÖGB (FCG). Über 100 Teilnehmer:innen aus ganz Österreich kamen zusammen, um über aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze für eine inklusivere Arbeitswelt zu diskutieren. FCG-Bundesvorsitzende und ÖGB-Vizepräsidentin Romana Deckenbacher begrüßte die Anwesenden und betonte die Bedeutung des Engagements für eine inklusive Gesellschaft.
Den Teilnehmer:innen wurden verschiedene Themen nähergebracht, die die Barrierefreiheit im öffentlichen und digitalen Raum, die individuellen Anpassungen am Arbeitsplatz, Homeoffice-Optionen, flexible Arbeitszeiten und die Sensibilisierung der Kolleginnen und Kollegen umfassten. Zu den hochkarätigen Expert:innen, die Vorträge hielten, zählten Michael Pichler von der Essl Foundation, Nico Forchthammer, Christine Steger von der Bundesbehindertenanwaltschaft und viele mehr.
Herausforderungen der Inklusion
Die Konferenz stellte einmal mehr klar, dass Menschen mit Beeinträchtigungen im Arbeitsmarkt auf zahlreiche Barrieren stoßen. In Deutschland leben rund 10,4 Millionen Menschen mit Behinderungen, von denen nur die Hälfte erwerbstätig ist oder eine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Die Arbeitslosenquote dieser Gruppe beträgt fast 11 Prozent, während sie bei nicht behinderten Personen nur 5,7 Prozent erreicht. Diese Diskrepanz ist alarmierend und erfordert Maßnahmen zur Verbesserung der Inklusion am Arbeitsplatz.
Das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) sowie weitere gesetzliche Regelungen drängen Arbeitgeber dazu, Menschen mit Behinderungen nicht zu benachteiligen. Das AGG betrachtet Inklusion als gesetzliche Verpflichtung, die auch von Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten bei der Besetzung von Arbeitsplätzen erfüllt werden muss. Ab dem 1. Januar 2024 müssen diese Unternehmen mindestens 5 Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen besetzen. Andernfalls droht eine Ausgleichsabgabe, die ab 2025 zwischen 210 Euro und 720 Euro pro Monat liegen kann.
Strategien zur Förderung der Inklusion
Um erfolgreich Inklusion am Arbeitsplatz zu erreichen, bedarf es eines auf die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen abgestimmten Arbeitsumfelds. Barrierefreie Bewerbungsprozesse, angepasste Arbeitsplätze, Schulungen zur Sensibilisierung der Mitarbeitenden sowie flexible Arbeitszeitmodelle sind entscheidend. Mentoren und Arbeitsassistenzen können ebenfalls unterstützen, um Menschen mit Behinderung bei ihrer Einarbeitung zu helfen.
Ein aktuelles Beispiel zeigt die Notwendigkeit solcher Maßnahmen. Dariean Bahr, der aufgrund eines Rückenmarksinfarkts auf einen Rollstuhl angewiesen ist, wurde von seinem Arbeitgeber DACHSER SE und der Agentur für Arbeit unterstützt, um einen barrierefreien Arbeitsplatz zu schaffen. Von der Planung bis zur Arbeitsaufnahme benötigte der Prozess sieben Monate. Der Arbeitgeber, Jan-Ferdinand Lühmann, hebt die soziale Verantwortung seines Unternehmens hervor und empfiehlt regelmäßige Abstimmungen mit der Arbeitsagentur.
Die FCG betrachtet die kürzlich abgehaltene Konferenz als ersten Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft und hat sich langfristig zum Ziel gesetzt, weitere Veranstaltungen und Maßnahmen zu initiieren. Die Schaffung einer integrativen Arbeitswelt bietet nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen die Chance auf Teilhabe, sondern stellt auch einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Unternehmenskultur dar.
Insgesamt ist die Forderung nach Inklusion am Arbeitsplatz nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein rechtliches Gebot. Die Einhaltung dieser Normen könnte dazu beitragen, die Barrieren zu überwinden, die nach wie vor in vielen Unternehmen bestehen. Die Konferenz hat gezeigt, dass der Austausch über Herausforderungen und Lösungen unerlässlich ist, um Fortschritte in diesem Bereich zu erzielen.
Weitere Informationen zur Behindertenvertrauenspersonen-Konferenz finden Sie auf ots.at. Für mehr über gesetzliche Regelungen und Unterstützungsangebote besuchen Sie barmer.de sowie arbeitsagentur.de.
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