
Vier Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown in Österreich werfen Experten einen kritischen Blick auf die Aufarbeitung der Pandemie. Laut Alexander Bogner von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist ein positives Erbe der Krise die „große Solidarität in der Frühphase“. Jedoch brachte die Impfdebatte auch eine gravierende Moralisierung mit sich: Skepsis gegenüber Impfungen wurde häufig als moralisches Versagen interpretiert. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie Julia Partheymüller, weisen darauf hin, dass die Wahrnehmung der Öffentlichkeit teils verzerrt ist. Ihre Analysen zeigen, dass die meisten Bevölkerungsteile während der Pandemie viele Maßnahmen unterstützten, während oft anders berichtet wird, wie Die Presse vermerkt.
Schwierigkeiten in der Kommunikation
Die Kommunikation zwischen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft ist während der Pandemie stark ins Stocken geraten. Bogner betont, dass die Eindämmung der pandemiebedingten Wissenschaftsskepsis entscheidend ist. „Es muss ein Dialog stattfinden“, so Bogner. Auch die Veröffentlichung von sozialwissenschaftlichen Ergebnissen, wie dem "Corona-Aufbereitungsprojekt", hat Schwächen offengelegt. Einige Stimmen fordern, dass die Aufarbeitung nicht nur medizinisch, sondern auch ethisch und ökonomisch erfolgen muss. „Wir müssen den Menschen zuhören“, unterstreicht die Politikwissenschaftlerin Gunilla Prainsack, „die sich während der Pandemie nicht gehört fühlten“, so Kleine Zeitung.
Die Experten sind sich einig: Künftige Pandemien erfordern eine präzisere und koherente Kommunikationsstrategie sowie bessere Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Prainsack fordert eine Reform der Gesundheitskommunikation und die Verbesserung der Dateninfrastruktur, um schneller auf Krisen reagieren zu können. Das im Sommer 2023 beschlossene Krisensicherheitsgesetz soll helfen, Österreich für künftige Gesundheitskrisen besser zu rüsten. Dennoch bleibt die Skepsis vieler Bürger gegenüber Institutionen bestehen, was zeigt, wie tiefgreifend die Impulse der letzten Jahre in der Gesellschaft sitzen.
Ort des Geschehens
Details zur Meldung