
In Österreich gilt die Widerspruchsregelung für Organspenden, was bedeutet, dass jeder Verstorbene automatisch als Organspender angesehen wird, es sei denn, er hat ausdrücklich zu Lebzeiten widersprochen (burgenland.orf.at). Diese Regelung steht jedoch vor einer wachsenden Herausforderung: Immer mehr Angehörige verleihen ihren Zweifeln und Ängsten Ausdruck und sprechen sich gegen eine Organentnahme aus. Laut Andreas Riedler, einem Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, berichten Angehörige häufig über ihre Unsicherheiten zu dem Zeitpunkt und dem Prozess des Hirntodes, was in der Praxis häufig zu Widersprüchen führt, die weniger aus dem Willen des Verstorbenen resultieren, sondern vielmehr aus emotionalen Ängsten der Hinterbliebenen.
Die psychische Belastung für das medizinische Personal auf Intensivstationen ist dabei enorm. Die schmerzliche Aufgabe, die Angehörigen über den Tod zu informieren und sie unter Umständen zur Organspende zu bewegen, wird durch die emotionale Last, die diese Gespräche mit sich bringen, zusätzlich erschwert. Viele Ärzte und Pflegekräfte äußern den Wunsch nach mehr Schulung in der Hirntodbestimmung und der Pflege potenzieller Organspender (aerzteblatt.de). Der Erkenntnisstand der Intensivmediziner zeigt, dass die Angst vor einer zu frühen Abschaltung der lebenserhaltenden Geräte und der damit einhergehende Druck von Angehörigen eine zunehmende Bedrohung für die Organspende darstellt. Die COVID-19-Pandemie hat die Situation noch weiter verschärft und könnte ebenfalls zur Abnahme der Organspenden beigetragen haben.
Herausforderungen in der Intensivmedizin
Besonders zeitintensive Prozesse wie die Feststellung des Hirntodes und die Organisation der Organspende liegen in der Verantwortung des intensivmedizinischen Personals. Bei dieser komplexen Angelegenheit handelt es sich nicht nur um medizinische Abläufe, sondern auch um emotionale und kommunikative Herausforderungen (aerzteblatt.de). Ein gutes Verhältnis zu den Angehörigen ist unerlässlich, um Vertrauen aufzubauen und die Bereitschaft zur Organspende zu fördern. Riedler weist darauf hin, dass die Angehörigen, die oft mit Trauer und Schock konfrontiert sind, in der Lage sein müssen, über den Willen des Verstorbenen nachzudenken und möglicherweise zustimmen zu können.
Ein Anstieg der Organspenden hängt von der Fähigkeit ab, diese Ängste zu mildern und eine Umgebung zu schaffen, in der die Angehörigen offen über ihre Bedenken sprechen können. Ärzte müssen eine Balance zwischen der medizinischen Diagnose und der emotionalen Unterstützung der Familien finden.
Ort des Geschehens
Details zur Meldung