Die OMV, Österreichs führendes Öl- und Gasunternehmen, hat am Mittwoch entschieden, den langfristigen Gasliefervertrag mit dem russischen Energieriesen Gazprom mit sofortiger Wirkung zu kündigen. Diese Entscheidung fiel, nachdem Gazprom die Gaslieferungen nach Österreich einseitig eingestellt hatte. Laut Alfons Haber, dem Vorstand von E-Control, ändert sich durch diese Kündigung "aktuell nichts an der Marktlage und den verfügbaren Mengen". Wie auch von Barron's berichtet, blieb die Menge des nach Österreich fließenden russischen Gases stabil und auch an der slowakisch-ukrainischen Grenze waren die Liefermengen unverändert.
Marktlage und rechtliche Aspekte
Die Einschätzungen über die unmittelbaren Auswirkungen sind optimistisch. Haber überzeugt, dass die Marktreaktionen minimal bleiben, und verweist auf die stabilen Gasflüsse bis Donnerstag, die etwa dem Niveau der vorangegangenen Tage entsprachen. Der frühere E-Control-Chef Walter Boltz sieht die Kündigung als rechtlich durchsetzbar an, da Gazprom keine höheren Gewalt oder ähnliche Begründungen geltend machen kann, solange es weiterhin Gas nach Österreich liefert. Die OMV ist überzeugt, gute juristische Chancen zu haben, was die außerordentliche Kündigung des Vertrages anbelangt, wie Boltz in einem Interview mitteilte.
Trotz der Kündigung wird ein umfassender Endbericht zu der umstrittenen Vertragsbeziehung zwischen OMV und Gazprom erarbeitet, wie es die Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) angeordnet hat. Der Vertrag, der schwedisches Recht beinhaltet, wurde bereits in einem Schiedsgerichtsverfahren zugunsten der OMV entschieden. Parallel zu diesem rechtlichen Vorgehen blieb der Preis für Erdgas an den Handelsplätzen stabil; am TTF in den Niederlanden sank der Preis für eine Megawattstunde Erdgas leicht auf 44,5 Euro. Die OMV-Aktien reagierten positiv und stiegen um 0,32 Prozent an der Wiener Börse, was auf das Vertrauen der Investoren in die neue Entwicklung hinweist.