Seit dem 1. Jänner 1995 ist Österreich Mitglied der Europäischen Union. Insgesamt haben die Österreicher:innen seitdem bereits sechs Mal für das Europaparlament gewählt. Das erste Mal fand diese Wahl am 13. Oktober 1996 statt. Zunächst wurden vom Nationalrat provisorisch entsendete Abgeordnete entsandt, doch später wurden sie durch gewählte Abgeordnete ersetzt.
Bereits vor dem Beitritt zur Europäischen Union wurden die Bürger:innen Österreichs aufgefordert, ihre Meinung zum Thema EU in einer Volksabstimmung am 12. Juni 1994 abzugeben. Bei dieser Abstimmung sprachen sich 66,6 % der Wähler:innen für einen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft aus.
Am 11. November 1994 befassten sich die Abgeordneten im Nationalrat mit der Frage, ob sie dem EU-Beitrittsvertrag zustimmen sollten. In dieser Debatte waren prominente Gäste wie Bundespräsident Thomas Klestil, EU-Kommissionspräsident Jacques Delors und der Präsident des Europäischen Parlaments Klaus Hänsch anwesend. Die Debatte begann um 11:00 Uhr und endete wenige Minuten vor 22:00 Uhr.
Während der Debatte sprach der SPÖ-Mandatar Peter Kostelka als erster Redner und betonte die positiven Auswirkungen des EU-Beitritts für österreichische Arbeitnehmer. Er war überzeugt, dass Österreich in der Union eine Vorbildwirkung haben und die Vision von Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Versöhnung des Menschen mit der Natur verwirklichen könne. Der ÖVP-Klubobmann Andreas Khol betonte, dass Österreich nun eine gleichberechtigte Rolle im „großen Europa“ spielen könne und sich für die neuen Demokratien in Osteuropa engagieren sollte. Jörg Haider (FPÖ) hingegen sah den Beitritt kritisch und glaubte, dass er den Verlust von Demokratie und Bürgerrechten bedeuten würde. Johannes Voggenhuber von den Grünen kündigte an, trotz politischer Bedenken für den Beitritt zu stimmen. Heide Schmidt, die Klubobfrau des Liberalen Forums (LIF), äußerte sich ausschließlich positiv zum EU-Beitritt und betonte die Bedeutung eines gemeinsamen europäischen Instruments zur Wanderungspolitik.
Es entwickelte sich eine Debatte, die zeigte, dass auch innerhalb der FPÖ unterschiedliche Meinungen zum EU-Beitritt herrschten. In der namentlichen Abstimmung im Anschluss an die Nationalratsdebatte stimmten 141 Abgeordnete für den EU-Beitrittsvertrag und 40 dagegen. Die Ablehnung kam hauptsächlich von den Mandatar:innen der Freiheitlichen Partei (FPÖ), aber auch zwei Abgeordnete der Grünen sprachen sich gegen den Vertrag aus. Bundespräsident Thomas Klestil und Bundeskanzler Franz Vranitzky unterzeichneten die Ratifikationsurkunde des Vertrags am 22. November 1994.
Damit wurde der Weg geebnet für Österreichs Einzug in das EU-Parlament, der am 1. Jänner 1995 erfolgte. Seitdem hat Österreich eine aktive Rolle in der Europäischen Union eingenommen und an den Entscheidungen des Europäischen Parlaments mitgewirkt. Die nächsten Europawahlen in Österreich sind für den 9. Juni 2024 geplant.
Es zeigt sich, dass der EU-Beitritt Österreichs ein Thema war, das sowohl politische Diskussionen als auch eine breite Beteiligung der Bevölkerung in Form einer Volksabstimmung mit sich brachte. Letztendlich sprach sich eine klare Mehrheit für den Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft aus, und Österreich ist seitdem ein vollwertiges Mitglied der Europäischen Union.