Die österreichische Polit- und Wirtschaftswelt trauert um Hannes Androsch, der am Mittwoch überraschend im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Androsch, der als Finanzminister von SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky zum Aufstieg in der Politik kam, galt lange Zeit als dessen „Thronfolger“. Nach einem stürmischen politischen Werdegang, der von Spannungen und einem bemerkenswerten Verfall seiner Beziehungen zu Kreisky geprägt war, schied Androsch 1981 aus der Regierung aus. In der Folge entwickelte er sich zu einem erfolgreichen Industriellen und plädierte unermüdlich für mehr Forschung und Bildung in Österreich, wie die Androsch Privatstiftung in einer Mitteilung bekannt gab, in der sie auch an seine trauernden Angehörigen denkt.
Androsch hinterließ ein bemerkenswertes Erbe in der heimischen Industrie. Er übernahm die marode Leiterplattenfirma AT&S, die er erfolgreich an die Börse brachte und gründete zahlreiche weitere Unternehmen, darunter den Erwerb der Salinen, was ihm den charmanten Titel „Salzbaron von Altaussee“ einbrachte. Während seiner politischen Karriere und darüber hinaus äußerte Androsch stets seine kritische Haltung gegenüber der Politik, etwa als er die Corona-Hilfsmaßnahmen als „glanzvoll gescheitert“ bezeichnete, wie die Tiroler Tageszeitung berichtete.
Ein Vermächtnis von Reformen und Bildung
Stimmen aus der Politik würdigten Androsch’s Verdienste und seinen unermüdlichen Einsatz für Reformen in der Bildung. Österreichs Präsident Alexander van der Bellen beschrieb ihn als „Persönlichkeit, die fehlen wird“, während Bundeskanzler Karl Nehammer seine Wertschätzung für die Gespräche und den Austausch mit Androsch zum Ausdruck brachte. Der SPÖ-Bundesparteivorsitzende Andreas Babler betonte, dass sein Handeln Österreich zu einem modernen Industriestaat machte. Auch die Wirtschaftskammer Österreich hob sein Engagement für soziale Gerechtigkeit und die Förderung von Wissenschaft und Forschung hervor, wie es auf vienna.at dokumentiert ist.
Androsch wird als eine der letzten großen Persönlichkeiten der Zweiten Republik in Erinnerung bleiben, die sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft Spuren hinterließ. Sein überraschender Tod hinterlässt Trauer und eine große Lücke – ein Verlust, der in den Hallen der Politik und der Wirtschaft zu spüren sein wird.