In der Stadt Wels hat sich das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung in den letzten Jahren merklich verändert. Eine aktuelle Umfrage, die das Land Oberösterreich alle zehn Jahre durchführt, zeigt interessante Ergebnisse, die für die Zukunft der Fortbewegung in der Stadt von Bedeutung sind. Während der Trend in der Vergangenheit klar in Richtung Auto ging, deuten die neuen Zahlen auf einen Umdenkprozess hin.
Die Statistik offenbart, dass der Anteil der Autofahrer von 62,8 Prozent im Jahr 2012 auf 61,5 Prozent im aktuellen Zeitraum gesunken ist. Gleichzeitig sind die Fahrradfahrten von 8,9 Prozent auf 10,7 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Fußgänger hat zugenommen: Mehr Menschen erledigen ihre Wege zu Fuß, was eine Steigerung um 0,9 Prozent auf insgesamt 18 Prozent bedeutet. Diese Veränderungen zeigen Wels in einem positiven Licht im Vergleich zu anderen oberösterreichischen Städten – gemeinsam mit Linz hat Wels den höchsten Anteil an Radfahrern.
Vorträge der Verantwortlichen
Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) bezeichnet die Entwicklung als „historische Trendwende“. Seiner Meinung nach ist die wachsende Nutzung von Rad und Fußwegen ein klares Zeichen für den Wandel im Mobilitätsverhalten. Trotz dieser positiven Wende ist er sich bewusst, dass der Ausbau des Radwegenetzes weiter vorangetrieben werden muss. Mobilitätsstadtrat Stefan Ganzert (SPÖ) ergänzt, dass der eingeschlagene Kurs in den kommenden Jahren fortgesetzt werden solle, um die Fortschritte zu sichern.
Öffentliche Verkehrsmittel im Fokus
Ein weiteres großes Thema sind die öffentlichen Verkehrsmittel, die in Wels nach wie vor als unzureichend empfunden werden. Obwohl die Stadt geografisch betrachtet an eine „Großregion“ angrenzt, haben nur 15 Prozent der Bevölkerung Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, was inakzeptabel erscheint. Die Nutzung für die täglichen Erledigungen liegt bei enttäuschenden 8,9 Prozent. Hier zeigt sich ein klares Potenzial für Verbesserungen.
Zwar herrscht weitgehende Einigkeit unter den Funktionären, dass attraktive öffentliche Verkehrsmittel benötigt werden, um die Nutzung zu steigern. Doch die Frage bleibt, ob und wann konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Die Verantwortlichen müssen dringend Vorschläge entwickeln und an die Umsetzung gehen, um die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz zu verbessern.
Die Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen hat sich ebenfalls verändert, allerdings sind diese Veränderungen nicht gravierend. Während der Zugang zu Supermärkten und Apotheken besser geworden ist, hat die fußläufige Erreichbarkeit von Banken abgenommen. Dies steht in direktem Zusammenhang mit dem zunehmenden Trend hin zu Onlinebanking und digitale Dienstleistungen.
Der Weg zur Mobilitätswende
Die Mobilitätswende in Wels steht noch am Anfang, aber die Zeichen stehen auf Veränderung. Die Kombination aus zunehmendem Radverkehr und dem Abwärtstrend bei den Autos lässt aufhorchen. Dennoch ist klar, dass ohne signifikante Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel und Infrastruktur die vollumfängliche Verkehrswende noch auf sich warten lassen wird. Die Bürger von Wels dürfen gespannt sein, welche Schritte als nächstes unternommen werden, um die Stadt fit für die Zukunft zu machen.
Aktuelle Trends im Mobilitätsverhalten
Die Veränderungen im Mobilitätsverhalten der Welser Bürger spiegeln ein breiteres globales Phänomen wider, das sich in vielen Städten vollzieht. Ein zunehmendes Bewusstsein für Umweltthemen und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Mobilität treiben viele Menschen dazu, ihre Verkehrsmittel zu überdenken. In Europa sind Städte wie Kopenhagen und Amsterdam Vorreiter in der Förderung des Radverkehrs, was sich positiv auf den Anteil von Radfahrern an den Gesamtverkehrsströmen auswirkt. In den letzten Jahren gab es auch in Deutschland eine zunehmende Bewegung hin zu Radfreundlichkeit und verbesserten Fußgängerzonen. So berichtete beispielsweise der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) von einem Anstieg der Radfahrer um 4,4 % im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr, was die wachsende Akzeptanz und Nutzung des Fahrrads verdeutlicht (ADFC).
Zusätzlich hat die COVID-19-Pandemie viele Menschen dazu veranlasst, alternative Verkehrsmittel auszuprobieren, insbesondere da viele die öffentlichen Verkehrsmittel aufgrund von Hygiene- und Abstandsregeln gemieden haben. In Städten weltweit sind Pop-up-Radwege entstanden, um Radfahrern mehr Raum zu geben und den Verkehr zu entzerren.
Herausforderungen der Verkehrsinfrastruktur
Trotz der positiven Entwicklung in Bezug auf den Radverkehr in Wels sind die Herausforderungen für die Verkehrsinfrastruktur erheblich. Der Verkehr ist nicht nur eine Frage der Planung, sondern auch eine der Finanzierung und des Engagements der Bürger. Herkunfts- und Zielanalysen sowie die Optimierung von Verkehrsflüssen müssen in zukünftige Planungen einfließen. Laut dem Verkehrsentwicklungsplan für Österreich wird ein intermodales Verkehrssystem angestrebt, das alle Verkehrsträger miteinander verbindet und die Wechselwirkungen zwischen ihnen verbessert (BMLRT).
Ein weiteres Hindernis für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist die Bequemlichkeit des Autos. Viele Menschen schätzen die Flexibilität und den Komfort, die mit der Nutzung eines eigenen Fahrzeugs einhergehen. Das Verkehrsministerium betont daher die Notwendigkeit, durch gezielte Maßnahmen das Angebot im Öffentlichen Verkehr zu verbessern und gleichzeitig die Verkehrssicherheit zu erhöhen.