WELS. Mit einem festlichen Ambiente wurde in Wels der Start in die Herbstsaison gefeiert, ein Zeichen der Zusammenkunft der Händler und Dienstleister der Stadt. Unter der Leitung des Obmanns Michael Wipplinger, der kürzlich mit dem goldenen Verdienstzeichen der Stadt geehrt wurde, ist der Vorstand des fast 120 Mitglieder zählenden Vereins stark verjüngt worden. Wipplinger, mittlerweile 60 Jahre alt, hat jedoch bereits einen Wechsel im Führungsteam angekündigt: „In den nächsten Jahren wird es einen Wechsel geben müssen“, betont er.
Die jüngere Generation im Vorstand, zu der unter anderem Christof Binder von Waxbar, Max Schwabegger von Optik Schwabegger, Mario Himmelfreundpointner von Rudolfo und Angelo Stefani von MP gehören, bringt frischen Wind mit. „Und das ist auch gut so“, erklärt Wipplinger zuversichtlich. „Sie haben einen anderen Zugang und den braucht man auch zu den neuen Technologien. Die Kunden werden digitaler und dazu muss der stationäre Handel sich anpassen.“ Wipplinger hebt hervor, dass ein Webshop nicht mit den großen Online-Riesen mithalten kann, und dass es wichtig ist, sowohl digitale als auch analoge Strategien zu kombinieren.
Die Bedeutung eines Einkaufserlebnisses
„Das Erlebnis Einkaufen mehr in den Fokus rücken. Das muss unser Ziel sein“, fordert Wipplinger. Er glaubt, dass der persönliche Kontakt und das Herausfühlen des Stoffes bei der Hose, die man kaufen möchte, entscheidende Faktoren im Einkaufserlebnis sind. Online kann man nicht ausprobieren oder die Beratung erhalten, die man in einem Geschäft bekommt. Die Herausforderung besteht darin, Wege zu finden, um die Kunden trotz der digitalen Konkurrenz zu erreichen und sie in die Geschäfte zu locken.
In diesem Zusammenhang hob Wipplinger hervor, dass die Vereinbarkeit von online und offline eine wichtige Rolle spielt. „Die Kunden erwarten mehr als nur eine schnelle Abwicklung. Wir müssen ihnen ein Einkaufserlebnis bieten, das sie online nicht bekommen. Und das geht nur im stationären Handel“, so Wipplinger. Diese Philosophie wird durch die Initiativen des Vereins unterstützt, der in Zusammenarbeit mit der Stadt und Organisationen wie Wels Marketing arbeitet.
Ein besonders wichtiger Schritt in diese Richtung ist die geplante Shopping Week, die dazu beitragen soll, ein positives Einkaufserlebnis zu fördern und Wels als einladenden Einkaufsstandort zu positionieren. „Wir müssen wegkommen von diesem Ein-Tages-Aktionismus“, sagt Wipplinger. „Es geht darum, ein ganzjähriges Wohlfühlgefühl beim Einkaufen zu schaffen und die Angebote ständig in den Vordergrund zu rücken.“
Herausforderungen für den stationären Handel
Die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen stellen für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar. Inflation, steigende Mieten und Betriebskosten sowie hohe Lohnabschlüsse belasten die Händler und Dienstleister. Wipplinger sieht jedoch eine Lösung in der Intensivierung der Kommunikation und Zusammenarbeit untereinander. „Diese gegenseitige Wertschätzung ist wichtig und die erlebe ich auch in vielen Bereichen“, so der Obmann. „Das hilft Wels weiter.“
Er betont, dass es für das Überleben der lokalen Unternehmen entscheidend ist, den Fokus auf die Zusammenarbeit zu legen, anstatt sich gegenseitig die Kunden abzuwerben. „Nur so kann man in dieser schwierigen Situation etwas erreichen“, erklärt er. Es besteht die Hoffnung, dass diese gemeinsamen Anstrengungen, gepaart mit der richtigen Strategie, den stationären Handel stärken und die Einkaufsatmosphäre in Wels nachhaltig verbessern werden.
Das Engagement von Wipplinger und seinem Team zeigt, dass sie an einer positiven Zukunft für den Handel in Wels arbeiten. „Wir müssen uns an die Entwicklungen anpassen und weiterhin präsent sein“, fasst er die Notwendigkeit des Wandels zusammen, um die Handelslandschaft lebendig und einladend zu gestalten.
Herausforderungen für den Einzelhandel
Der stationäre Einzelhandel sieht sich gegenwärtig einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Zu den wesentlichen Faktoren zählen die anhaltende Inflation, die gestiegenen Betriebskosten sowie die wachsenden Mieten. Laut einer Umfrage des Handelsverbands Österreich berichteten 79% der Händler von gestiegenen Einkaufskosten, was direkten Einfluss auf deren Gewinnmargen hat. Diese Situation erschwert es vielen Unternehmern, konkurrenzfähig zu bleiben.
Zusätzlich müssen Einzelhändler mit den fortschreitenden Veränderungen im Konsumverhalten der Verbraucher umgehen. Die Digitalisierung hat zu einem Anstieg des Online-Shoppings geführt, was stationäre Geschäfte dazu zwingt, innovative Ansätze zu entwickeln, um die Kunden vor Ort zu halten. In einer Marktanalyse von Statista wird prognostiziert, dass der E-Commerce-Umsatz in Österreich bis 2025 auf über 15 Milliarden Euro ansteigen könnte, was die Notwendigkeit für stationäre Unternehmer verdeutlicht, sich in diesem Bereich zu positionieren.
Regionale Zusammenarbeit und Initiative
Die Zusammenarbeit zwischen Handel, Politik und Organisationen wie Wels Marketing spielt eine entscheidende Rolle für die Stärkung des regionalen Einzelhandels. Initiativen wie die „Shopping Week“ sind Beispiele dafür, wie lokale Akteure gemeinsam arbeiten können, um das Einkaufserlebnis zu verbessern und die Attraktivität für Kunden zu steigern. Solche Veranstaltungen fördern nicht nur den Umsatz, sondern stärken auch die Gemeinschaft und die lokale Identität.
Ein bemerkenswertes Beispiel für erfolgreiche regionale Zusammenarbeit ist die Stadt Graz, die mit ihrer jährlichen „Graz Shopping Night“ ein ähnliches Konzept verfolgt. Diese Veranstaltungen kombinieren Stadtmarketing mit kulturellen Elementen, was nicht nur den Einzelhandel ankurbeln, sondern auch die Kultur und das Gemeinschaftsgefühl stärken kann. Wipplinger betont, dass auch in Wels das Erlebnis beim Einkaufen künftig mehr in den Fokus rücken sollte, um Kunden zu binden und neue Käufer zu gewinnen.
Erfolgreiche Strategien im stationären Handel
Um dem zunehmenden Druck durch den Online-Handel zu begegnen, setzen viele stationäre Händler auf eine Kombination aus digitalen und analogen Strategien. Dazu gehören personalisierte Kundenansprache, exklusive In-Store-Angebote und ein einzigartiges Einkaufserlebnis. Dieser Ansatz kann helfen, die Stärken des stationären Handels, wie persönliche Beratung und Produkterfahrung, effektiv in den Vordergrund zu stellen.
Des Weiteren kann die Implementierung von Omnichannel-Strategien eine Lösung darstellen. Händler nutzen heutzutage verschiedene Verkaufskanäle, und Kunden erwarten, dass sie nahtlos zwischen diesen Kanälen wechseln können. Eine Studie vom EHI Retail Institute zeigt, dass bereits 60% der Konsumenten online Research durchführen, bevor sie einen Einkauf im Geschäft tätigen. Das bedeutet, dass Händler die Brücke zwischen Online-Präsenz und stationärem Verkauf renovieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.