In Wels steht der Pflegebereich aktuell vor ernsthaften Herausforderungen. Der Pflegegipfel, der kürzlich stattfand, hat deutliche Missstände in den Alten- und Pflegeheimen der Stadt aufgezeigt, die durch einen veralteten Personalschlüssel und akuten Personalmangel verursacht werden. Die Vertreter der lokalen Parteien sind sich überraschend einig über die zugrunde liegenden Probleme, die zur Schließung von Betten in den Einrichtungen führten.
Im vergangenen Jahr konnten in Wels und Wels-Land insgesamt 145 Betten aufgrund eines fehlenden Personals nicht belegt werden. Laut Heidi Strauss, SPÖ-Landtagsabgeordnete, belastet die angespannte Personalsituation die Einrichtungen erheblich und führt zu hohen Überstunden und langen Krankenständen. Im Frühjahr waren in den sechs Alten- und Pflegeheimen in Wels sogar 92 Betten unbesetzt, was die Dringlichkeit der Problematik noch einmal verdeutlicht.
Die Notwendigkeit einer Anpassung
Die zuständige Sozialreferentin Christa Raggl-Mühlberger von der FPÖ äußerte, dass die derzeitige Situation sich verbessert habe und man den vorgeschriebenen Personalschlüssel zu etwa 117 Prozent erfüllen könne. Dennoch kritisieren die Teilnehmer des Gipfels, dass dieser Schlüssel längst nicht mehr zeitgemäß sei. Miriam Faber, die Chefin der Welser Grünen, hebt hervor, dass der veraltete Schlüssel den gewachsenen Anforderungen über die Jahrzehnte nicht gerecht wird und eine dringend erforderliche Anpassung notwendig sei, um die Herausforderungen bewältigen zu können.
Der Pflegeschlüssel definiert die Mindestanzahl an Personal, die erforderlich ist, um den Bedürfnissen der Bewohner gerecht zu werden. Zwar können Gemeinden über diesen Schlüssel hinaus mehr Personal einstellen, jedoch bleibt dies oftmals aus finanziellen Gründen aus, wie die SPÖ kritisiert. Parteichef Klaus Schinninger verweist darauf, dass der Personalschlüssel in der Vergangenheit immer übertroffen wurde, was zu einer besseren Entlastung des vorhandenen Personals führte. Schwierigkeiten bei der Finanzierung behindern jedoch diese Möglichkeit in der gegenwärtigen Situation.
Personalmangel und fehlende Qualifikationen
Raggl-Mühlberger bringt zur Sprache, dass es nicht nur um die Anzahl des Personalangebots geht, sondern auch um deren Qualifikationen. Der geltende Schlüssel sieht beispielsweise vor, dass auf einer Station mindestens eine diplomierte Krankenschwester sowie drei Pflegeassistentinnen oder -assistenten vorhanden sein müssen. Angesichts des Mangels an Krankenschwestern betont die Sozialreferentin, dass es dringend notwendig sei, die Vorgaben zu überdenken. Aktuell gibt es durchaus ausreichend Pflegeassistenten, sodass eine Maßnahme, diese mit erweiterten Kompetenzen auszustatten, in Betracht gezogen wird. „Wenn wir den PAs mehr Kompetenzen zusprechen würden, dann wäre uns schon allen geholfen“, sagt Raggl-Mühlberger.
Die Diskussionen im Rahmen des Gipfels haben den Druck auf die Verantwortlichen in Wels erhöht, schnell Lösungen zu finden. Ein aktuelles Augenmerk liegt nicht nur auf der Anwerbung von Pflegekräften im Ausland, sondern auch auf der Optimierung der bestehenden Strukturen in den Alten- und Pflegeeinrichtungen, um einer drohenden weiteren Schließung von Betten entgegenzuwirken. In dieser angespannten Lage wird deutlich, dass sowohl der Handlungsbedarf hoch ist als auch die Möglichkeiten zu Veränderungen in greifbare Nähe rücken müssen.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.meinbezirk.at.