Im Bezirk Wels-Land hat ein bemerkenswerter Vorstoß stattgefunden, bei dem sich der Stadtrat Thomas Rammerstorfer aus Wels und sein Parteikollege Ralph Schallmeiner aus Thalheim auf ihre Fahrräder geschwungen haben. Beide Politiker haben alle 24 Gemeinden des Bezirks besucht und dabei rund 136 Kilometer in nur zwei Tagen zurückgelegt. Diese Aktion zielt darauf ab, die Veränderungen und Gegebenheiten in ihrer Heimat aus der Perspektive eines Radfahrers zu erkunden.
„Das alltägliche Leben in Wels und Wels-Land ist eng miteinander verbunden, sei es im Bereich Verkehr, Wirtschaft, Bildung oder Kultur“, erklärt Rammerstorfer. „Wir sind überzeugt, dass die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Umland noch ausgebaut werden kann. Der Fahrradfahrerblick eröffnet uns neue Einsichten.“ Schallmeiner fügt hinzu, dass die Radwege zwar in einem relativ guten Zustand sind, jedoch die Möglichkeit für eBike-Ladestationen in den Gemeinden fehlt. Ein Beispiel, das positive Aufmerksamkeit verdient, ist die Gemeinde Krenglbach, wo solche Stationen bereits existieren.
Unzureichende Infrastruktur und Klimaproblematik
Ein zentrales Anliegen der beiden Grünen ist die aktuelle Rad-Infrastruktur im Bezirk, die an einigen Stellen noch verbesserungswürdig ist. Pertinente Punkte, die während ihres Ausflugs aufkamen, waren die lebhafte Zersiedelung in vielen Gemeinden sowie die weit verbreiteten versiegelten Ortskerne. Laut Schallmeiner fällt besonders auf, dass viele Gemeindezentren große, kahle Betonflächen statt schattenspendender Bäume aufweisen. „In Sattledt hat man erst kürzlich einen Platz errichtet, der jetzt fast vollständig zugepflastert ist. Statt Bäume gibt es nur riesige Sonnenschirme, die im Angesicht des Klimawandels alles andere als zukunftsorientiert erscheinen“, so Schallmeiner höchst enttäuscht über diesen Zustand.
Rammerstorfer drückt ebenfalls seine Bedenken aus: „Die Ortskerne sind oft Hitzezonen, voller Asphalt und ohne Grünflächen. Dies vermindert die Aufenthaltsqualität erheblich und das wird von den Bewohnern klar wahrgenommen.“ Dies ist besonders alarmierend, da die Herausforderungen durch den Klimawandel und extreme Wetterereignisse zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Besuch des Kernstockdenkmals und Gedenken
Im Zuge ihrer Tour haben die beiden Politiker auch das Kernstockdenkmal an der Grenze von Pennewang und Offenhausen besucht. Die Situation rund um das Denkmal sorgt für Aufregung, weil kürzlich eine informative Zusatztafel, die vom Nationalratsabgeordneten eingeführt wurde, von Unbekannten entfernt wurde. Daraufhin haben Rammerstorfer und Schallmeiner eine neue Tafel angebracht, die den historischen Kontext um den Dichter Ottokar Kernstock aufklärt. „Denkmal für Antisemiten und Rassisten haben im öffentlichen Raum nichts verloren zumal Kernstock mit dem Hakenkreuzlied in Verbindung gebracht wird“, äußern sich die beiden einig. Sie betonen die Notwendigkeit, in diesem Fall einen klaren und öffentlichen Kontext zu schaffen, während die Gemeinde Pennewang an einer Lösung arbeitet.
Des Weiteren haben sie auch das Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Gunskirchen besucht, ein Ort des stillen Gedenkens. Rammerstorfer und Schallmeiner fordern, dass die Republik durch den Ankauf des Areals eine angemessene Aufarbeitung und ein würdiges Erinnern an die tragischen Ereignisse ermöglicht. „Wir sind den Opfern, die in Gunskirchen leiden mussten, schuldig, uns an diese dunkle Geschichte zu erinnern“, meinen die beiden Politiker. „Nur wer die eigene Geschichte kennt, wird sie nicht wiederholen, und das ist unsere Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft.“