SULZBÜRGEN. Ein kulturelles Ereignis der besonderen Art entfaltete sich kürzlich in der kleinen Gemeinde Sulzbürg in der Oberpfalz. Die Aufführung des Frankenburger Würfelspiels zog nicht nur viele Zuschauer an, sondern auch zahlreiche Emotionen in Form von Tränen und Begeisterung. Nahezu 900 Besucher spendeten minutenlange Standing Ovations und ihre lautstarken „Bravo-Rufe“ an die 120 Akteure, die diese eindrucksvollen Darbietungen auf die Beine stellten.
Obmann und Darsteller des „Richter Strattner“ Michael Neudorfer berichtet von seiner langjährigen Erfahrung im Würfelspiel. „Ich spiele jetzt seit mehr als 50 Jahren beim Würfelspiel mit, aber so eine intensive, berührende Resonanz zwischen uns Spielern und den Zuschauern habe ich noch nie erlebt“, erklärt Neudorfer und kann seine Emotionen nach den Schlussworten nicht zurückhalten. Auch Max Hiegelsberger, Landtagspräsident von Oberösterreich, schloss sich diesen Gefühlen an: „Ihr habt hier im Sinne der Völkerverbindung und der Geschichtsvermittlung Großartiges geleistet!“, lobte er die Frankenburger Akteure.
Ein Gemeinschaftsprojekt der besonderen Art
Die Gastgeber zeigten nicht nur hervorragende schauspielerische Leistungen, sondern auch ein beeindruckendes Engagement bei der Organisation des Events. Die gesamte Gemeinde bereitete sich monatelang auf dieses „historische Ereignis“ vor. Tribünen wurden errichtet, und der Schlossberg verwandelte sich in eine großflächige Freilichtbühne. Ludwig Schiller, der Leiter des Sulzbürger Landl-Museums, beschreibt die Mitwirkung: „Bei sowas Einmaligem helfen wir einfach alle z’samm.“ Besonders bemerkenswert ist, dass die gesamte Veranstaltung in einem Ort mit weniger als 500 Einwohnern stattfand.
Bereits Wochen vor den Aufführungen waren die Tickets für die Veranstaltungen restlos ausverkauft. Neudorfer fügte hinzu: „Wir hätten wahrscheinlich noch ein-, zweimal auftreten können und wieder ein volles Haus gehabt.“ Diese große Resonanz unterstreicht das erheblich steigende Interesse an den traditionellen Darbietungen, die stolz auf die Vergangenheit und die Wurzeln der Gemeinde eingehen.
Eine besondere historische Verbindung »landete« in Sulzbürg, wo nach den Bauernkriegen in Oberösterreich tausende Protestanten, die nach dem „Blutgericht auf dem Haushamerfeld“ vertrieben wurden, eine neue Heimat fanden. Etwa 300 Familien ließen sich in dieser Region nieder und begründeten „das Landl“. Viele der heutigen Bewohner sind stolz auf ihre oberösterreichischen Wurzeln, was auch in den Aufführungen deutlich wurde.
Im Rahmen des Festwochenendes wurde die Ankunft der „Landler“ von lokalen Jugendlichen symbolisch dargestellt. Der Pfarrer von Frankenburg, Christoph Buchinger, reiste sogar in die Oberpfalz, um die Messe zusammen mit seinen evangelischen Kollegen zu feiern. Ein bewegender Moment war die Ablage eines Kranzes in der Gruft der Grafen von Wolfstein, die der Ansiedlung der Protestanten seine Unterstützung anboten. Ebenso wurden in jeder der beiden Kirchen mit Hilfe von Menschenketten Gedenkkerzen aufgestellt, was einen tiefgreifenden ökumenischen Moment einleitet.
Das Wochenende fand seinen Abschluss mit der Enthüllung eines Gedenksteins sowie dem Pflanzen einer „Gedächtnislinde“ auf dem Evangelischen Friedhof. Diese Linde steht symbolisch für die wachsende Freundschaft zwischen der Gemeinde Frankenburg und der Großgemeinde Mühlhausen, zu der Sulzbürg gehört. Gespräche über eine mögliche Gemeindepartnerschaft zwischen den beiden Gemeinden werden bereits von den Bürgermeistern Norbert Weber (Frankenburg) und Martin Hundsdorfer (Mühlhausen) geführt. Als ein Highlight des Wochenendes beschrieb Würfelspiel-Regisseur Hans Gebetsberger die Erfahrung so: „Ich bin zum einen stolz, wie wir hier aufgetreten sind, zum anderen unglaublich dankbar für die Herzlichkeit, die wir hier vom Empfang bis zur Abreise erleben durften. Wir sind als Gäste gekommen und gehen als Freunde!“