In Oberösterreich hat die Installation von Photovoltaikanlagen in vielen Haushalten zugenommen, insbesondere während der Zeit extrem hoher Strompreise. Während viele Hausbesitzer anfänglich von der Möglichkeit träumten, mit ihrer erzeugten Energie zusätzliches Einkommen zu generieren, sehen sie sich nun enttäuscht, da die Einspeisetarife dramatisch gesunken sind. Ein Ausweg aus dieser schwierigen Situation könnte die Teilnahme an einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft (EEG) sein.
Kein einfacher Weg zur Energieunabhängigkeit
Die Energiegemeinschaften wurden 2021 eingeführt und ermöglichen es Verbrauchern und Erzeugern erneuerbarer Energien, sich innerhalb einer Siedlung oder Region zu organisieren und ihren Strom untereinander auszutauschen. Dies erfolgt in der Regel über eine gemeinsame Trafostation oder ein Umspannwerk. In einem körperschaftlichen Zusammenschluss liegt die Idee, individuelle Bedürfnisse und Ressourcen der Mitglieder zu bündeln. Dies bietet nicht nur eine bessere Möglichkeit zur optimalen Nutzung des erzeugten Stroms, sondern ist auch eine Antwort auf die sozialen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, die durch volatile Marktentwicklungen entstehen.
Erste Schritte im Ennstal
Im Bezirk Steyr-Land, besonders im Ennstal, sind seit den frühen 1990er Jahren Windkraftanlagen aktiv. Hier waren die Voraussetzungen für die Gründung einer der ersten EEGs in Österreich gegeben. Die Gemeinschaft, die 2021 ins Leben gerufen wurde, umfasst bereits 223 Haushalte, Landwirte, und kleine Unternehmen, die sich zwischen Ternberg und Gaflenz zusammengeschlossen haben.
Smarte Lösungen für Überproduktion
Ein zentrales Problem, mit dem die EEGs konfrontiert sind, ist die Überproduktion von Energie, vor allem an sonnigen Nachmittagen. Gerd Liebig, Obmann einer EEG in Enns, beschreibt die Herausforderung, die zwischen der Energieproduktion und dem Verbrauch ausgeglichen werden muss. Um diese Balance zu halten, sieht man sich gezwungen, die Energieleistung mancher Großabnehmer zeitweise zu drosseln, um kleinen Produzenten Raum für ihre Einspeisungen zu geben.
Preisentwicklung und Vorteile der Energiegemeinschaften
Die aktuellen Einspeisetarife zeigen nach einem drastischen Rückgang ein Beispiel für die Schwierigkeiten, die viele erzeugende Haushalte nun durchleben müssen. Ab dem 1. Oktober erhalten Einspeiser lediglich 10,5 Cent pro kWh, während Verbraucher 12 Cent bezahlen müssen. Dies steht im Kontrast zu Marktpreisen, die momentan über 20 Cent liegen. Die Unterschiede im Preisgefüge machen deutlich, dass die Energiegemeinschaften vorteilhafte Lösungen haben, indem sie den Austausch zwischen Erzeugern und Verbrauchern attraktiver gestalten. Diese Gemeinschaften bieten eine Möglichkeit, den finanziellen Druck, unter dem viele Haushalte stehen, zu mindern.
Neue Wege zur Flexibilität
Um den Herausforderungen der Energieüberproduktion zu begegnen, setzen einige EEGs auf innovative Lösungen wie große Batteriespeicher. Doch die Anschaffung solcher Speichersysteme ist kostspielig und nicht ohne Herausforderungen realisierbar. Es wird daher auch verstärkt auf die Aufklärung der Mitglieder gesetzt, um Verhaltensempfehlungen zur Nutzung von Haushaltsgeräten während Zeiten hoher Produktion zu kommunizieren.
Ausblick auf die Zukunft der Bundesländerenergiegemeinschaften
Die durch die ORF Oberösterreich befragten Gemeinschaften berichten von keinen nennenswerten Nachteilen seit der Gründung, abgesehen von administrativen Aufwänden. Viele dieser Gemeinschaften erwarten mit dem Auslaufen der missbesetzten Strompreisbremse der Regierung zum Jahresende ein weiteres Wachstum. Das Potenzial zur Verlagerung des Strommarktes hin zu nachhaltigeren Praktiken bleibt also intakt.
Eine nachhaltige Energiezukunft
Die Entwicklungen in den oberösterreichischen Energiegemeinschaften deuten nicht nur auf einen strukturellen Wandel im Bereich der erneuerbaren Energien hin, sondern machen auch deutlich, wie wichtig der Gemeinschaftsgedanke in Zeiten ökonomischer Unsicherheiten ist. Durch die Bildung von Energiegemeinschaften wird die Energieversorgung nicht nur günstiger und effizienter gestaltet, sie fördert auch das soziale Miteinander und schafft ein Bewusstsein für den bewussten Umgang mit Energie.