Die Bedeutung nachbarschaftlicher Beziehungen war das zentrale Thema eines Kamingesprächs, das kürzlich von Kultur.Region.Niederösterreich in Göpfritz an der Wild veranstaltet wurde. Renommierte Gäste, darunter Bärbel Fichtl, Fachärztin für Psychiatrie, sowie Günther Kröpfl, Vorsitzender des Vereins „Mit Euch – Für Euch“, setzten sich gemeinsam mit Bürgermeisterin Silvia Riedl-Weixlbraun mit der Frage auseinander, wie ein gelungenes Miteinander in der heutigen Gesellschaft gefördert werden kann. Besonders in Zeiten, in denen digitale Kommunikation oft zwischenmenschliche Begegnungen verdrängt, erwies sich das Thema als besonders relevant.
Im Kulturstadl in Göpfritz an der Wild fanden sich zahlreiche Zuhörer ein, um den Ausführungen der Podiumsgäste zu lauschen. Moderiert von Thomas Puchinger vom ORF Niederösterreich, wurde erörtert, wie entscheidend gute nachbarschaftliche Kontakte sind. Die Referenten betonten unisono, dass eine gelingende Nachbarschaft häufig Geduld und Engagement erfordert – Eigenschaften, die in unseren schnelllebigen Zeiten oft auf der Strecke bleiben.
Hilfe zur Selbsthilfe
Besonders wichtig ist die Rolle von Nachbarschaftshilfe-Organisationen, die als soziale Netzwerke fungieren. Günther Kröpfl wies auf die Initiative „Nachbarschaftshilfe Plus“ hin, die seinem Verein zu verdanken ist. Diese Plattform ermöglicht es ehrenamtlichen Helfern, älteren und weniger mobilen Menschen im Alltag unter die Arme zu greifen, etwa durch Fahrdienste. Die Vision ist eine vernetzte Gesundheitsregion Waldviertel, in der jeder Bürger Zugang zu einem stabilen und flächendeckenden Nachbarschaftshilfe-System hat.
„Wir setzen uns dafür ein, dass Hilfe nicht an Kommissionen oder Bürokratie scheitert. Der Mensch steht im Mittelpunkt“, so Kröpfl.
Einsamkeit, insbesondere unter älteren Menschen und verwitweten Personen, wurde ebenfalls thematisiert. Zuschauerinnen und Zuschauer erfuhren von den Schwierigkeiten, die gerade diese Personengruppen haben, eine soziale Anbindung im Alltag zu erhalten. Hier ist es entscheidend, Wachsamkeit zu zeigen und aktiv auf Menschen zuzugehen, die möglicherweise in ihrer Einsamkeit gefangen sind.
Bärbel Fichtl äußerte sich zu den oft kleinen Gesten, die eine Bedeutung in zwischenmenschlichen Beziehungen haben. „Ein lächelnder Blick oder das Aufhalten der Tür sind einfache Handlungen, die einen Menschen sehen und respektieren lassen. Solche Kleinigkeiten sind der Grundpfeiler unserer Gemeinschaft,“ erklärte sie mit Nachdruck. Solche alltäglichen Gesten können entscheidend dafür sein, dass Menschen in ihrer Nachbarschaft Unterstützung und Rückhalt erfahren.
Silvia Riedl-Weixlbraun, die Bürgermeisterin von Göpfritz, hob hervor, wie wichtig es sei, in einer Gememeinschaft aktiv zu werden. Sie selbst engagiert sich stark für Projekte zur Förderung der Nachbarschaft, einschließlich spezieller Angebote für Neubürger. „Die Ehrenamtlichen und die Klienten schaffen oft tiefere Verbindungen, die über die Unterstützung hinausgehen. So entstehen Freundschaften,“ erklärte Riedl-Weixlbraun und schilderte ihre positiven Erfahrungen.
Die Diskussion veranschaulichte eindrücklich, dass Probleme wie Einsamkeit und soziale Isolation allgegenwärtig sind und echte Aufmerksamkeit erfordern, um Lösungen zu finden. Der Raum war bis auf den letzten Platz gefüllt, und das Interesse der Anwesenden an diesem Thema war unübersehbar.
Martin Lammerhuber, Geschäftsführer von Kultur.Region.Niederösterreich, begrüßte neben weiteren Gästen, darunter zahlreiche Bürgermeister und regionale Persönlichkeiten, die Wichtigkeit des Themas und die rege Teilnahme der Bevölkerung.
Insgesamt verdeutlichten die Gespräche, wie essenziell eine funktionierende Nachbarschaft ist, um auch im digitalen Zeitalter menschliche Verbindungen zu stärken und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.
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