Nach den verheerenden Unwettern in Österreich schlägt die Versicherungswirtschaft Alarm und erwartet Schäden in nie erreichter Höhe. Der Versicherungsverband (VVO) prognostiziert, dass die Schadenssummen zwischen 600 und 700 Millionen Euro liegen könnten, mit der Möglichkeit, dass diese sogar eine Milliarde Euro übersteigen. Dies wurde am Freitag veröffentlicht, als die Branche um eine schnelle und unkomplizierte Schadensabwicklung bemüht war.
Eine Vielzahl von Versicherern erwartet bereits hohe Verluste; die Wiener Städtische nennt an dieser Stelle ein Schadensvolumen von bis zu 100 Millionen Euro, während die Niederösterreichische Versicherung sogar mit Rekordschäden zwischen 80 und 100 Millionen Euro rechnet. Auch wenn große Versicherungsunternehmen wie Generali und Wüstenrot bisher keine umfassenden Zahlen nennen, ist klar, dass die finanziellen Folgen enorm sind.
Kritik und Verbesserungsvorschläge
Die Versicherungsbranche fordert, dass Naturkatastrophenrisiken künftig untrennbar mit der Feuerversicherung verknüpft werden, ähnlich dem Modell in Belgien. Der VVO-Präsident Remi Vrginaud erläuterte, wie solch eine Regelung auf freiwilliger Basis den Zugang zu Ersatzleistungen sichern und gleichzeitig sozial verträgliche Prämien ermöglichen könnte. Ob und wann diese politischen Schritte eingeleitet werden, ist noch unklar.
Aktuell bleibt die Lage in vielen betroffenen Regionen ernst. Laut LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf sind nach dem schweren Hochwasser immer noch zwölf Ortschaften schwer erreichbar. Insgesamt 68.000 Einsatzkräfte aus den verschiedenen Bundesländern waren mobilisiert worden, um die Folgen der Überschwemmungen zu bewältigen.
Schwierige Erreichbarkeit
Die am Freitag schwer erreichbaren Gebiete umfassen unter anderem Hofstetten, Loich, Frankenfels und auch einige Straßenzüge von Traismauer. In diesen Gebieten sind weiterhin zahlreiche Gebäude evakuiert, wobei die Zahlen insgesamt 219 Objekte mit 424 evakuierten Personen betragen. Hilfsbereite Einsatzkräfte, darunter auch aus Deutschland, sind im Einsatz, um die betroffenen Gemeinden zu unterstützen.
Die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betont die Notwendigkeit von Hilfe seitens der Europäischen Union, da die Schäden gewaltig seien. Während einige Bezirke mittlerweile nicht mehr als Katastrophengegebiete gelten, bleibt der Großteil weiterhin in kritischer Lage.
Wasserversorgung bleibt problematisch
Ein weiteres Problem, das im Zuge der Überschwemmungen entstanden ist, betrifft die Trinkwasserversorgung. In einigen Gemeinden ist das Wasser trüb oder sogar verkeimt, weshalb die Bevölkerung in etwa 30 Orten darauf hingewiesen wird, das Wasser abzukochen, bevor es verwendet wird. Diese Vorkehrungen betreffen unter anderem Sierndorf und Stockerau.
Die Landessanitätsdirektorin Regina Klenk warnte, dass solche Probleme in den kommenden Wochen weiterhin bestehen werden. Viele Brunnen sind derzeit mit Schlamm gefüllt, und während einige Orte bereits Entwarnung geben konnten, ist dies in vielen anderen Gemeinden nicht der Fall.
Die Abfallwirtschaft unter Druck
Zusätzlich zu den bestehenden Herausforderungen gilt es, die gesteigerten Abfallmengen zu bewältigen. Die österreichischen Entsorgungsbetriebe sind gefordert, die durch die Hochwasser verursachten Sperrmüll- und Bauschuttmengen zu beseitigen. Viele Betriebe sind selbst von den Schäden betroffen, was die Situation zusätzlich kompliziert.
Die Schwierigkeiten beschränken sich nicht nur auf die Abfallentsorgung. Auch die Wildtierbestände haben unter den Folgen des Hochwassers zu leiden. Jäger werden bald die Bestände in den betroffenen Regionen überprüfen, um die Auswirkungen auf die Tierpopulationen festzustellen und die nötigen Maßnahmen zu planen.