Schärding

Geheimnisvolle Inschrift des Zwettler Altars: Weisheiten oder Magie?

„Bauernunruhen und ein mysteriöser Zauberspruch: Was hat der späte Hochaltar der Klosterkirche Zwettl mit geheimen Weisheiten zu tun?“

Im historischen Zwettl geht ein faszinierendes Rätsel um: Der spätgotische Hochaltar, der in den 1520er Jahren angfertigt wurde und sich heute in Adamov bei Brünn befindet, verbirgt in seinen Schnitzereien eine mysteriöse Inschrift. Diese Schrift ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Fenster in die religiösen und kulturellen Umstände jener turbulenten Zeit, als das Kloster Zwettl von Bauernunruhen betroffen war.

Hintergrund der Unruhen

Die Jahre vor der Vollendung des Hochaltars waren in Niederösterreich von sozialen Konflikten geprägt. Abt Erasmus Leisser, der bereits zwei Kanonen und ein Dutzend Hakenbüchsen zur Verteidigung des Klosters angeordnet hatte, musste sich den Forderungen unzufriedener Untertanen widersetzen. Diese Unruhen führten zur Plünderung von Klosterbesitz und zur direkten Bedrohung für das Stift Zwettl. Diese Zeit der Zerrissenheit spiegelt sich in den kunstvollen, aber von inneren Konflikten geprägten Figuren des Altars wider.

Die Inschrift am Hochaltar

Das bemerkenswerteste Element des Altars ist ein aufgeschlagenes Buch, welches von den zwölf Aposteln betrachtet wird. In diesem Buch wiederholen sich rätselhafte Texte: „LYDSI XII/ NVM/ AIDA/ ICELO/ SOL E LVAS.“ Diese Buchstabenfolgen haben Rätsel und Diskussionen ausgelöst: Sind sie ein Hinweis auf böhmische Kunst oder eine Form magischer Beschwörung aus einer Zeit, als Naturwissenschaft und Magie noch eng miteinander verknüpft waren? Die Unsicherheit, die dieser Text bisher hervorgerufen hat, deutet auf die geheimen Wissensstrukturen, die in den Klöstern jener Zeit weitverbreitet waren.

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Aufschlussreiche Entschlüsselung

Bei näherer Betrachtung lässt sich die geheimnisvolle Inschrift jedoch relativ einfach erschließen. Die Buchstaben „Sol e Lua“ verweisen auf „Sol et Luna“ – also Sonne und Mond – und sind eng mit dem geheimen Text der Offenbarung des Johannes verknüpft. Insbesondere bezieht sich die Inschrift auf das 12. Kapitel dieser Offenbarung, das während der liturgischen Feierlichkeiten zu Mariä Himmelfahrt gelesen wird. Dies wird durch die erste Buchstabenfolge „LYDSI XII“, die als Fragment von „Apocalypsis 12“ zu deuten ist, gestützt.

Der gesamte Text kann somit in einem klaren Zusammenhang erkannt werden: „Apocalypsis 12. Signum magnum apparuit in coelo. Mulier amicta sole et luna sub pedibus eius.“ Dies bedeutet sinngemäß: „Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, der Mond unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“ Diese Bildsprache wurde in der christlichen Tradition häufig mit Maria assoziiert, was die tiefere Bedeutung der Inschrift unterstreicht.

Die kulturelle Bedeutung

Die Symbolik des „Großen Zeichens“ hat über Jahrhunderte hinweg eine zentrale Rolle in der christlichen Kunst gespielt. Die Darstellung der Gottesmutter Maria als solche besitzt eine besondere Bedeutung für die Zisterzienser und deren Spiritualität. Nach dem Abbau des spätgotischen Altars bleibt das Bildmotiv durch ein Sandsteinrelief in der Stiftskirche lebendig, das von Jakob Schletterer nach einem Entwurf von Paul Troger realisiert wurde.

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Das Zusammenspiel von Kunst und Religion in dieser Zeit zeigt auf, wie tiefgehend Überzeugungen und gesellschaftliche Strukturen auch die Kunstwerke jener Zeit prägten. Und so bleibt das Erbe des Zwettler Hochaltars nicht nur ein wertvolles Kunstwerk, sondern auch ein Zeugnis für die geschichtlichen und kulturellen Strömungen seiner Zeit.

Ein Erbe voller Rätsel

Die fascination des Zwettler Altars und die Rätsel um die Inschriften bieten nicht nur Einblicke in die Künste und Glaubensvorstellungen der damaligen Epoche, sondern laden auch zukünftige Generationen dazu ein, sich mit den Fragen von Kunst, Glaube und deren Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Wie weitreichend Gedanken und Ideen in der Gestaltung eines so bedeutenden Werkes ihren Niederschlag finden konnten, ist der Kern dieser zeitlosen Herausforderung, die die heutige Forschung immer wieder neu interpretiert.

Quelle/Referenz
noen.at

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