Schärding

Empfehlungen im Barock: Wie Nepotismus das Stift Zwettl prägte

Im Stiftsarchiv Zwettl blüht der Nepotismus erneut auf, denn im Barock wurden Künstler und Abt durch geheime Empfehlungen und persönliche Vorteile miteinander verknüpft!

Die Renaissance am päpstlichen Hof ist berüchtigt für ihre Nepotismus-Praktiken, bei denen Freunde und Verwandte von hochrangigen Amtsinhabern bevorzugt wurden. Auch in der Barockzeit, wie die aktuellen Entdeckungen im Stiftsarchiv von Zwettl zeigen, waren solche Gefälligkeiten weit verbreitet. Inzwischen hat sich das Archiv als wahre Schatztruhe für Informationen über die Empfehlungen von Künstlern und Handwerkern erwiesen, die oft mehr waren als nur freundliche Ratschläge.

Empfehlungen für Aufträge trafen damals nicht nur in Kunstkreisen, sondern auch unter den Äbten und Prälaten in Niederösterreich auf fruchtbaren Boden. Die gegenseitige Unterstützung war nicht nur höflich, sondern wurde als notwendig erachtet. Ein Beispiel dafür ist die Empfehlung des Bildhauers Joseph Matthias Götz, der den aufstrebenden Maler Paul Troger an die Verantwortlichen des Stifts Zwettl empfahl. Das Zitat – „Es wäre mein unmaßgeblicher Rat, Herrn Troger auch die Zwettler Bibliothek malen zu lassen“ – zeigt, wie künstlerische Verbindungen und persönliche Kontakte nahtlos ineinander übergingen.

Verbindungen unter Künstlern und Handwerkern

Die künstlerische Szene in der Barockzeit war stark vernetzt. So berichtete Abt Melchior in seinem Tagebuch über einen weiteren Kontakt zur Künstlergemeinschaft: „So vom Maller Troger recommandiret“ – dieser Hinweis verhalf dem Bildhauer Jakob Schletterer, der ebenfalls aus Tirol stammte, zu neuen Aufträgen im Stift, was deutlich macht, wie wichtig diese Empfehlungen waren.

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Die strategischen Allianzen erstreckten sich jedoch nicht nur auf die Künstler. Auch die Äbte pflegten Beziehungen, um bei wichtigen Angelegenheiten wie dem Bau von Orgeln auf die Expertise ihrer Kollegen zurückzugreifen. Ein bemerkenswerter Brief aus dem Jahr 1726 von Propst Johann Michael Führer an Abt Melchior von Zwettl verdeutlicht dies eindrücklich. Darin bat er um die Empfehlung für einen Orgelbauer, was verdeutlicht, wie gegenseitige Abhängigkeit und Vertrauen zwischen den Geistlichen herrschten.

Politische Allianzen und die Macht des Geldes

Nicht nur in künstlerischen Belangen, sondern auch in der Politik spielte die Empfehlung eine entscheidende Rolle. Am 28. April 1729 wandte sich Abt Placidus Much aus Altenburg an Abt Melchior von Zwettl und bat ihn um Unterstützung bei der Wahl eines neuen Verordneten im Landtag. „Hochgeehrtester Herr Bruder, wertester Patron!“ beginnt sein Brief, und man kann die Dringlichkeit seiner Anfrage spüren.

Details in diesem Schriftwechsel zeigen, dass es hinter den Kulissen oft auch um finanzielle Aspekte ging. Abt Placidus war an einem Jahresgehalt von 1.000 Gulden interessiert, vor allem, um seine Bauprojekte finanzieren zu können. Es bleibt unklar, ob Abt Melchior ihm tatsächlich zur Seite stand. Dennoch ist bekannt, dass Abt Placidus sein angestrebtes Amt erst drei Jahre später erhielt, was möglicherweise eine Einführung in die komplexe Welt der politischen Gefälligkeiten widerspiegelt.

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Das Stiftsarchiv Zwettl hat sich somit nicht nur als Ort der Aufbewahrung historischer Dokumente etabliert, sondern auch als ein Fenster in die Vergangenheit, das die verwobenen Beziehungen und Abhängigkeiten der damaligen Zeit anschaulich macht. Die Geschichten von Empfehlungen und politischem Einfluss zeugen von einem ausgeklügelten Netzwerk, das vor Jahrhunderten funktionierte und dessen Nachwirkungen bis heute spürbar sind.

Für Interessierte an weiteren Geschichten aus dem Stift Zwettl bietet das Archiv eine Fülle an Informationen. Es lädt dazu ein, die historische Tiefe und die Verstrickungen, die das Kunst- und Kulturleben dieser Zeit prägten, zu erforschen.

Quelle/Referenz
noen.at

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