Im malerischen Waldviertel, wo die Mönche des Zisterzienserordens im Einklang mit der Natur lebten, ist die Geschichte des Klosters Zwettl ebenso faszinierend wie vor allem von Naturgewalten geprägt. Diese historischen Überlieferungen zeigen, wie der Fluss Kamp über die Jahrhunderte hinweg sowohl Lebensräume gesichert als auch dramatische Naturkatastrophen hervorgerufen hat.
Die Mönche, die die Nähe von Gewässern suchten, wussten bereits im 12. Jahrhundert, welche Bedeutung Wasserressourcen für den Alltag hatten. Doch die ständige Nähe zum Wasser blieb nicht ohne Folgen, wie zahlreiche historische Dokumente belegen.
Historische Aufzeichnungen
Ein herausragendes Beispiel für die Archivierungsarbeit der Mönche ist das „Calendarium“ aus dem späten 12. Jahrhundert, wo bedeutende Ereignisse bis ins 17. Jahrhundert festgehalten wurden. Unter diesen Aufzeichnungen befinden sich auch Berichte über Naturkatastrophen. Ein besonders eindringlicher Eintrag stammt aus dem Jahr 1304, als die Donau über die Ufer trat und verheerende Zerstörungen in Wien hinterließ.
Der Codex 84 der Zwettler Stiftsbibliothek enthält auch Gebete, die zur Abwendung von Gewittern verfasst wurden. Diese religiösen Praktiken zeigen den direkten Bezug der Mönche zur Natur und ihre versuchte Beeinflussung durch Glauben.
Ein verheerender Eisstoß
Besonders drastisch schildert Abt Melchior von Zaunagg die Verwüstungen, die durch einen Eisstoß im Jahr 1744 verursacht wurden. In seinen Aufzeichnungen beschreibt er, dass das Wasser so hoch stieg, dass es durch alle Ställe im Mayrhof strömte und das Vieh gerettet werden musste. Diese dramatischen Naturereignisse führten dazu, dass die Mönche und die umliegende Bevölkerung zahlreiche Maßnahmen ergreifen mussten, um sich zu schützen.
Eine Anekdote voller Unsicherheit offenbart sich in den Aufzeichnungen des damaligen Hoftheatermalers Franz Anton Danne, der aufgrund der Wassermassen gezwungen war, mit einem Schiff von Nussdorf nach Wien zu gelangen. Solche Erzählungen sind eine ständige Erinnerung an die unberechenbare Wucht der Natur.
Die wiederholten Flutkatastrophen und Wetterextreme in der Region haben die Mönche dazu veranlasst, sich immer besser abzusichern. Bereits im 19. Jahrhundert war das Stift versichert, um den ständigen Risiken durch Hochwasser und Naturkatastrophen entgegenzuwirken.
Ein weiterer bedeutender Vorfall ereignete sich im Jahr 1824, als ein dreitägiger Regenfall die Umgebung der Kampüberflutung verursachte. Diese Ereignisse spiegeln das Zusammenspiel von Mensch und Natur wider, das über Jahrhunderte hinweg zu Herausforderungen führte. Sie zeigen, dass trotz aller Vorkehrungen die Natur oft stark und unberechenbar bleibt und die Menschen vor große Probleme stellt.
Das Kloster Zwettl ist nicht nur ein Ort der religiösen und kulturellen Bedeutung, sondern auch ein lebendiger Zeuge der Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Mensch und Natur in der Region. Die Aufzeichnungen der Mönche, die sowohl der Nachwelt als auch dem Glauben dienten, bieten einen tiefen Einblick in die Herausforderungen dieser Zeit und die Resilienz der Menschen.
Für mehr Geschichten aus dem Stift Zwettl, siehe hier.